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Einleitung.

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Wirbelthiere gestützte Beweisführung unvollständig. Die Cranien der Selachier sind
aber noch nicht in den Kreis jener Forschung gezogen worden, wie sie denn
bis jetzt nur in höchst unvollkommener Weise bekannt sind. Letzteres wird
aus meiner Untersuchung hervorgehen, die ich vornehmlich auf Grund der
überaus wichtigen, wenn auch bis jetzt noch wenig gewürdigten Thatsache,
dass in der genannten Abtheilung das in den anderen Abtheilungen vergäng-
liche Primordial-Cranium sich unverändert forterhält, unternommen habe.

Wenn wir schliessen dürfen, dass da, wo die Urform des Craniums fort-
besteht, auch andere Theile des gesammten Kopfskeletes sich minder verändert
zeigen werden, so werden die Selachier zu einer Untersuchung des letzteren
gleichfalls die geeignetsten Organismen sein. Sie werden die Grundlage bieten,
auf der die vergleichende Anatomie des Kopfskeletes der Wirbelthiere sich
sicherer erheben kann, als von bereits differenzirteren Formen, wie es die
knöchernen Cranien sind.

Da mir das Knorpelcranium der Selachier zum Ausgangspunkt so wichtig
erschien, weil es einen tiefer stehenden Zustand repräsentirt, bedarf es noch der
Rechtfertigung wegen des Ausschlusses der Cyclostomen, die gleichfalls mit
einem Knorpelskelete versehen und zudem noch in der ganzen übrigen Organi-
sation eine tiefere Stufe einnehmend, jenen Anforderungen noch besser hätten
entsprechen müssen. Darauf kann erwidert werden, dass sowohl in dem Cra-
nium wie in vielen Punkten ihrer übrigen Organisation die Cyclostomen bedeu-
tend abweichende Verhältnisse darbieten und keinen so directen Anschluss an
die übrigen Wirbelthiere bieten. Sie wurden daher von Häckel mit allem
Recht als Monorrhina den Amphirrhina gegenüber gestellt. Die darin ausge-
sprochene Auffassung kann kaum schärfer präcisirt werden. Von so abweichen-
den, keine stricten Vergleichungen zulassenden Formen auszugehen, wäre kein
glücklicher Gedanke. AVenn auch durch die Deutungen, welche Huxley ein-
zelnen Theilen des Craniums gab, dasselbe dem Cranium der Amphirrhina näher
gerückt scheint, so besteht darüber doch keineswegs Sicherheit. Die gewiss
vorhandene Verbindung mit den Amphirrhinen mag nachzuweisen sein, aber die
Fntfernung, welche zwischen diesen und den Cyclostomen liegt, wird dadurch
nicht vermindert.

AVas endlich das Verhältniss der Selachier zu anderen Gruppen der
Fische angeht, so werde ich dasselbe auf den folgenden Seiten näher zu be-
leuchten suchen und hoffe damit den Einwänden zu begegnen, welche gegen
meine Auffassung schon mehrmals erhoben worden sind. Am meisten für diese
Auffassung werden die Ergebnisse der Untersuchung sprechen können.

Gegenbaur, Untersuchungen. III. 2
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