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Marées-Gesellschaft [Hrsg.]
Ganymed: Blätter der Marées-Gesellschaft — 2.1920

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Die Kunst nach dem Weltkrieg
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Graber, Hans: Neue Malerein in der Schweiz
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https://doi.org/10.11588/diglit.44996#0231
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Neue Malerei in der Schweiz

Die Schweiz nimmt in völkischer Hinsicht dank ihrer Zusam-
mensetzung aus deutsch, französisch und italienisch sprechenden
Landesteilen eine Sonderstellung unter den Nationen Europas ein.
Diese eigenartige Zusammensetzung mußte auch auf ihre künst-
lerische Produktion von wesentlichem Einfluß sein, sie mußte
auch ihr ein besonderes Gesicht innerhalb Europas geben. Glück-
licherweise darf man mit Bestimmtheit sagen, daß das Resultat
dieser völkischen Blutmischung in künstlerischer Beziehung ein
erfreuliches war. Die Zusammensetzung hat befruchtend ge-
wirkt, sie hat der schweizerischen Kunst eine für ein so kleines
Land erstaunliche Vielseitigkeit, eine große Differenziertheit in
den künstlerischen Ausdrucksweisen gegeben. Dabei blieb —
und das ist sehr wesentlich — wie im Völkischen so auch im
Künstlerischen der nationale Charakter gewahrt. Ein bloßer Ab-
leger Deutschlands oder Frankreichs oder gar Italiens ist die
schweizerische Kunst nie gewesen. Sie hatte stets ihre eigene
Note, wenn es auch außer Zweifel steht, daß die großen Nach-
barländer befruchtend, ja nicht selten wegweisend auf sie ein-
gewirkt haben. Dabei ist freilich von Italien kaum etwas Posi-
tives zu sagen. Der Tiefstand der italienischen Kunst hat sein
Echo auch in der Kunst des Tessin. Immerhin sind hier nicht
die schlechteren, sondern die besseren Elemente Italiens fruchtbar
geworden. Bekanntlich lebte Giovanni Segantini lange in der
Schweiz, und gerade er hat einen stärkeren Einfluß auf die Tes-
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