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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 1.1893

DOI Artikel:
Edelmann, Hyronimus: Die Reihengräber von Hedingen-Sigmaringen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27197#0065
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57

Die Reihengräber von Hedingen-Sigmaringen.

Mitgeteilt von H. Edelmann in Ebingen.

Mit 8 Figuren.

Wenn man vom Josephsberge bei Sigmaringen her gegen die
1892 vollendete Gruftkirche der fürstl. HoiiENZOLLERN’schen Familie
zu He dingen hinabgeht, bemerkt man rechts unterhalb des neu-
erbauten Gymnasiums einen unbedeutenden Höhenzug, welcher vor
der oben genannten Kirche endet. Auf demselben sind die Gebäude
der Herren Gebrüder Nell und des Kunstmalers Lorch. An dieser
Stelle, teils auf dem Plateau, teils am Fusse des Hügels, hat vor
etwa 40 Jahren der verstorbene K. Kammerherr v. Mayenfisch, ein
eifriger Altertumsforscher, 40 Gräber aus der Völkerwanderungszeit
aufgedeckt, welche Skelette von Männern, Frauen und Kindern jeden
Alters enthielten. Die meisten dieser Grabstätten hatten keine Bei-
gaben, einige dagegen waren wieder reich ausgestattet, worunter sich
aber nur 4 als solche von bewaffneten Kriegern erw'iesen. Prof. Dr.
Lindenschmit, der im Februar 1893 für unsere Wissenschaft leider
zu früh verstorbene Altmeister, hat die Fundstücke in seinem vor-
trefflichen Werke „Die vaterländischen Altertümer der fürstl. Hohen-
zoLLERN’schen Sammlungen zu Sigmaringen“ in Wort und Bild vor-
geführt, und es galt nach ihm dieser Friedhof als vollständig untersucht.
Letzteres war aber, wie wir weiter unten sehen werden, nicht ganz
der Fall. Herr v. Mayenfisch vermutete scheint’s an dem Abhang
des geringfügigen Höhenzuges keine weiteren Gräber, während nach
meinem Dafürhalten und meinen Erfahrungen gerade hier die jeweiligen
Gräberreihen in der Richtung von Nord nach Süd begonnen haben,
und zwar sind 4 solcher Reihen zu konstatieren, deren erste Skelette
in einer Linie, mit dem Gesicht nach Osten schauend, lagen; die
Entfernung war bei zweien vom Fusse des ersten bis zum Schädel
des zweiten etwa 1 m, oder, was dasselbe, 1 m von der ersten Reihe
bis zu der zweiten.

Im Sommer 1888 Hessen die Herren Gebrüder Nell das oben
angeführte Gebäude herstellen. Bei dieser Gelegenheit fand der
leitende Architekt Laur, wie er mir mitteilte, ein Speereisen,
50 cm lang, eine Spatha mit fehlendem Griffe, 61 cm lang, einen
gut erhaltenen Schildbuckel mit 15 cm Oeffnungsdurchmesser,
sowie 2 Slcramasaxe von 50 und 62 cm Länge, ausserdem Eisen-
reste, welche ich für das Gespänge des Schildbuckels halte; auf
einem dieser Reste sitzt ein Bronzeknopf. Herr Laur hatte die
Freundlichkeit, mir die Stelle zu zeigen, wo diese Funde herstammen.
In der gleichen Linie, dem Osten zu, fand man im Juli 1889 bei
Grabarbeiten für das LoRCifsche Haus in der Tiefe von 1 m, auf
Felsengrund ruhend, ein gut erhaltenes Skelett. Gerade in Sig-
maringen weilend, erfuhr ich davon und nahm an Ort und Stelle
das Fundprotokoll auf. Der Schädel des Skelettes lag in einer,
wie es schien, eigens für diesen Zweck ausgehauenen Felsen-
höhlung; aus diesem Grunde war derselbe natürlich in einem vor-
 
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