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von mir entdeckten Zeichnung Jacques I. für diefes Schlots und auf folgender
Actenftelle: -»Jacques Androuet dict Cerceau, architecte, 200 l. — Baptifte Androuet
dit Cerceau, architecte a Charleval, la meine penfion quil fouloit avoir: qoo Z« 34 9).
Aus diefer von Jal gefundenen Angabe in einer Lifte der Penfionäre Heinrich III.
aus dem Jahre 1577 geht mit aller Beftimmtheit hervor, dafs es 5 Jahre nach den
Geländeankäufen bereits üblich war, dafs Baptifte Du Cerceau, der Sohn von
Jacques I. dort 400 Livres jährliches Gehalt bezog. Die Höhe diefes Gehaltes ift
aber ein ficherer Beweis, dafs Baptifte in jenem Dorfe nur der königliche Schlofs-
baumeifter fein konnte.
Diefe Thatfache, verbunden mit der bereits erwähnten, forgfältig ausgeführten
Zeichnung des Vaters von Baptifte — Jacques I. Du Cerceau welche den Entwurf
zu einem Mittel- oder Seitenpavillon an der Eingangsfeite des Schloßes zu Charleval
darftellt 35°) und der von demjenigen, den er in feinen »Les plus excellents baftiments
de France«. (Paris 1576) felbft geftochen hat, gänzlich verfchieden ift, ift ein nicht
minder ficherer Beweis dafür, dafs der Vater Du Cerceau vor Beginn des Baues
Entwürfe für denfelben angefertigt hatte, die zwar von feinen geftochenen Plänen
verfchieden find, aber dennoch damit zufammenhängen. Wir ftehen fomit vor der
Nothwendigkeit, anzunehmen, dafs der prächtige Entwurf für das in Rede ftehende
Schlofs entweder vom Vater Du Cerceau allein herrührt oder von ihm im Verein
mit feinem Sohne Baptifte ausgearbeitet worden ift. Letzterer beforgte die Aus-
führung allein oder vielleicht mit dem betreffenden Jacques Du Cerceau, deffen
Namen unmittelbar vor dem feinigen fteht. Es ift fchwer zu entfcheiden, ob der-
felbe in der vorerwähnten Lifte mit dem Schlofs zu Charleval in Beziehung gebracht
werden mufs und ob darunter Jacques I. oder deffen Sohn Jacques II. gemeint ift.
Im erfteren Falle würde es den Anfchein haben, dafs der Vater Du Cerceau damals
wenig mit Arbeiten für den königlichen Hof befchäftigt war, dafs er vielleicht für
die Herausgabe feiner Werke penfionirt wurde oder dafs feine Thätigkeit bei der
Ausführung feines Entwurfes geringer war, als diejenige feines Sohnes Baptifte.
Du Cerceau fagt felbft349 350 351), dafs ihm die Arbeiten zur Unterhaltung des Schloßes
zu Montargis von Renee de France übertragen worden waren. Von ihm rühren
wohl alle Arbeiten her, um »das verwahrloste, baufällige Schlofs auszubeßern, zu
verfchönern und durch einige neue Gebäude zu bereichern, die Gärten und andere
Bequemlichkeiten herzuftellen« — Alles nach dem Jahre 1560 352).
Ob der Chorbau der MadeleineNNcPc. zu Montargis, welcher gleichfalls Du
Cerceau zugefchrieben wird, thatfächlich -— theilweife oder vielleicht auch ganz —
von ihm herrührt, konnte ich mit Sicherheit nicht feft ftellen 353).
Du Cerceau veröffentlichte feine erften wichtigeren Schriften in Orleans von 1549
bis 1551 ; er hatte dort feine Officina, d. h. fein Atelier. Ein Haus, Place de la
vollaile, No. 6 dafelbft, zeigt die Art, wie er — nach feinen Zeichnungen zu
349) Siehe: Geymüller, H. de. Les Du Cerceau etc. Paris 1887. S. 99.
350) Wiedergegeben in: Geymüller, a. a. O., Fig. 47; flehe hierüber ferner ebendaf., S. 83, 95, 96, iqo, 103, 135, 216.
351) In: Les plus excellents bafiiments de France. Bd. 2. Paris 1579 (gelegentlich der Befchreibung des Schloffes zu
Villers-Cotterets. — Jacques Befion, deffen Platten Du Cerceau radirte, bezeichnet letzteren im 1. Buch feiner *Infiruments
mathbmatiques* (Orleans 1569) als »Architecte du Roy et de Madame la Duchefie de Ferrare".
352) Herr Jules Bonnet, der Biograph von Renee, fchrieb mir freundlichft am 29. Februar 1892: »J'ai derni'erement
retrouTje dans mes Japiers uns pi'ece qut prouve que les principales depenfies Jour la r efiaur ation du chateau de Montai gis
Jar Du Cerceau, eurent lieu en 156g, fix ans avant la mort de la duchefie de Ferrare.* Der drei Wochen fpäter erfolgte
Tod meines Freundes verhinderte ihn, mir Weiteres hierüber mitzutheilen, und Frau Bonnet konnte bis jetzt in feinen Papieren
diefe Notiz nicht finden.
