DIE BEZIEHUNGEN DER ARCHITEKTUR ZUR RELIGION.
In mancher Beziehung kann die Architektur geradezu
als Tochter der Religion bezeichnet werden, und in allen
Zeiten und bei allen Völkern hat die Baukunß im Bündnis
mit der Religion ihre höchlte Blüte erreicht. Bei den Bar-
barenllämmen, die durch die Völkerwanderung über Welt-
europa hereinbrachen und anfänglich nur als Zerltörer und
Verheerer auftraten, begann fich erft nach der Annahme des
Chrillentums das Stammeln einer Teilnahme an der Baukunß
zu entwickeln. Die Gelehrten, welche von architektonifchen
Elementen träumen, die die Germanen mitgebracht hätten,
fcheinen mir die Opfer bedauerlicher Irrtümer zu fein. Die
Architektur iß ferner unter den Künßen vor allen anderen
die eigentlich fchöpferifche Kunß. Sie iß die einzige, mit
welcher in der heiligen Schrifl die Tätigkeit Gottes, des
Schöpfers der Welten verglichen wird. Mehrfach in der
Bibel erteilt Goß den Menfchen beßimmte architektonifche
Inßruktionen.
Da diele Tatfache, die von fundamentaler Wichtigkeit
iß, fo häufig vergeßen wird, und die Mehrzahl der Architekten
die Baukunß betrachten, als fei fie allein aus der Befriedi-
gung der materiellen Bedürfniße hervorgegangen, iß es vor
allem nötig, daran zu erinnern, daß die Architektur dennoch
eine unabhängige Majeßäi iß.
Erß mit der Religion erhält das Bauen ein ideales Ziel
und wird überhaupt eine Kunß. Das Errichten von Hütten
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In mancher Beziehung kann die Architektur geradezu
als Tochter der Religion bezeichnet werden, und in allen
Zeiten und bei allen Völkern hat die Baukunß im Bündnis
mit der Religion ihre höchlte Blüte erreicht. Bei den Bar-
barenllämmen, die durch die Völkerwanderung über Welt-
europa hereinbrachen und anfänglich nur als Zerltörer und
Verheerer auftraten, begann fich erft nach der Annahme des
Chrillentums das Stammeln einer Teilnahme an der Baukunß
zu entwickeln. Die Gelehrten, welche von architektonifchen
Elementen träumen, die die Germanen mitgebracht hätten,
fcheinen mir die Opfer bedauerlicher Irrtümer zu fein. Die
Architektur iß ferner unter den Künßen vor allen anderen
die eigentlich fchöpferifche Kunß. Sie iß die einzige, mit
welcher in der heiligen Schrifl die Tätigkeit Gottes, des
Schöpfers der Welten verglichen wird. Mehrfach in der
Bibel erteilt Goß den Menfchen beßimmte architektonifche
Inßruktionen.
Da diele Tatfache, die von fundamentaler Wichtigkeit
iß, fo häufig vergeßen wird, und die Mehrzahl der Architekten
die Baukunß betrachten, als fei fie allein aus der Befriedi-
gung der materiellen Bedürfniße hervorgegangen, iß es vor
allem nötig, daran zu erinnern, daß die Architektur dennoch
eine unabhängige Majeßäi iß.
Erß mit der Religion erhält das Bauen ein ideales Ziel
und wird überhaupt eine Kunß. Das Errichten von Hütten
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