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Fundchronik von den Jahren 1888—1892.
Fortsetzung der in den Württ. Vierteljahrsheften 1890 gegebenen Zusammenstellung.
Yon Max Bach in Stuttgart.
I. Vorrömische Zeit.
a. Steinzeit.
1) Bei Gutenberg OA. Kirchheim wurde die dort gelegene
Höhle, das „Heppenloch“, von den Herren Pfarrer Gussmann und
Medizinalrat Dr. Hedinger in den Jahren 1889—90 ausgegraben.
Es fand sich eine reiche diluviale Fauna, und zwar gehören, wie
Prof. v. Nehring in Berlin annimmt, die meisten der von ihm be-
stimmten Tiere einer noch älteren Periode an, welche derselbe als
präglacial bezeichnet. Von Stein Werkzeugen sind 3 Arten
zu unterscheiden: die beilförmigen, messerförmigen und keilförmigen ?
Besonders interessant ist ein in der Mitte gespaltener Schenkel-
knochen eines Ochsen, in den ein keilförmiger Feuerstein genau
passt. An 2 Schädeln sind Hiebe mit Steinbeilen unverkennbar:
Zähne von Kaubtieren können unmöglich an den Verletzungen schuld
sein. Die Knochen wraren sämtlich in Jurabreccie, welche mit Bohn-
erz untermischt war, eingebacken. Vergl. den eingehenden Bericht
von Dr. Hedingee im A. C. 1891 Nr. 2 u. 3.
2) Bei Giengen a. d. Brenz, OA. Heidenheim, entdeckte Ober-
förster Sihler im Frühjahr 1892 die Irpfelhöhle. Im Verhält-
nis zu andern Höhlen der schwäbischen Alb ist sie nur ein un-
bedeutender Schlupf; die Schuttablagerungen in derselben waren
ganz eigenartiger Natur, eine mit Höhlenlehm verbundene mehr oder
minder grobkörnige Breccie von Jurakalk, Scherben und Splitter,
vermischt mit grossen, mächtigen Felsblöcken, verkittet mit Lehm,
der als Rückstand des verwitterten Kalkgesteins angesehen werden
darf. Inmitten dieser Masse lagen die zahllosen, meist zersplitterten
und zerbrochenen Knochen von Säugetieren. Dr. E. Fraas hat ca. 950
Knochen und Zähne untersucht und bestimmt, welche sämtlich der
Diluvialfauna angehören: Höhlenhyäne, Höhlenbär, Höblenlöwe, Mam-
mut, Nashorn, Wisent, Rentier u. s. w. Aber auch die Spuren des
Menschen fehlen nicht, sie bestehen in Feuersteinlamellen,
welche unzweifelhaft durch Menschenhand bearbeitet worden sind.
Nach den gemachten Funden ist diese Höhle als palaeolithisch
zu bezeichnen, s. Dr. E. Feaas in der Zeitschr. d. deutsch. Geolog.
Gesellschaft 1893 und Sch. A. 1893 Nr. 11.
Anmerkung. Abkürzungen: A. A. = Archiv für Anthropologie. A. C.
= Correspondenzblatt der deutschen Gesellsch. für Anthropol. D. V. = Deutsches
Volksblatt. n„ ö., s., w. = nördlich, östl., südl., westl. N. T. = Neues Stuttg.
Tagblatt. P. B. = Prähistorische Blätter. R. G. = Reutlinger Geschichtsblätter.
Sch. A. = Blätter des Schwab. Albvereins. Schw. K. M. A. = Kronik des
Schwab. Merkurs, Mittagsblatt, Abendblatt. St. A. = Staatsanzeiger. St. A. S.
= Staatssammlung Vaterland. Altertümer zu Stuttgart. W. C. = Correspondenzbl.
der Westdeutschen Zeitschr. Z. E. V. = Zeitschr. für Ethnologie, Verhandlungen.
