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Ganz, David
Medien der Offenbarung: Visionsdarstellungen im Mittelalter — Berlin, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.13328#0446
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Abb. 163 Pieter Pourbus, Gregorsmesse, Triptychon der Sakramentsbruderschaft, 1559, Brügge, Sint-
Salvatorskathedraal

Bedeutung. Genau in diese Richtung weist auch die gestische Aktivität des Papstes,
die nicht Autorisierung, sondern Interzession artikuliert. Die Gewährung der göttlichen
Gnade bleibt im Ungewissen, denn sie wird in einen Raum zurückverlagert, der noch
hinter der schwebenden Marienerscheinung angesiedelt ist.

Die in den Werkbeispielen vor und nach der Reformation punktuell zutage tretenden
Auflösungserscheinungen werfen noch einmal ein Schlaglicht auf die Motivation,
welche die Nachfrage nach Gregorsmessen im Spätmittelalter stimulierte. Das Aus-
sterben der Gregorsmesse hat so gut wie nichts mit der genuin visionären Dimension
des Themas zu tun, wohl aber mit jener spezifischen Kombination von Körper-Vision
und Imaginationsappell, welche die Gregorsmesse von anderen Visionsdarstellungen
der Zeit grundlegend unterschied. Die visionäre Schau des Papstes sollte die Gnaden-
wirkung des Christus-Körpers autorisieren, der imaginäre Dialog mit dem Betrachter
dieses Gnadenpotential abrufen. Im Übergang vom Spätmittelalter zur frühen Neuzeit
 
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