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10 Einleitung.

Die systematische Stellung der Selachier.

In der zoologischen Systematik gibt es Partieen, in welchen die Meinun-
gen ans einander gehen können, ohne dass man die einzelne eines Irrthums
zeihen dürfte. Wenn es sich um die Anordnung von gleich werthigen Abthei-
lungen handelt, oder von solchen, die durch einzelne gleich tief greifende, aber
verschiedene Organsysteme betreffende Differenzen unterschieden sind, wird es
vom subjectiven Ermessen des Beurtheilers abhängen, welchen Charakter er in
den Vordergrund stellt und als am schwersten wiegend betrachtet. Es ist dann
ziemlich unnützer Streit, die eine Ansicht der anderen gegenüber vertreten zu
wollen, und bei solchen systematisch gleichwerthigen Abtheilungen, d. h. solchen,
die vom gemeinsamen Stamme gleich weit sich entfernt haben, ist es gewiss
am zweckmässigsten, auf eine Rangordnung, auf ein Feber- oder Untereinander-
stellen, gänzlich zu verzichten.

Anders verhält es sich bei solchen Abtheilungen, die unter sich in einem
Abhängigkeitsverhältnisse stehen und eine Subordination unzweifelhaft erscheinen
lassen, insofern die eine Abtheilung von der anderen abgeleitet werden muss.
Hiebei muss beachtet werden, dass solche Ableitungen nur bedingterweise mög-
lich sind, sobald es sich um lebende Formen handelt, und hierüber muss ich
mich näher aussprechen, um nicht missverstanden zu werden. Wein wir zwei
Organismen mit einander vergleichen und in beiden nah verwandte Organisatio-
nen entdecken, von denen die eine einen niederen Zustand, die andere einen
höheren repräsentirt, der Art, dass die höhere auf verfolgbaren, wohl auch
während der individuellen Entwickelung nachweisbaren Wegen aus der niederen
entstanden gedacht werden kann, so werden wir die eine niedere als Stamm-
form der anderen bezeichnen können. Man braucht dabei keineswegs im Sinne
zu haben, dass die höhere Form unmittelbar aus der niederen hervorging. Viel-
mehr hat man sich die Sache derart vorzustellen, dass in der niederen Form
die Fortsetzung eines Organisationszustandes sich erhalten hat, der in der ande-
ren Form allmählich sich veränderte und dadurch zu einem höheren, d. i. differen-
zirteren hinführte.

Wenn die von irgend welcher Stammform ausgehenden, verschiedenartig
sich differenzirenden Generationsreihen, wie sie zeitlich nach einander existiren
mussten, räumlich und zeitlich neben einander vorkämen, würde in der Erkennt-
niss der Beziehungen der einzelnen Organismen zu einander kein Zweifel sein.
Da uns aber in den gegenwärtig lebenden Organismen nur Endpunkte jener
nothwendig vorauszusetzenden Generationsreihen vorliegen, deren Stammformen
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