353) Siehe: Geymüller, a. a. O., S. 73.
von mir entdeckten Zeichnung Jacques I. für diefes Schlots und auf folgender
Actenftelle: -»Jacques Androuet dict Cerceau, architecte, 200 l. — Baptifte Androuet
dit Cerceau, architecte a Charleval, la meine penfion quil fouloit avoir: qoo Z« 34 9).
Aus diefer von Jal gefundenen Angabe in einer Lifte der Penfionäre Heinrich III.
aus dem Jahre 1577 geht mit aller Beftimmtheit hervor, dafs es 5 Jahre nach den
Geländeankäufen bereits üblich war, dafs Baptifte Du Cerceau, der Sohn von
Jacques I. dort 400 Livres jährliches Gehalt bezog. Die Höhe diefes Gehaltes ift
aber ein ficherer Beweis, dafs Baptifte in jenem Dorfe nur der königliche Schlofs-
baumeifter fein konnte.
Diefe Thatfache, verbunden mit der bereits erwähnten, forgfältig ausgeführten
Zeichnung des Vaters von Baptifte — Jacques I. Du Cerceau welche den Entwurf
zu einem Mittel- oder Seitenpavillon an der Eingangsfeite des Schloßes zu Charleval
darftellt 35°) und der von demjenigen, den er in feinen »Les plus excellents baftiments
de France«. (Paris 1576) felbft geftochen hat, gänzlich verfchieden ift, ift ein nicht
minder ficherer Beweis dafür, dafs der Vater Du Cerceau vor Beginn des Baues
Entwürfe für denfelben angefertigt hatte, die zwar von feinen geftochenen Plänen
verfchieden find, aber dennoch damit zufammenhängen. Wir ftehen fomit vor der
Nothwendigkeit, anzunehmen, dafs der prächtige Entwurf für das in Rede ftehende
Schlofs entweder vom Vater Du Cerceau allein herrührt oder von ihm im Verein
mit feinem Sohne Baptifte ausgearbeitet worden ift. Letzterer beforgte die Aus-
führung allein oder vielleicht mit dem betreffenden Jacques Du Cerceau, deffen
Namen unmittelbar vor dem feinigen fteht. Es ift fchwer zu entfcheiden, ob der-
felbe in der vorerwähnten Lifte mit dem Schlofs zu Charleval in Beziehung gebracht
werden mufs und ob darunter Jacques I. oder deffen Sohn Jacques II. gemeint ift.
Im erfteren Falle würde es den Anfchein haben, dafs der Vater Du Cerceau damals
wenig mit Arbeiten für den königlichen Hof befchäftigt war, dafs er vielleicht für
die Herausgabe feiner Werke penfionirt wurde oder dafs feine Thätigkeit bei der
Ausführung feines Entwurfes geringer war, als diejenige feines Sohnes Baptifte.
Du Cerceau fagt felbft349 350 351), dafs ihm die Arbeiten zur Unterhaltung des Schloßes
zu Montargis von Renee de France übertragen worden waren. Von ihm rühren
wohl alle Arbeiten her, um »das verwahrloste, baufällige Schlofs auszubeßern, zu
verfchönern und durch einige neue Gebäude zu bereichern, die Gärten und andere
Bequemlichkeiten herzuftellen« — Alles nach dem Jahre 1560 352).
Ob der Chorbau der MadeleineNNcPc. zu Montargis, welcher gleichfalls Du
Cerceau zugefchrieben wird, thatfächlich -— theilweife oder vielleicht auch ganz —
von ihm herrührt, konnte ich mit Sicherheit nicht feft ftellen 353).
Du Cerceau veröffentlichte feine erften wichtigeren Schriften in Orleans von 1549
bis 1551 ; er hatte dort feine Officina, d. h. fein Atelier. Ein Haus, Place de la
vollaile, No. 6 dafelbft, zeigt die Art, wie er — nach feinen Zeichnungen zu
349) Siehe: Geymüller, H. de. Les Du Cerceau etc. Paris 1887. S. 99.
350) Wiedergegeben in: Geymüller, a. a. O., Fig. 47; flehe hierüber ferner ebendaf., S. 83, 95, 96, iqo, 103, 135, 216.
351) In: Les plus excellents bafiiments de France. Bd. 2. Paris 1579 (gelegentlich der Befchreibung des Schloffes zu
Villers-Cotterets. — Jacques Befion, deffen Platten Du Cerceau radirte, bezeichnet letzteren im 1. Buch feiner *Infiruments
mathbmatiques* (Orleans 1569) als »Architecte du Roy et de Madame la Duchefie de Ferrare".
352) Herr Jules Bonnet, der Biograph von Renee, fchrieb mir freundlichft am 29. Februar 1892: »J'ai derni'erement
retrouTje dans mes Japiers uns pi'ece qut prouve que les principales depenfies Jour la r efiaur ation du chateau de Montai gis
Jar Du Cerceau, eurent lieu en 156g, fix ans avant la mort de la duchefie de Ferrare.* Der drei Wochen fpäter erfolgte
Tod meines Freundes verhinderte ihn, mir Weiteres hierüber mitzutheilen, und Frau Bonnet konnte bis jetzt in feinen Papieren
diefe Notiz nicht finden.
353) Siehe: Geymüller, a. a. O., S. 73.