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69

III

X>te gefcfytcfytltcfyert (Srunblctgen £>er (ßcftaltung bes ^enftetfcfymucfes in

fcer crftcn £)älftc bes ](% 3a!irtjunberts

3n ben aus berrt romanifchen dtjortjaupt überlieferten
Reften eines 3effebaumes haben roir bas 3U Ausgang
bes Mittelalters erneut auflebenbe, ttjpifd]e ITXotio einer £f]or-
befenfterung ber fraglichen 3^, unb aud] in bem roenigen,
roas an Defor bes 13. 3afjrfjunberts im Querfd?iff erhalten,
3umal in ben oier ftatuarifd]en fjeiligen bes Horbfreu3-
flügels foroie ben in beffen fed]sfpeid]igem Rabfenfter ein-
georbneten Darftellungen ber leiblichen Barmtje^igfeit,
laffen fid] füglid] bie ©lieber einer planmäßigen ©ebanfem
reibe erfennen. Beim £angf]aus rourbe bie (Einhaltung einer
foldjen im ©egenfat3 3U Straßburg — um nur ein nalje-
liegenbes Dergleidjsbeifpiel heraus3ugreifen — oollftänbtg
aufgegeben, bem ungehemmten Stifterroillen freies Spiel
geroäbjenb, ber fich unbetümmert um bas Dorhanbene felbft
in tDieberholungen ein unb besfelben ©ebanfens gefiel.
Das ift eine tüahrnernmmg, bie in ben fraglos fchon oor
Ausgang bes 13.3at}rr)un5erts eingetretenen einfdmeibenben
Umgeftaltungen bes Baubetriebs ihre ausreidjenbe ©rflärung
finbet, Umgeftaltungen, bie allerbings erft im 14. 3abjhun'
bert 3m rollen flusroirfung gelangten.

Husgehenb oon ber bamit 3ufammenhängenben, in ber
einfd]lägigen üteratur ftets roieberfehrenben $rage nach
RTaß unb Art bes Anteils, reeller ber r)errfd]aft unb ben
Bürgern am Bau bes RTünfters 3ufiel, toill ich 3unäd]ft
oerjuchen, ein Bilb ber mutmaßlichen roeiteren baugefcf]id]t-
liehen ©ntroidlung 3U 3eichnen, bas, oon ben oerfcf]iebentlid]
unhaltbar geroorbenen eingelebten Dorftellungen einiger-
maßen abroeid]enb, Rahmen unb ©runblage beffen bilbet,
ums über ben $enfterfd]mud bes 14. 3ahrfynnberts 3U fa9ert
fein roirb.

Unter Sdjeibung ber Begriffe Bauherr unb Bau-
pflicht ift bie $rage oon autoritatioer Seite bahin ent-
fchieben roorben, baß letztere oon Anbeginn traft Kirchen-
rechtes ber Bürgergemeinbe unb nid]t ben (Xrägern ber
fjerrfdmft oblag1. Aber aud? roenn man ben begrünbeten
r)inroeis, baß bie £etjtungsfät?igfeit ber bamaligen Dynaften-
gefd]led]ter nicht überfahrt roerben bürfe, oollauf roürbigt,
fo oerbietet bas bod] feinesroegs bie TTtöglichfeit einer ma-
teriellen $örberung bes Unternehmens aud] feitens ber
letzteren.

Roch toeitergehenb roirb, bie Baupflicht bem Bauherrn
3uteilenb, oon p. p. Albert in ber (Einleitung 3U feiner
Deröffentlichung ber „Urfunben unb Regeften 3ur ©efd]id]te
bes $reiburger ITlünfters" gefagt: „So geroiß nun bie Be-
teiligung ber Bürgerfdjaft am Rlünfterbau eine febj roeit;
gehenbe roar, fo geroiß roirb fie in bem gewöhnlichen Sinne
übertrieben unb falfd] aufgefaßt. An bem Reichtum ber
Stabt, 3umal im 13. unb 14. 3abjhunbert, fQnn tein 3u)eifel
beftehen, aber Reichfein unb $reigebigfein finb befanntlich
3roei oft febj getrennte Dinge." Der Anteil ber Bürgerfchaft

