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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 18.1910

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Knorr, R.: Terra sigillata von Geislingen (OA. Balingen), Rottweil und Heidenheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.43785#0042
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Terra sigillata von Geislingen (OA. Balingen), Rottweil und Heidenheim.
Von R. Knorr.
(Mit 3 Tafeln.)
I. Sigillaten von Geislingen. Über Fundort und Funduinstände
dieser 1910 gefundenen Geislinger Sigillaten hat Goessler oben S. 31
berichtet. Aus diesem Teil Württembergs waren bisher keine Sigillaten
vespasianischer Zeit bekannt. Diese schönen Fundstücke bilden eine
Überraschung; sie haben durchaus die Art der frühesten Sigillaten von
Rottweil, das im Jahre 74 n. Chr. von den Römern besetzt wurde.
Es wird zweckmäßig sein, die Stücke einzeln aufzuzählen L
1. (Taf. IV, Fig. 1.) Randstück einer Schüssel des Typus Dragd. 29,
südgallisch, Zeit Vespasians.
2. (Taf. IV, Fig. 2.) Stück der unteren Zone einer Schüssel 29, süd-
gallisch. Diese Dekoration findet sich häufig in Rottweil an den ältesten
(frühvespasianischen) Stücken.
3. (Taf. IV, Fig. 3.) Splitter einer Schiissel 29. Das Pflanzenornament
findet sich sehr oft auf Sigillaten vespasianischer Zeit und der Frühzeit
Domitians; so z. B. auf einer Schüssel 29 von Rottweil, welche den Töpfer-
stempel SEVER im Ornament der unteren Zone hat (Knorr, Die verzierten
Terra sigillata-Gefäße von Rottweil 1907 Taf. II, Fig. 1) und auf einer
Schüssel Dragd. 37 mit dem Stempel MERCA[TO („Rottweil" Taf. XIV,
Fig. 6). Mit diesem Ornamentmotiv (Taf. V, Fig. 13) ist auch zu vergleichen
das Gefäß Taf. IV, Fig. 8 und die Schüssel von Aquileja Taf. VI, Fig. 3,
welche in Banassac fabriziert wurde, ferner die Schüssel Taf. VI, Fig. 5.
Das gleiche Motiv findet sich auf einem Gefäß von Kastell Stockstadt,
abgebildet Obergerm.-rät. Times No. 33 (bearbeitet von F. Drexel),
Taf. XVIII, Fig. 17, mit dem Töpferstempel [OF L] COS VIRIL.
4. (Taf. IV, Fig. 4.) Splitter vom Bodenstück einer verzierten Schüssel 29
mit dem Stempel OF I[VCVND]. Der Name läßt sich mit Sicherheit er-
gänzen als J ucundus-Stempel nach 12 gestempelten Schüsseln von Rottweil
(Knorr, „Rottweil“ Taf. XXX und XXXI). Import von La Graufesenque,
Frühzeit Vespasians.
5. (Taf. IV, Fig. 5.) Teil der unteren Zone einer Schüssel 29. Ähnliche
Schüsseln häufig in Rottweil; südgallisch, Frühzeit Vespasians. Ähnliche
Schuppen- und Linienfüllung hat Fig. 12, mit dem Stempel MCRESTIO
und em bei 12 besprochenes Gefäß von Heddernheim mit dem gleichen
Stempel.
6. (Taf. IV, Fig. 6.) Stempel VITA in einem sehr kleinen Täßchen
des Typus Dragendorff 27. Dieser Vitalis ist außerordentlich häufig —
23111a! — in Rottweil vertreten. Import von La Graufesenque, Spätzeit
Neros bis Frühzeit Domitians. Der Stempel kommt sehr vereinzelt am
domitianischen Neckarlimes noch vor.
7. (Taf. IV, Fig. 7.) Große Teile einer schönen Schüssel der Form 37.
Die Dekoration ist in 2 Zonen geteilt, also deutlicher Nachklang der älteren
Form 29. Schüsseln mit den gleichen Dekorationsdetails und im gleichen
1 Für diesen Untersuchungen Femerstehende ist es vielleicht nicht
überflüssig zu bemerken, daß bei Prüfung dieser Scherben das Vorkommen
der gleichen Ware in Pompeji in vielen Fällen hervorgehoben werden
mußte, weil dadurch festgestellt werden kann, welche Töpfer vor dem
Jahre 79 (in welchem Pompeji verschüttet wurde) gearbeitet haben. Ebenso
mußte öfters bemerkt werden, welche Töpfer in Cannstatt oder Heddern-
heim ebenfalls vertreten sind, weil dadurch für mehrere sehr wahrscheinlich
gemacht werden kann, daß sie noch in domitianischer Zeit gearbeitet oder
exportiert haben.
 
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