Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Marées-Gesellschaft [Hrsg.]
Ganymed: Blätter der Marées-Gesellschaft — 2.1920

DOI Heft:
Die Kunst nach dem Weltkrieg
DOI Artikel:
Gold, Alfred: Die nordischen Länder
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.44996#0220
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die nordischen Länder

Ungemütlicherweise kann der Verfasser dieses Berichts sich von
dem Eindruck nicht losmachen, als vermutete das lesende Publi-
kum aller Länder bereits, daß auch hier im Norden die Gegen-
wart „expressionistisch“ male, und als ob damit das Wichtigste
seines Berichtes erschöpft sei.
Was tut der gefesselte Gedanke, wenn er, im Drange nach
dunkel erahnten, ersehnten Zielen, die er im Bunde mit einer
schwesterlichen Seele, und sei es selbst der Kunst, umschwärmen
möchte, sich vor die Aufgabe gestellt sieht, einer ihren Acker
bestellenden Gemeinde nachzupflügen und aus dem Erdreich
zu prophezeien, was die Ernte bringt —!
Ade, Schwesterseele! Ihr dunkel ersehnten Ziele, ade solange!
Ich bleibe auf der Scholle und prüfe . . . wen? mich?
Fest steht, daß der Acker gepflügt wird! End daß die neueste
Bearbeitungsmethode oder sagen wir (geistreich!) der Kunst-
dünger, den man jetzt nutzt, auch hier Expressionismus heißt.
Was ist eine Methode? Ist sie nichts? Ich muß daran denken,
daß einmal ein Dichter, der der Prophet meiner Jugend war,
Hugo v. Hofmannsthal (wirklich geistreich) geschrieben hat:
für den Dichter liege die stärkste Anregung im Gefühle seines
„Dichter-Seins“ und in der daraus geborenen Haltung zur Welt.
Ich könnte mir denken, daß der Maler von heute seine Vision,
durchaus ernst zu nehmen, durchaus schöpferisch, aus einem
Gefühl des „Expressionist-Seins“ aufsteigen sieht. Ich würde,
wenn es so ist, alle Waffen gegen alle Schwächen, die jeder

184
 
Annotationen