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Einleitung.

phylogenetisch niederer Zustand zu erkennen, da die Mehrzahl der Organe in
den übrigen in Frage stehenden Abtheilungen, sei es durch Sonderung, sei es
durch Reduction, weiter gebildet erscheint und in andere Zustände übergeführt
ist, die insofern als höhere bezeichnet werden können, als ihnen bei den Sela-
chiern bleibende Einrichtungen vorübergehend zu Grunde liegen. Die Selachier
stellen damit noch nahe dem Anfange einer Reihe von Differenzirungen, die sich
in divergenter Richtung viel weiter von jenem Punkte entfernt haben. Bezeich-
net man jenen Zustand als TTr- oder Stammform, so werden wir in den Selachiern
Organismen erkennen müssen, in denen sich weit minder umgebildet und da-
durch verändert die Organisation der Urform vollständiger fortgesetzt hat, als
in den anderen, welche gleichfalls von jener Stammform sich herleiten.

Auf diese Deductionen gründe ich die niedere Stellung der Selachier im
Vergleiche zu den lebenden Gano'iden und Teleostiern, ferner zu den Dipno'i
wie den Chimären. Diese alle verweisen uns bezüglich der Phylogenie auf
Formzustände, die jenen der heute lebenden Selachier ähnlich sein mussten.
Dass aber diese Selachier, wenn auch im Besitz eines grossen Erbtheils der
Organisation jener Stammform, doch nicht in Allem jenes Erbtheil unverändert
bewahrt haben, das geht am klarsten schon aus der innerhalb der Abtheilung
der Selachier erscheinenden Verschiedenheit der Organisation hervor, und ebenso
zeigt es sich an den einzelnen Organsystemen, von denen sehr viele Eigenthüm-
lichkeiten besitzen, die entweder nur noch in einigen der verwandten Abtheilun-
gen sich wieder finden, oder nur auf die Selachier selbst beschränkt sind.

Wie den übrigen gnathostomen Fischen gegenüber, stellen sich die Sela-
chier auch für die höheren Wirbelthiere auf eine tiefere Stufe, in demselben
Maasse, als jene im Vergleiche zu den Fischen höher organisirt sind.

Noch bleibt ein auf paläontologische Gründe sich stützender Einwand
zu erwähnen, der nämlich, dass keine für das doch nothwendig vorauszusetzende
höhere Alter der Selachier sprechende Thatsache bekannt ist, dass vielmehr
Reste von Selachiern mit solchen von Gano'iden gleichzeitig erscheinen. Dem
habe ich nur noch Eines entgegen zu halten: die Lhivollkommenheit der palä-
ontologischen Zeugnisse, die wohl nach der positiven, nicht aber nach der nega-
tiven Seite hin beweisende Kraft haben können. So lange nicht jede Wahr-
scheinlichkeit der Entdeckung noch älterer Reste von Selachiern ausgeschlossen

man solche von Neuem beginnen, so böte sich doch nur im Urogenitalsystem ein Anhaltepunkt
für eine höhere Stellung der Selachier dar, gegen welche dann consequenterweise sämmtliche
Amphibien eine tiefere und damit untergeordnetere Stufe einnehmen müssten, womit dieses Ver-
fahren sich selbst gerichtet hätte.
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