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münjtei oljus oerbraute öa madjtc meu öie gloden unö bie orgele
unb auöere ge3ieröe roieöer." Schiller lüei^ mef]r. Ricl]t gart3 über*
etnjiimmenö jagt er in feinen Anmerfungen: „Den Anlaß unö Derroafjr*
Iofung 3U foldjent Branöe entöeden bie mel]rberüf?rten dollectanea
MSS. bafe ner/mlic!} als Keyfer fllbrecbt alliier örey Rtonat fid] auf*
gehalten ' unö an HTatia f]immelfahrtf]s Sage roeil man Riefe ge-
jungen / roieöer ausgebrochen / rjat ein Reuter am $rormf]off öas £ied]t
laffen brennen / öaoon öer Stall angangen / unö oer erfd]rödlicbe
Branö entftanöen / öaöurd] 355 rjoffftette in öie flfcf?e gelegt rooröen.
Da öann öas Seil an öer IDinöen am Rlünfter aud] anfangen 311
brennen / unö roeil niemanö öarauff Achtung geben / ijt öer Rlünfter*
Bau aud] angangen / unö foldjes öefto leidjter / roeil es nod] nicfjt
qeroölbt roar / öeroroegen öer (Blocfenftuljl / öie (Drgel / öas gan^e
Sactuuerd unö oiel fdjöne 3ieröen nerbrannt / öas Bley ift r>or großer
Jjitje bife in öie Preufd] geloffen / unö niel Steinroert 3erfprungen.
Solcher qeftallt mufte man alles roieöer am Rlünfter mit großen Koften
auffs neue bauen / roierool aud] fd]öner als 3uoor / öamatjls ftrtö öie
obern $enfter mit öem Umgange gemacht rooröen." Das ift öie „Ur-
tunöe", auf öie R. Brud a. a. ©. S. 34 als Beleg für öie fonft nirgenös
unmittelbar be3eugte Dernid]tung öer r]od]fd]iffenfter Be3ug nimmt,
eine (Sejcbicfytsquelle, öie, itjre erweiterten Angaben ein3ig aus öen
(1870 beim Branöe öer Bibliotfyef oerloren gegangenen) Kolleftaneen
öes 1589 oerftorbenen Strafeburger Stabtbaumeifters Daniel Spedlin
fdjöpfenö, feinen Anfprud] auf fluthienti3ität fyat. EDirö öod] öeren be-
fcfjränfte ©laubroüröigfeit fdjon öurd] öie Königshofen roiöerfpredjenöe
Angabe offenbar, öafe öer Bau beim Ausbruch, öes Branöes nod] nid]t
eingeroölbt roar. Denn gan3 abgefefjen öaoon, öafe man oor Doll3ogener
(Etnroölbung faum an eine Derglafung öer $enfter öad]te, blatten in
öiefem $alle jämtltcfye $enfter, alfo aud] öie öes nörölidjen Seiten*
fdjiffes, öem $euer unoermeiölid] 311m ©pfer fallen müffen. tlnö
roenn man in öas „ml anöer ge3ierö inroenöig" aud] einen Seil öes
$enfterfd;mudes einfdjließt, fo braucht öabei nod] feinesroegs an öen
öes ITlittelfdjiffes geöadjt 311 roeröen, öer, falls öem Bau fdron ein*
nerleibt, natürlich auch nad] ool^ogener Sinroölbung unrettbar oer*
loren geroefen roäre. ©leiebjeitig mit öem nörölidjen öürfte roofyl
aud] öas füölidje Seitenfdjiff feine bunte Derglafung erhalten haben.
Die Dermutung, öaf3 öiefe, unö 3roar nur öiefe, öurd] öas $euer
3erftört rouröc, geroinnt aber eine gefteigerte Berechtigung öurd] öie
äatfadje, öaf3 öeren überlieferte Ausstattung, öie Detjio mangels einer
il]tn unmöglich fcheinenöen näheren 3^itbeftimmung unter öen nid]t
geraöe 3utrcffenöen Begriff „fpätgotifd]" einorönet, erft im 14. 3ahrs
hunöert entftanöen ift. Um fo mehr ift öas 311 oermuten, als öer Branö
Don öem öer Süöfront öes Hlünfters gegenüberliegenöen $rohnf]of
ausgegangen. Bei einer foldjen Sachlage roirö auch aUein öie (natürlich
nur als gefteigerte Ausmalung öes „erfd]rödlid]en Branöes" annehm*
bare) Angabe Sdulters oerftänölid], öas gefdnno^ene Blei fei bis in öie
Breufd] gefloffen, roohin es nur Don öer Süöfront gelangen tonnte.

