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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 13.1905(1906)

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Eine römische Villa bei Betzingen, ausgegraben im September und Oktober 1905
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https://doi.org/10.11588/diglit.42296#0077
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muß nach Aussagen der Eigentümer früher mehr davon vorhanden
gewesen sein. Ein diagonal durch den Hof gezogener Versuchs-
graben stieß auf keine weiteren Mauerzüge.
An Funden förderte die Grabung außer den üblichen groben
Gefäßscherben (besonders hinter I, wo auch ein kleines Messer,
Länge der Schneide 14, des Griffs 10 cm, gefunden wurde) und
einigen wohlerhaltenen Dachziegeln (tegulae und imbrices) nicht
viel Nennenswertes zutage, vor allem keine Münzen h Beobachtung
verdient eine Menge von bemaltem Decken- und Wandverputz in
großer Mannigfaltigkeit der Farben. Die meisten Stücke fanden sich
im Kellerschutt. Die Bemalung selbst ist handwerksmäßig und
zeigt in ihrer Vorliebe für grelle Farbenzusammenstellung ganz den
bäuerlichen Geschmack: grüne, rote und blaue Linien auf weißem
Grund teils parallel gesetzt, teils in regelmäßigen Rhomboiden durch-
einanderlaufend, rote Punktierung auf gelbem Grund, ein stilisiertes
Pflanzenornament in rot auf blaugrau, endlich in Raum IV ein Blatt
hellgrün auf weiß; rote Flächen überwiegen. Die Farben waren
noch ziemlich gut erhalten, vielfach glänzend, also mit Firnis durch-
setzt. An terra sigillata1 2 war nur wenig vorhanden und darunter
kaum etwas Bemerkenswertes, außer zwei Töpferstempeln, von denen
nur der eine vollständig lesbar ist und LILLVSF lautet, während
der andere, auf spitzem Tassenboden nur oberflächlich geprägt,
höchstens die fünf letzten Buchstaben erkennen läßt: . . . MNIVSF.
Ein identischer Lillusstempel wurde auf dem Kastell Großkrotzenburg
bei Hanau gefunden; bei beiden ist die Hasta des ersten L kaum
angedeutet, auch die Form des S stimmt überein3. Nehmen wir
mit G. Wolff4 für dieses Kastell nach den Funden daselbst die
Mitte oder das Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. an, so haben wir
eine ungefähre Datierung unseres Gebäudes. Ein zweiter identischer
Stempel fand sich auf dem Kastell Feldberg. Ludowici5 verzeichnet
aus den Rheinzabener Töpfereien nicht weniger als 7 Gefäße mit
diesem Namen. Lillus ist ein Fabrikant, der auch in Westerndorf
arbeiten ließ und, wie daraus hervorgeht, erst in die zweite Hälfte
des 2. Jahrhunderts fällt.
Zu nennen sind noch zwei Graffiti: Der eine, auf dem Boden
eines terra sigillata-Gefäßes eingekratzt, zeigt nur noch die Zeichen
SAC
das übrige ist abgebrochen. Besser zu deuten ist der zweite auf
einem Scherben, der einem großen Tonkrug angehörte:
T P VIII

1 Leber neugefundene Römermünzen aus Betzingen s. Fundb. XII. 123.
2 S. Nachtrag S. 5.
3 S. die Abbildung in Kastell Großkrotzenburg Limes XX. S. 32 No. 13.
4 A. a. 0. S. 16 ff.
5 Stempelnamen römischer Töpfer von meinen Ausgrabungen in Rhein-
zabern S. 48.

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