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Einleitung.

mein Urtheil als ein unparteiisches angesehen und man mit mir
der Meinung sein werde, daß durch das Copiren nach Vorlege-
blältern das Auge nicht so gebildet werden kann, daß es Gegen-
stände in der Natur, daß es also die Lage der verschiedenen
Punkte, Linien und Flächen im Raume, Schatten und Licht in
allen ihren Abstufungen und Uebergangen an körperlichen
Dingen richtig zu beurtheilen und aufzufassen im Stande ist.
Deshalb lasse ich meine Schüler, nachdem sie sich Fertigkeit im
Zeichnen geometrischer Darstellungen durch Copiren von Zeich-
nungen angeeignet haben, nach körperlichen Modellen, zuerst
nach denen von Ferd. Dupuis, dann nach den Kopfmodel-
len und den Modellen ganzer menschlicher Figuren von Alex.
Dupuis zeichnen. Hierauf folgt das Ornamentzeichnen.

Wir sehen ein, daß diese Reihenfolge mit den Wünschen
vieler Schüler, namentlich derer, welche technische Lehranstalten
besuchen, nicht übereinstimmt, insofern dieselben das Ornament-
zeichnen ausschließlich zu üben beabsichtigen. Der Bereich dieses
Zweiges ist so groß und mannigfaltig, daß Jeder darin das fin-
det, was er für seinen künftigen Beruf gerade nöthig hat. Nun
gehört aber zum Ornamentzeichnen schon eine genaue Kenntniß
der perspektivischen Gesetze, eine große Fertigkeit im Zeichnen
menschlicher Köpfe und Figuren, welche ja selbst in Ornamenten
vielfach auftreten. Hat aber auch der Schüler jene Gesetze er-
kannt und sie vielfach im Zeichnen menschlicher Köpfe und Figu-
ren angewandt, so bieten ihm doch die Ornamente noch zahl-
reiche Schwierigkeiten durch ihre Mannigfaltigkeit und ihren
Reichthum. Jedes Gebilde der Natur, Kunst und Phantasie
kann einzeln und in den mannigfachsten Verbindungen, welche
die Einbildungskraft zu schaffen im Stande ist, Vorkommen.

Es geht hieraus schon zur Genüge hervor, daß der Tech-
niker auch allein, um vorhandene Ornamente copiren zu können,
die bezeichneten Vorstudien durchgemacht haben müsse; stellen wir
an ihn aber noch die höhere Anforderung, im Bereiche der Or-
 
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