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14

II

Die IDcrFc fces 1(3. 3al]rf)unfcerts im G}ucrfcl7tff unö in 6en Seitenfd?ijfen

er $reiburger Pfarrftrcf?e gef cbjeht 1239 als ecclesia maior
drmärmung1, vooty nicht 3ur Unterfcfyeibung oon bem
erften (Dratorium ber Stabt, bejfen bereits in ber unbatierten
Konrabinifdjen Derfaffungsurhmbe gebadjt mirb, bie erft
geraume 3eit nach bem in ifyr genannten 3al?r ber Stabt-
grünbung (1120) ausgestellt tourbe; benn 3U Ausgang bes
4. 3ahr3ebntes bes 13. 3ab(rblunberts beftanb biefes Bethaus
als felbftänbiger Bau ficfyerlid} nidn1 mefjr. Da audj bie in
ber Dorftabt Heuburg errichtete St. Hifolausfapelle 1239
fraglos nod? nicht ejiftierte, fo fann bie Be3eidmung ber
neuen ftäbtifdjen Pfarrfircfje als bie größere ober ^auptfirerje
ein3tg 3ur Unterfcheibung t>on ber fcfjon für 1200 be3eugten,
gletd? mie in Strasburg meftlich ber ITTarftftrafee errichteten
St. HIartinsfapelle gebadet gemefen fein.

Dafe biefe ecclesia maior, beren Hefte trrir in ben \p'ät*
romanifcben Bauteilen unferes ITCünfters erbliden bürfen,
bamals ober überhaupt je naef) bem urfprünglidjen plane
3um oölligen Ausbau gelangt mar, ift nicht mabjfcfyeiniicf}.
Dagegen fpridit neben bekannten, bjer nicht 3U erörternben
anberen drmägungen auch, mas uns in beren nod] erhaltenen
(Teilen an urfprünglicfyer, bunter Befenfterung überliefert
mürbe.

IDie meit bie Kirche unter ihrem mutmafelichen erften
Bauherrn, Bertolb V., bem legten f)er3og oon 3äbringcn,
gebieten, Iäfet fid} nidjt ermeffen. möglich, öafe mit bejfen
1218 erfolgtem Ableben bie tDeiterfüfyrung bes anjcfyeinenb
oerhältnismäfeig rafch geförberten Baues ins Stoden geriet
ober roenigftens etmas langfamer ooranfdjritt, nachbem er
gegen töeften nicht meit über bas Querhaus 3ur Ausführung
gelangt mar. Das tonnte ja unter bem 3toang ber Dertjält1
nifje um fo eher hingenommen merben, als bas in biefem
Umfang $ertiggeftellte geräumig genug mar, um bie einft*
toeilige (Bebraudmahme 3U geftatten. Dies mar in erhöhtem
Htafee ber $all, menn man fidj ben Bauoorgang berart benft,
öafe bei Errichtung ber Bertolbfchen Kirche, bie ja nicht
bie Umgeftaltung einer älteren Anlage, fonbern einen
oölligen, oon (Dften begonnenen Heubau für bas mof}! an
gleicher Stätte erftellte Konrabinifche (Dratorium bar-
ftellt, ber meftliche Seil bes letjteren bem gottesbienftlichen
(Gebrauch 3unächft erhalten blieb.

Das baburd] gefd?affene prooiforium mag nun oeranlafet
haben, bafe man, abgefefjen oon ben Altarräumen, b. h- öem
dhorhaupt unb ben beiben Kapellen in ben $lanfierungs;
türmen, ben Derfcr/Iufe ber $enfter oormiegenb in ber einen
ober anberen Eöeife fchmudlos, oielleicht fogar 3unäd}ft 3um
nennensmerten tleil ohne Derglafung burchführte, mie bas
Späterhin ja teilmeife aud? beim fpätgotifdjen dr/orneubau
gefdjehen ift. 3ebenfalls liegt 3mifdjen bem, mas bem fpäts
romanifchen dhorhaupt entnommen, unb all bem, mas bem
Querhaus 3ugehörig überliefert ift, ein Abftanb oon merf-
Iid}er 3eitjpanne, ber fidj anbernfalls nur erflären liefee,
menn man ben Bau bes letjteren als nicht in einem 3uge