hat fich feiner RTeinung nach anfänglid] öielmehr „faft aus-
fchließlich ,ad ornatam ecclesiae' befchränft, roie es ber Stabt-
grünber geroollt hatte, nid]t ,ad edificationem', nid]t auf
ben ©ottesljausbau, fonbern auf ben ©ottesbienft, auf ben
fircblichen Kultus, roas ihn bebingt unb roas er erforbert."
Da3U roirb aber oon bemfelben Autor fpäter an anberer
Stelle roeiter ausgeführt: „3n ber (lat ergibt fid] aus bem
£auf ber Dinge bis 3ur ITtitte bes 13. 3abjhunoerts un0 au$
ben feit beffen ©übe erhaltenen urfunblid]en Rad]rid]ten
mit 3roetfeisfreier Sicherheit, baß ben f)er3ogen oon 3äb-
ringen unb 3um Seil auch nod] ben ©rafen oon $rei-
bürg bas alte romanifdje, bas gotifd]e Rlünfter feinerfeits
aber ber Stabt fein Dafein oerbanft."2 Set3t man eine
$ortführung bes fpätromanifchen Baues aud) nach bem
f}errfchaftsroechfel r>on 1218 ooraus, roas fid] geroiß nid]t
oerbietet, aud] roenn man nid]t gerabe an ben hinfälligen
Ablerfdjen Datierungen fefthält, fo roirb man ben ©rafen
als Rechtsnachfolgern ber f)er3oge oon 3äbjingen aud] bie
gleiche Stellung 3U bem Bauunternehmen einräumen bür*
fen. Aber roarum bann barin beim gotifd]en ITtünfterbau
eine Änberung eingetreten fein follte, bas ift fd]roer ein-
3ufehen, es fei benn, baß man beffen Beginn erft ins ©nbe
bes 13. 3ohr^unberts oerlegte. Das tonnte man rool]l
unterteilen, nad]bem p. p. Albert, unter nid]t gan3 oer-
ftänblid]er Be3ugnal]me auf feinen ©etoährsmann (Abler),
bemerft, baß bie „oon t?er3og Konrab in ber flaffi3iftifd]en
Periobe bes romanifd]en Stils erbaute (digem) Kirdje . . .,
bie oieIleid]t bem fu\ Ritolaus geroeiht roar, in ber $olge,
etroa um bie IDenbe bes 12. 3abjhunberts, oergrößert unb
oerfdjönert, im 13. 3ahr^unbert aber, nad] 1280 etroa, . . .
3U einer £iebfrauenfird]e im gotifd]en Stile oöllig umgeftaltet
roorben ift". Dermutlid] trollte jebod] mit leßterer 3ohres;
3al]I nur bie 3^it bes Patronats- unb nid]t bes Stilroed]fels
be3eidmet roerben3. Rid]t gan3 im dinflang mit biefen
Ausführungen roerben roir jebod] oon gleicher Seite ein-
gehenber bahin unterrichtet, baß „bie Derroaltung foroie bie
$ührung für bie 3nftanbrmltung unb bas gan3e Bauroefen
bes RTünfters oon Anfang an in ben tjänben einer ben
f)er3ogen oon 3äh^ingen unb banad] ben ©rafen oon $rei-
burg unmittelbar unterftehenben unb Red]enfd]aft fd]ulbigen
befonberen Behörbe, ber fogenannten Kird]enfabrif" lag,
bie „urfprüngiid] aus einem angefeljenen Bürger aus ber
ITtitte bes Rats unb bem Pfarrer mit bem ihnen unter*
ftellten Schaffner (ober r)üttenl]err, Profurator)" beftetjenb,
ben Anfang bes im 3ufammenbang mit ber neuen Der-
faffung 1293 gefd]affenen ftäbtifd]en Amts ber Pfle -
ger U. £. grauen Baus gebilbet fiabe. Diefe Dar-
legungen fönnten ben ©inbrud erroeden, als ob roir über
bie ©rganifation ber eigentlichen Baubehörbe bis in bie
3ähringifd]e 3eit ausreid]enb unterrichtet roären. Das

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