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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Editor]; Württembergischer Altertumsverein [Editor]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Editor]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Editor]
Fundberichte aus Schwaben — 17.1909

DOI issue:
Neolithische Zeit
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Goessler, Peter: Vaihingen a. F.: Eine Schussenrieder Landsiedlung
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43784#0012
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wohnbarkeit noch die Wandbänke auf allen Seiten, 0,40 m breit und
0,45 m hoch, abgehen. In diesem Mittelraum war kein Herdloch,
auch keine als Abfalloch zu erkennende Vertiefung; nur Feuerspuren
in der NO-Ecke. Der Raum ist also ein Atrium mit geringer Feuer-
stelle. Fürs Wohnen waren besonders geeignet die Wandbänke; die
Spuren der Abdeckungen mit Holzbohlen zeigten sich überall. An
den Ecken waren diese Bänke nach innen verbreitert und abgerundet.
Das Holz war Eiche. Die Außenwände wiesen ihre Spuren in den
vielen gebrannten Lehmbrocken mit Stangenholzabdruck auf. An der
SO-Ecke zeigten sich die Spuren eines Loches und von Verkeilsteinen:
es war dies ein Holzpfeiler. An der Südwand waren hinter und unter-
halb der begleitenden Lehmbank Liasbrocken, die den Wandsockel
verstärkten.
An Funden zeigten sich in dieser sehr einfachen Hütte keine
größeren Steinwerkzeuge, nur 6 Feuersteinstücke, darunter 3 reine
Absplisse, 3 mit Randretuschierung, unter diesen eine 3,8 cm lange
Säge, gebogen, ähnlich denen von den Bodenseestationen, dann stark
verbrannte Tierknochen, soweit sie bestimmbar waren, vom Bos brachy-
ceros, besonders Zähne. Um so interessanter ist die Keramik. Die
gut gedrehten Böden, der dünnwandige Ton, der Überzug mit dunkel-
öder hellbraunem oder grauem firnisartigem Tonschlamm wies auch ohne
die Ornamentik, das Zickzackband, den Weg zum Schussenrieder
Typus. So freute mich dieser neue Fund ganz besonders, weil ich die
von Karl Schumacher in den „Altert, heidn. Vorzeit“ V. Band. VII,
S. 204, bei der Umschreibung des Verbreitungsbezirkes des Schussen-
rieder Typs dringlich erhobene Forderung der Wissenschaft damit in
etwas befriedigen konnte. Besonders deshalb auch, weil der Fund
von Harte neck (anscheinend ein Grabfund; abgebildet u. a. in
unserem Führer durch die Altertümersammlung Stuttgart, T. III, 4,
und genannten Altert, heidn. Vorzeit S. 203 f.) leider trotz meiner
Nachforschungen vereinzelt blieb. Ich hoffe auch an dem anderen,
durch einen Scherben — bis jetzt leider unbekannter Provenienz —
bezeugten Ort mit Schussenrieder Keramik bei Feuerbach, eine
halbe Stunde nördlich von Stuttgart, in Bälde weiterzukommen.
In der Vaihinger Keramik überwiegt das unverzierte Geschirr.
Zunächst eine mit einigen Ergänzungen rekonstruierte graue Urne
von 22 cm Höhe, etwa 15 cm oberer Öffnungsweite und 10 cm Durch-
messer des Bodens (Abb. 2 No. 1). An den Seiten sind in der Mitte unter-
halb der größten Ausbauchung zwei horizontal durchbohrte, breite, ge-
rundete Schnurösen. Der graue Ton ist außen und innen firnisartig
überschlemmt. Dieser gutgeformte Hängetopf hat seine Parallelen
in Schussenried (Tröltsch, Pfahlbauten des Bodensees, Abb. 229, S. 139).
In der Hütte waren noch die Reste einer zweiten, dann Reste einer
grauen, steilwandigen Schüssel ähnlich Tröltsch No. 221, S. 138;
Bodenstück aus außen grauem, innen stark rötlichem Ton, mit gelb-
braunem Schlamm überzogen, 11 cm Durchmesser. Im ganzen etwa
7 größere Bodenstücke, mattgrau, glänzendgrau, hellbraun, dunkelbraun,
schmutziggelb; alle recht gut gebrannt, vielleicht in einem geschlossenen
 
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