mit jenem bes dr/ores entftanben annehmen mollte. Das
hätte aber angefichts ber geringen Ausmeffungen bes öa-
maligen dhores bie einftmeilige gottesbienftliche Benutjung
besfelben faum ermöglicht unb bamit auch öas Bebürfnis
nad} öeffen Befenfterung ausgefchloffen, gan3 abgejehen
baoon, bafe auch a^ öie ausgefprochenen dinheitsmerfmale
ber betreffenben Baubeftänbe bie Annahme einer längeren
Unterbrechung ©erbieten.

Diefe f^upothefe fügt fid? aber auch 3manglos in bas
fidjer erfdjloffene baugefd}td?tltd?e Bilb bes 13. 3ahthurt;
berts. Als bie nach öem nicht oöllig reibungslos ponogenen
^errfdjaftsmechfel unb oielleicbt infolge besfelben untere
brochene Bautätigfeit unter ben neuen Herren ber Stabt
mieber ooll aufgenommen mürbe, erfolgte fie unter Ab-
tragung bes bereits über öas Querfchjff hinausgeführten
Beftanöesnachteilig oeränbertemplane unö in oöllig neuen
Kunft- unö Konftruftionsformen.

IDenn öabei oermutlich audj noch an öem romanifchen
Bau tätig gemefene Kräfte mitmirften, meldten öie Be-
herrfd?ung öer neuen Kunftjpradje abging, öer planfertiger
felbft hatte 3U ihnen jeöenfalls feine Be3iehungen. Seine
Spuren meifen nad? Strafeburg, roo fidj am Bau öer öortigen
bifchöflichen Katheörale auf einem ähnlichen dntmidlungs-
gang bereits berfelbe einfdmeibenbe tDanbel ooü^ogen hatte.

ds liegt nahe an3unehmen, bafe ber bort feit 1244 als
Domherr amtierenbe päpftliche Kaplan ©ebr/arb oon Urach,
ein jüngerer Bruber bes 1236 unter ber Dormunbfchaft feiner
Htutter Abelheib oon Heuffen 3ur ^errfchaft gelangten
(Srafen Konrab r»on $reiburg, bie Aufmerffamfeit bes letj-
teren auf bie beftridenben Heuerungen gelenft unö bamit
bie Anregung 3U bem unternommenen pianmechfel ge-
geben Ijaben mag, für ben anbere als ©efdmtadsgrünbe
faum entfdjeibenb gemefen fein fönnen, ba bamit, menn
überhaupt, fo bod? Sicherlich fein nennensmerter Ramm
geminn ber gan3en Anlage er3ielt mürbe. Debjo fetjt ben
pianmechfel „um ober balb nach 1260" unb fcfjeint babei
r>on ber Annahme aus3ugehen, bafe ber neue gotifdje Hteifter
oon ben Strafeburger ©ftjochen nur eine Anregung emp-
fangen, nicht aber an beren Ausführung irgenbmie teil
hatte. VOix merben aber roobi noch e^n ^s 3tDC^ 3aht3ehnte
meiter 3urüdgreifen bürfen. IDollte man Dehios Datierung
als gefidjert gelten laffen, fo müfete man jebenfalls biejenige
bes romanifchen Baues gleichfalls in eine fpätere 3eit rüden,
als feinerfeits gefdjehen. 1}. 3ant3en batiert in feinem 1929
anläfelid? bes $reiburger Katholifentages oeröffentlichten
ZUünfterbüchlein ben Baubeginn „um 1235—1240"2.

Die innige Dermanbtfchaft, meldte 3toifchen ben $rei-
burger unb Strafeburger (Dftjochen befteht, haDC ^
bereits in meinen 1896 oeröffentlichten „Stubien 3ur Bau-
gefdjichte bes $reiburger IHünfters" bargetan unb eingehenb
belegt3. Die meitgehenbe Übereinftimmung befteht nicht nur
be3Üglich bes Baugebanfens, fonbern auch au< ierier fo^d-
 
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