20) „Die dhronif feiner Daterftaöt $loren3 oon £oren3 (5t)ibertt"r
nad] öem jtalienifdjen oon Auguft tragen, 2. Auflage, £eip3ig 1861,
S. 263: „Die gemalten $enfter in öer Satriftei unö an öer Doröerfeite
öes £anghaufes finö oon Donatello unö ©hiberti. Die übrigen ftrtö
oon JTleiftet $ran3 oon £übed, einem berühmten ©lasmaler, öer mit
feiner. Samilie natfj $Iorett3 ge3ogen roar."

21) 3» ben mir befannt gerooröenen $reiburger Urfunöen er*
fdjeint öer Haute in öen Schreibroeifen „£üled)e", „£ülled]e", „£ülche"
unö „£üld)". Da3U gibt Kinöler oon Knoblod? nod] öie fjerfunftsform
„£uelecher". Die im RTünfterfür/rer oon Kempf unö Sdjufter als
„JOHANS- 1 >ER • LV'LCH" oe^eidmete 3nfd?rift, roelche in 45 mm
großen, fcfjönen fd]roar3en Un3ialbuchftaben auf 65 mm breitem,
idnuar3 geränöertem roeißem Banö unmittelbar unter öem IDappen
am füööftlidien Dierungspfeiler anaebraebt ift, Iäfet fid] in IDtrfIicf?feit
nur als „JOHANS • DER • LV'LEK" en^iffern. Abgefehen oon öem
öurd) einen eingefchloffenen Kloben 3erftörten, fief? jeöod] aus öem
3ufammenhang 3tr>etfeisfrei ergebenöen „D" ift nur öer Sd]lufebuch-
ftabe ftärfer befchäöigt, jeöodj gleich allen anöern leidjt (unö 3roar nur
roie gefdjehen) ergän3bar. $ür roeitere Scf?rift3eict?en ift nad) öem
abfd;Iief3enöeu „K" fein Raum. Das als „ch" ausgefprod]ene ale*
mannifdje „k" ift natürlich gleidjbeöeutenö mit öiefem unö öement*
fpredjenö „£üledj" unö „£ülef" ein unö öerfelbe Rame. So roirö
ja and? öer 1322 Quli 20) als „her Heinrich öer tDaldjer öer ph^ffe"
urfunöenöe, 1336 Derftorbene IRünftertapIan auf feiner (Srabfchrift
in öer Portalleibung öer St. HiMaus=Kapelie „H[ENRICVS] • DCS •
WALKfER]" genannt, roobei öie frühere irrige £efung öer 3nitiale
öes Saufnantens, öie auch nod) im neueften IRünfterführer non Kempf
unö Sd]ufter als K geöeutet ift, öurd/ öas über öem un3ialen H ange*
bradite unö mit öiefem 3ufammenge3ogene Kür3ungs3eichen neranlaßt
rouröe. „3obannes öer £ulche" erferjeint erftmals unter öen öem

