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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 18.1910

DOI Heft:
Vorrömische Metallzeit
DOI Artikel:
Wetzel, S.: Grabungen im Oberamt Laupheim 1910
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.43785#0034
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deren Zweck infolge der Zerstörung nicht ohne weiteres klar ist. Der
Höhenrücken war trefflich geeignet für eine große über die Zwecke des
Refugiums weit hinausgehende Volksburg. Die Markungen Sonderbuch und
Asch zeigen reiche Spuren vorgeschichtlicher Besiedelung. Sonderbuch ist
Fundplatz eines Regenbogenschüsselchens (s. u. S. 78 No. 479). Unterhalb
im Dorf Gerhausen sind geeignete Stellen für eine Furt über die Blau, und
jenseits beginnt einer der wichtigsten Aufstiege zum Hochsträß mit seinem
alten Höhenweg, der die südliche Donauausbiegung umging.
An 2 Stellen wurden die genannten Wälle genau untersucht:
1. Der nördliche Querwall (vom heutigen Weg unterbrochen) unter
dem Felsplateau. Ihm ist nördlich ein Graben vorgelegt, dessen Material die
untere etwa 0,80111 hohe Schicht des Walls bildet. Dessen obere, losere Schicht
1,20 m hoch, besteht aus einer regelmäßigen horizontalen Lagerung von
Platten und größeren Steinen. Wallbreite etwa 7 m, Grabenbreite etwa
5x/2 m. Da sich mittelalterliche Scherben, freilich durchweg mit alten
vermischt, in den unteren Schichten fanden, so kann der Wall in vorliegender
Form frühestens mittelalterlich sein. Aber die Durchsetzung
des Walls mit vielen alten Scherben beweist, daß ihm eine ältere Anlage
vorausging. Mußte die mittelalterliche Anlage auf diese Vorbefestigung
direkt unter ihren Mauern Wert legen, so waren für sie die unteren Vor-
wälle zwecklos.
2. Der untere, am Westabhang nordsüdlich laufende Längswall wurde
unweit seines Nordendes durchschnitten. Zufälligerweise stieß man ganz
oben auf die Reste eines menschlichen Skeletts. 1,70 m hoch über dem
gewachsenen Fels baute sich ohne irgendwelche Spuren von Holzbalken-
werk und von Brand eine unregelmäßige Anhäufung aus Steinen auf, die
durchweg mit alten Scherben durchsetzt war, darunter die T. I 11 ab-
gebildete Flasche von 31 cm Höhe; graugelber Ton. Altert.-S. A 228.
III. Als rein mittelalterlich erwies sich auf Markung Seißen
nahe der Giinzelburg beim Wachtfelsen in Flur „Bei der Schinderhühle“
(Flurk. SO. XI, 42) ein mit Wall und Graben umgebenes Viereck. Die
Untersuchung an einer gut erhaltenen Stelle ergab eine Stirnmauer von
40 cm Höhe und 1,65 cm Breite, auf den natürlichen Boden, von dem sie
durch eine Schicht gebrannten Lehms getrennt ist, aus Kalk aufgegossen;
daran lehnt sich eine noch etwa 30 cm hohe Aufschüttung von größeren
Steinen. Wallbreite etwa 4 m. ^Goesseer.
Grabungen im Oberamt Laupheim 1910.
Von S. Wetzel-Rot.
Meine auf Kosten des Landeskonservatoriums unternommenen
Grabungen stellen sich als Fortsetzung der Grabungen des Jahres 1909
(Fundb. 1910, S. 19—23) dar und betreffen untergegangene Schanzen und
verborgene Römerstraßen.
a) Schanzen.
Bisher waren auf der rechten Halde des Rottales 4 Schanzlinien auf-
gedeckt. Dieses Jahr kamen 3 weitere dazu, so daß es nun 7 Linien sind,
welche vom nördlichen Dorfende von Rot an in der Richtung gegen Burg-
rieden zu die Markung bedeckten. Sie zogen von den ebenen Talwiesen
an an dem Gehänge aufwärts der Hochebene zu, quer über die Straße
Rot—Burgrieden. Diese Straße war einst selbst eine Umwallungslinie.
Diese Linien laufen unter sich parallel und halten unter sich ziemlich gleiche
Distanz. Die verschanzte Fläche hat eine Brstreckung von 1000 m. Bin
Abschluß der Linien nach oben und nach unten konnte bisher nicht fest-
gestellt werden.
Das tief eingeschnittene Seitentälchen, das „Ried“, welches das Dorf
in zwei ziemlich gleich große Hälften teilt, war auf beiden Gehängen sowie
auf beiden daranstoßenden Hochflächen stark verschanzt. Besonders das
flache, rechtsseitige Talgehänge läßt eine starke Verschanzung vermuten.
 
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