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Einleitung

Durch das Freihandzeichnen sollen Auge und Hand so aus-
gebildet werden, daß sie im Stande sind, die Gegenstände in
der Natur richtig aufzusassen und treu und wahr wiederzugeben.
Es ist zwar leicht einzusehen, daß der Zeichenunterricht, wie er
bis jetzt größtentheils noch betrieben wird , und welcher darin
besteht, daß der Schüler säst ausschließlich nach Vorlegeblättern
copirt, auch wenn diese in systematischer Reihenfolge, was übri-
gens nur selten der Fall ist, von ihm durchgearbeitet werden,
nicht zu dem oben ausgesprochenen Zwecke zu führen vermag;
doch muß ich, um das Unzureichende dieser Zeichenmethode voll-
' ständig nachzuweisen, auf dieselbe noch näher eingehen.

Beim Copiren nach Vorlegeblättern kann man das Behan-
deln der Zeichengeräthschaften kennen lernen, man kann sich eine
Fertigkeit im Technischen des Zeichnens, im Umrißzeichnen, im
Schattiren aneignen. Es ist deshalb ein Unterricht, der die
Schüler dazu anhält, genau und sorgfältig nach zweckmäßigen
Vorlagen zu copiren, für den Anfang durchaus nicht nutzlos,
sondern meines Dafürhaltens sogar unerläßlich. Man würde
von dem Anfänger zu viel verlangen, wollte man ihm zumu-
then, daß er die technische Fertigkeit des Linicnzeichnens sich beim
Zeichnen nach körperlichen Modellen aneigne. Deshalb be-
schäftige ich meine Schüler in den ersten anderthalb Jahren so,
wie ich es weiter unten unter I. mittheilen werde; und ich ge-
höre demnach nicht zu Denen, die das Copiren nach Zeichnungen
ganz verbannen wollen, darf also um so mehr erwarten, daß

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