Rat entnommenen 3eugen einer 1286 (Aug. Hl) auf öem Kird;l)of 3U
$reiburg ausgeftellten Prioaturfunöe. 3hre fd?on cor nier 3ahr3el]iten
oon A. Poinfignon als fehr oeröorben be3eidmete Schrift ift heute
(oieüeicht öurd] öie fchäöliche Rad]roirfung einer 3roeds £esbarmachung
unternommenen djemifchen Behanölung) auf öem faft fdjroar3 ge-
rooröenen Pergament überhaupt nicht mehr 3U ent3iffern. Bis 1319 im
Rat, roirö 3ohannes öer £uled} 1323 als oerftorben oer3eid)net. Seine
letjte Ruheftätte fanö er nebft feiner ©attin ©uota oon Urberg, öie
ihn etroa ein 3ahr3ef?nt überlebte, im Kreu3gang öer difter3ienferinnen
3U ©ünterstal, in öeren Refrologium aud] feine Söhne Sritfdje ($riöe-
rid]), Ruöolf unö (Dsroalö foroie feine 311111 Seil öafelbft als Klofter*
frauen eingetretenen oier Söchter oe^eiefmet finö. Rtit öem 1360
lefetmals als Ratsmitglieö be3eugten „$riöerich £ülch" erlofd] öas
begüterte unö angefehene $reiburger Kaufmannsgefdjled^t. Seiner
meinerfeits angenommenen fjerfunft fönnte man geneigt fein, öen
non Kinöler non Knobloch für 1307 präfentierten „oon Bonnöorf öer
£ueleche" entgegett3uhalten. Ss roäre möglich, bafj bei öiefem ein
gleiches Derhältnis oorliegt, roie bei öem in einer aus öem Dominifaner*
flofter ftammenöen Urfunöe öes Unioerfitäts=ArchiDS non 1369 (April 9)
auftretenöen „3ohans ©sroalö oon Sottifouen öem man fpridjet öer
£ülche", öer, feinen Beinamen oon öem Rtäöchennamen feiner ©attin
tragenö, in öerfelben Urfunöe aud? nur mit öiefem genannt roirö. Aller
IDahrfcheinlidjfeit nach l?anöelt es fid? jeöod] bei öem nidjt nachprüf*
baren „oon Bonnöorf öer £ueledje" Kinölers um ein Phantafiegebilöe
gleicher Konftruftion roie bei öem öen $reiburger ©utleuturfunöen ent*
nommenen „3ohannes öer £üled]e=©eben" oon 1315 (Rod. 13).
3f?te U)ur3el haben öiefe Konftruftionen in öem 3^rungen öiefer Art
Sür unö <Xor öffnenöen Paragraphen 18 öer oon öer Baöifcr/en Ejtfto-
rifdjen Kommiffion feftgelegten „©runöfäße für öie Ausgaben älterer
Quellen", öer beftimmt: „Die 3nterpunftion ift öie heutige." 3um
Beleg öafür oerroeife id] auf meine im 40. 3al?rlauf öiefer 3^itfcfjrift
Deröffentlid]te Abf?anö!ung: „$reiburgs erfter Bürgermeifter", im
befonöeren auf S. 103 (Anmerfung 21), öie irrige Angabe Kinölers
über öas oon „grieörid] £üled]e" geführte Siegel betreffenö, öas
öarnach „im geranöeten Schilöe ein nad] redjts gelehrtes Aölerbein"
3eigt. Über öie Sinftur öes U)appens öer gamilie finö roir nid]t unter*
richtet. Die öer3eitige gaffung öes IDappens auf öer Pfeilerfonfole,
roeldje im filbern geranöeten roten Sd]ilö 3roei gefreu3te fd]roar3e
Pranfen 3eigt, ift nidd nur nid]t oerläffig, fonöern aud] faunt richtig.
Dermutlid] roar öer Scfnlö urfprünglid] oergolöet, unö 3tnar auf öer
üblichen roten Rlennigunterlage, öuret] öeren U)ahrnehmung öie
jet3ige, im oergangenen 3<iJ?rI?unöert corgenommene (fd]on non ©eif*
finger in gleicher $aroe gefehene) Bemalung neranlaf3t fein öürfte.
Aud] geht es nicht an, öie Pranfen als Bärentafe-en 3U beuten, öie
man öamals anöers öar3uftellen pflegte, dl]. £ouis f) err e fagt in
feinem Buche „Der Aufgang in öas geiftige £eben, oöer öie $abjt
nad] öem heiligen ©ral öurd] öie Kunft, Religion unö EDiffenfdjaft"
(IHagnum*©pus = DerIag, $reiburg 1918) S. 70 3ur drflärung öes
IDappenbilöes: „Die ©reifen* oöer Pelifanflauen unter öer Konfole
öer heutigen dl]riftusftatue öeuten auf dtjriftus." ©an3 in öas ©ebiet
öer Aftrologie ausfdjroeifenö unö öarum einer U)iöerlegung un3u*
gänglid], tonnen öie üppigen Phantaftereien fjerres unfer 3ntereffe
übrigens aud} nur als Kuriofum beanfprud]en.

Rad]trag

Auf Seite 20 ift öarauf hingectefen, öa^ öie Surmoorhalle ent*
gegen öer eingebürgerten ITIeinung (Kempf a. a. ©. S. 42) niemals
als ©erid]tslaube öiente. Den Rachroeis geöenfe id] in einer befon*
öeren Deröffentlichung über öas ältefte Rathaus 31t erbringen.

215 3m IDappenbilö mit öem feines Bruöers 3of?- £üld]e überein*
ftimmenöes Siegel uon IDernher öem Riener
 
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