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Frankfurter Latern — 4.1863

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No. 23 u. 24 (30. Juni 1863)
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https://doi.org/10.11588/diglit.49906#0093
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Jllustrirtes-satyrisches, humoristisch-lyrisches, kritisch-raisonnirendes, ästhetisch-annoncirendes
Wochenblatt, wo die Woch' zehn Tage hat.


23 u. 24.

Frankfurt a. N., 30. Zuni 1863.

Vierter Jahrgang.

Diese Laterne wird im 2. Quartal an salzenden Abenden angesteckt werden: am 11., 21. April, 1., 11., 20., SO. Mai, 6., 18., 22. und SS. Juni, wovon die am 20- Mai und
So. Juni erscheinenden Nummern Doppelnummern werden. — Das Laternengeld betrügt Per Quartal, sowohl hier als durch die Post bezogen, nur 1 fl. 12 kr. oder 21 Sgr. — Ma»
abonnirt bei allen Postämtern und Buchhandlungen. — Eine einzelne Laterne kostet !> kr- — Beiträge, sowohl literarische als artistische, werde» angenomme» und anständig honorirt.

HauS- und Gnrtenkalender der Latern.
Gar Mancher hat bei Leberleiden in Karlsbad Heilung schon gefunden;
Allein von Bismarck-Leiden kann man in Karlsbad nicht gesunden!

Bauernregel.
Wer viel verbietet, viel verwarnt, der wird am Ende selbst umgarnt;
Zu straff gespannter Bogen springt, der Pfeil dem Schütz in's Herz ost dringt!

Aerztliche Maßregel für einen hohen kranken Kurgast,
aufgestellt von dem Medicinalrathe der „Frankfurter Latern".

s ist kein Fürst so hoch gefürstet,
Er muß sich fügen unserm Brauch,
Er wird gestriegelt und gebürstet,
Wie and'rc simple Kranken auch.
So fei auch Du bei uns willkommen,
Mn Elizir ist Witz und Spott,
Wenn wir dich in die Kur genommen,
Hilft Dir das nicht, dann — Helf' Dir Gott!
Ein russisch' Dampfbad soll bekommen
Dir Wohl zu einem guten Schweiß,-
Doch nein, — Du hast schon eins genommen,
Noch ist Dein Rücken davon heiß.
'ne kalte Touche für den Schwindel,
Der Dir so sehr zu Kopse steigt,
Dir und dem wind'gcn Hofgesinde!, —
Die wäre dringend angezeigt.


Für Manches, was Dir Ucbelkciten
Gemacht in Deinem Mustcrstaat
Ein wirksam' Mittel zu bereiten,
Auch dazu wüßten wir noch Rath:
Willst Du nicht selbst Dein Urtheil sprechen,
Vergeuden Deine letzte Kraft,
So mußt Du einmal gründlich brechen —
Mit Deiner feilen Junkerschaft.
Vor Allem seien Dir in Kürze,
Die Stimulantien versagt.
Es scheint, daß Dir die scharfe Würze
Franzöf'scher Küche nicht behagt. —
Weil Du — bedenkliche Erscheinung! —
Verstopft bist für das freie Wort,
Für befs're O esf-(entliche Mci-)nung
Zu sorgen rath' ich Dir sofort!

Du bist, das mußt Du selber spüren
Von Junker-Hochmuth ausgcschwemmt,
D rum rath' ich — weislich abzusühren, —
Was uns den freien Athem hemmt. —
Geht Dir die Reaktion zu träge.
Gleich bist Du höchlich irritirt.
D'rum rath' ich kalte Ueberschläge
Am rechten Platze applicirt.
Dem Junkerthum auch gib den Ruhstand,
Dem Wurm, der uns am Leben zehrt.
Dann wird der allgemeine Zustand
Vielleicht nochmal des Redens Werth!
Den Kopf zu waschen Dir bei Zeiten,
Weil eingenomm'nes Hirn Du klagst,
Halt' ich für gut und will's bereiten,
So stark Du cs vertragen magst.

So wollen wir die Kur beenden, —
Wirst manchmal auch ein wenig matt

Du gehst hervor aus unfern Händen,
Ein Kerl, der sich gewaschen hat!
 
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