Fundchronik von den Jahren 1888—1892.
Fortsetzung der in den Württ. Vierteljahrsheften 1890 gegebenen Zusammenstellung.
Yon Max Bach in Stuttgart.
I. Vorrömische Zeit.
a. Steinzeit.
1) Bei Gutenberg OA. Kirchheim wurde die dort gelegene
Höhle, das „Heppenloch“, von den Herren Pfarrer Gussmann und
Medizinalrat Dr. Hedinger in den Jahren 1889—90 ausgegraben.
Es fand sich eine reiche diluviale Fauna, und zwar gehören, wie
Prof. v. Nehring in Berlin annimmt, die meisten der von ihm be-
stimmten Tiere einer noch älteren Periode an, welche derselbe als
präglacial bezeichnet. Von Stein Werkzeugen sind 3 Arten
zu unterscheiden: die beilförmigen, messerförmigen und keilförmigen ?
Besonders interessant ist ein in der Mitte gespaltener Schenkel-
knochen eines Ochsen, in den ein keilförmiger Feuerstein genau
passt. An 2 Schädeln sind Hiebe mit Steinbeilen unverkennbar:
Zähne von Kaubtieren können unmöglich an den Verletzungen schuld
sein. Die Knochen wraren sämtlich in Jurabreccie, welche mit Bohn-
erz untermischt war, eingebacken. Vergl. den eingehenden Bericht
von Dr. Hedingee im A. C. 1891 Nr. 2 u. 3.
2) Bei Giengen a. d. Brenz, OA. Heidenheim, entdeckte Ober-
förster Sihler im Frühjahr 1892 die Irpfelhöhle. Im Verhält-
nis zu andern Höhlen der schwäbischen Alb ist sie nur ein un-
bedeutender Schlupf; die Schuttablagerungen in derselben waren
ganz eigenartiger Natur, eine mit Höhlenlehm verbundene mehr oder
minder grobkörnige Breccie von Jurakalk, Scherben und Splitter,
vermischt mit grossen, mächtigen Felsblöcken, verkittet mit Lehm,
der als Rückstand des verwitterten Kalkgesteins angesehen werden
darf. Inmitten dieser Masse lagen die zahllosen, meist zersplitterten
und zerbrochenen Knochen von Säugetieren. Dr. E. Fraas hat ca. 950
Knochen und Zähne untersucht und bestimmt, welche sämtlich der
Diluvialfauna angehören: Höhlenhyäne, Höhlenbär, Höblenlöwe, Mam-
mut, Nashorn, Wisent, Rentier u. s. w. Aber auch die Spuren des
Menschen fehlen nicht, sie bestehen in Feuersteinlamellen,
welche unzweifelhaft durch Menschenhand bearbeitet worden sind.
Nach den gemachten Funden ist diese Höhle als palaeolithisch
zu bezeichnen, s. Dr. E. Feaas in der Zeitschr. d. deutsch. Geolog.
Gesellschaft 1893 und Sch. A. 1893 Nr. 11.
Anmerkung. Abkürzungen: A. A. = Archiv für Anthropologie. A. C.
= Correspondenzblatt der deutschen Gesellsch. für Anthropol. D. V. = Deutsches
Volksblatt. n„ ö., s., w. = nördlich, östl., südl., westl. N. T. = Neues Stuttg.
Tagblatt. P. B. = Prähistorische Blätter. R. G. = Reutlinger Geschichtsblätter.
Sch. A. = Blätter des Schwab. Albvereins. Schw. K. M. A. = Kronik des
Schwab. Merkurs, Mittagsblatt, Abendblatt. St. A. = Staatsanzeiger. St. A. S.
= Staatssammlung Vaterland. Altertümer zu Stuttgart. W. C. = Correspondenzbl.
der Westdeutschen Zeitschr. Z. E. V. = Zeitschr. für Ethnologie, Verhandlungen.