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Es lohnt (ich hier, einen Vergleich zwilchen dem Beginn
des romanitchen Stils und der Zeit zu ziehen, da die Renais-
sance als italienifcher Nationalftil in den andern Ländern
Europas einzudringen begann. In beiden Fällen Rehen wir
vor Bündniffen zwilchen den römifchen und den gallo-germa-
nilchen Prinzipien.
Das erfte Mal war das römitche das gemeintame be-
lehrende Element. Es ging Bündniffe ein mit vielleicht mehr
als dreißig nordilchen Stamm-Milchungen, die aber noch kein
archifektonitches Können, fondern blo& Geiftes- und Ge-
fchmacksrichtungen mitbrachten.
Das zweite Mal, zur Zeil der RenailTance, waren diele
nördlichen Stämme oder die Nationen, die fich daraus ge-
bildet hatten, wieder der empfangende Teil, aber jefct hatte
jede eine reiche Mitgift bei den neuen Bündniffen mitzubringen:
es war der allen gemeinfam gewordene gotifche Stil, der
jedem zum Nalionalftil geworden war. So empfingen He
nun, felbft gebend, das neu befruchtende, Leben bringende
Element: den neu auferftandenen, inzwifchen zur italienifchen
Renaiffance gewordenen römifch-chriftlichen Geilt.
Trofe der einheitlichen Sprache des gotifchen Stils, lebten
bei den nordifchen Stämmen viele Verfchiedenheiten in der
Gefchmacksrichtung und der künltlerirchen Begabung weiter.
Daher die Verfchiedenheiten der Interpretation der aufge-
nommenen italienifchen Elemente. Dies und die Eigentüm-
lichkeiten der Renaiffancefchulen Italiens, wo die nach Norden
gezogenen Meiller herkamen und wo die nordilchen Meifter
ftudieri hatten, dies alles vereint, gab den Renaiflance-
ftilen in den einzelnen nordifchen Ländern ihre nationalen
Charaktere.

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