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1 Einführung

1.6 Zusammenfassung

Was haben wir bisher über problemlösendes Denken gelernt? Zunächst Definito-
risches: Problemlösendes Denken ist als Teil menschlicher Handlungsregulation
zuständig für Nicht-Routine-Situationen, in denen Hindernisse den Weg zum Ziel
versperren und zielführende Aktionen überdacht werden müssen. Im Unterschied
zu blindem Versuchs-und-Irrtums-Lernen ist problemlösendes Denken eine wis-
sensgestützte Tätigkeit.

Probleme entstehen, weil Menschen Ziele verfolgen. Die Verknüpfung des
problemlösenden Denkens mit Wertentscheidungen ist daher offenkundig. Je ab-
strakter und unschärfer Ziele ausfallen, desto eher muss man von Optimierung
anstatt von Lösungen durch problemlösendes Denken sprechen.

Ein Blick in die neuere Geschichte zeigt uns, dass assoziationistische Vorstel-
lungen (Bildung neuer Ideen und Vorstellungen durch Assoziation bereits vorhan-
dener) neben gestaltpsychologischen (Transformation defekter Gestalten durch
Einsicht in gute Gestalten) entwickelt wurden. Radikale behavioristische Traditio-
nen, die aus methodischen Gründen die Beschäftigung mit inneren Vorgängen
ablehnten, wurden abgelöst durch kognitive Theorien, in denen gerade die inneren
Prozesse (»Kognitionen«) zum Gegenstand der Theorienbildung und des experi-
mentellen Hypothesentests gemacht wurden.

Gelernt haben wir auch, dass nicht ein Problem wie das andere ist. Dennoch
lässt sich die Vielfalt möglicher Probleme dadurch ordnen, dass wir anhand ihres
Lösungsraums offene von geschlossenen Problemen und anhand des jeweils zur
Lösung benötigten Wissens wissensarme von wissensintensiven Problemen unter-
scheiden können. Bei komplexeren Problemen kommen weitere Dimensionen ins
Spiel.

Schließlich muss festgehalten werden, dass problemlösendes Denken nicht iso-
liert betrachtet werden darf. Es ist Teil eines Gesamtsystems psychischer Funk-
tionen, dessen Zusammenspiel letztlich zählt.

Weiterführende Literatur

Eine gute Darstellung der Geschichte der »Cognitive Science« findet sich in Gardner (1989).
Hinsichtlich der Geschichte der Problemlöseforschung sind die Übersichten im »Annual
Review of Psychology« hilfreich (Bourne & Dominowski, 1972; Gagne, 1959; Posner &
McLeod, 1982; Simon, 1979; Taylor & McNemar, 1955).

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