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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 13.1905(1906)

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Eine römische Villa bei Betzingen, ausgegraben im September und Oktober 1905
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https://doi.org/10.11588/diglit.42296#0076
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sich eine schwärzliche 2—3 cm dicke Schicht allmählich vermoderter
Weizenkörner, die zum Teil noch tadellos erhalten waren. All dies
ist durch gewaltsame Zerstörung (ob durch Feuer, ist fraglich) in
den Kellerraum gestürzt. In der Nordwestecke läuft eine aus roh-
behauenen Sandsteinstufen errichtete Treppe in den Hof hinauf
(s. Abb. 2); sie war außerhalb der Mauer mit Tuffstein bekleidet.
Den untersten Treppenabsatz bildet eine 1,62 m breite und 0,40 m
tiefe Sandsteinplatte. Die auf beiden Seiten vorhandenen Rillen
dienten wohl zur Einsetzung einer Holzverschalung. Ein anderer Ein-
gang zum Keller ließ sich sonst nirgends feststellen.
Die Decke unseres Raums war nicht gewölbt. Keilsteine, die
in den Kellerraum batten stürzen müssen, fehlten fast ganz; es kann
sich demnach nur um eine Ueberdeckung mit Balken handeln. Gegen
den Schluß der Ausgrabung stieß man noch unter dem gestampften
Lehm auf eine von der Siidwestecke aus nicht ganz diagonal laufende,
in den gewachsenen Schiefer gehauene Dohle und neben ihr auf
einen keilförmigen Stein unbekannter Bestimmung. Von einer Wasser-
leitung jedoch war nichts zu finden. Aus dem auffallenden Lauf
dieser Dohle ist zu entnehmen, daß sie schon vor dem Aufbau der
Villa bestand; vielleicht hängt sie mit den auf der Höhe nördlich
liegenden sogen. „Römerschanzen“ zusammen.
An den Keller stößt, in gleicher Höhe und mit gleichem Boden
wie Raum I und II, der Wohnraum IV an, 7,40 X 5,90 m. Die
Mauern sind östlich 1,00, südlich und nördlich 0,90 m, die West-
mauer, die sich nach Süden fortsetzt und im Norden in die Hof-
mauer übergeht, 1,20 m dick. Heizkacheln wurden bei der heutigen
Senkung des Niveaus gegen Westen dort nicht mehr viele gefunden.
Die Ostwand des Gemachs ist in ihrer direkten Verlängerung auf
das an der nördlichen Hofwand sich befindliche Gemäuer orientiert,
ohne daß sich jedoch eine dorthin laufende Mauer konstatieren läßt.
Der Zweck dieser Aufmauerung selbst ist nicht recht ersichtlich.
Entspräche ihr weiter östlich an der Hofwand eine zweite, so könnte
es sich um die Pfeilerfundamente einer Veranda handeln von der-
selben Art, wie sie Miller (a. a. O. S. 8) an der Villa von Hergots-
feld festgestellt hat; es ist auch nicht unwahrscheinlich, daß die
eine Mauerung schon früher durch den Pflug herausgerissen wurde.
Ebensowenig lassen die Fortsetzungen der nördlichen Hofmauer
nach Osten und der westlichen nach Süden sichere Deutungen zu.
Parallele Züge, mit denen sie einen Vorbau bilden könnten, sind
nicht vorhanden. Dazu brechen sie plötzlich ab, eine Lücke in der
Mauerführung ist auf Grund der dort angestellten Weitergrabungen
unmöglich. Es finden sich derartige Vorsprünge auch noch bei
anderen Villen (s. Miller a. a. O. S. 11, 12, 25).
Waren hinter diesen Mauern Holzanbauten angebracht, die als
Speicher dienten und deren Wetterseite aus soliderem Material be-
stand? Die Horrea außerhalb des eigentlichen Gehöfts anzulegen,
empfahl sich besonders wegen Feuersgefahr (vergl. Vitruv VI. 5,4).
Der Hofraum, 27,45 X 17,75 m, hat nur geringe Pflasterung, doch
 
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