An zwei verfchiedenen Stellen1) halle ich das Glück, auf
eine der großartigtlen und genialften Schöpfungen Leonardo
da Vincis hinweifen zu können. Sie war nur deshalb un-
beachtet geblieben, weil ihre Elemente an vielen Stellen
feiner Manufkripte zerftreut lagen und das Studium lefeterer
befonders fchwierig ift, da diefe Fragmente nur von einem
Architekten und Künftler verftanden werden konnten.
Ich fchrieb dort zuerft: Toutes ces series ne sont, chez
Leonard, que des exemples d’un meme principe, celui de sa
Methode experimentale, appliquee ä des domaines dif-
ferentes, mais toujours dans un meme but: remonter ä la
source meme des choses, afin d’y saisir les secrets des lois
vivantes et fondamenlales et par eile d’atteindre cette mae-
stria libre et süre que tous les grands hommes revent de
mehre ä la base de leurs travaux.
Dann konnte ich auch zweitens die Tragweite diefer
Schöpfung näher bezeichnen und ihr einen Namen geben:
Leonardo Itellte die Zeichnung in den Dienft der experimen-
tellen Methode. Mittels der methodifchen graphifchen Vari-
ationen eines Motivs erkennt er, wann das vollkommenfte
Gleichgewicht und fomif das Maximum der Schönheit und
deren Gefeb erreicht ift. Hiermit wurde Leonardo der Schöpfer
einer neuen künftlerifchen Macht, die ich GraphifcheAefthe-
tik glaube nennen zu muffen.
Wenn ein Architekt von etwa 35 —40 Jahren, von durch-
fchnitilicher Begabung und der Bildung eines Grand Prix de
Rome, mit Liebe und ohne Lebensforgen, zwanzig Jahre feines
’) Les Manuscrits de Leonard da Vinci, in Gazette des E>eaux-Arts October 1894
und Januar 1895 und in meinem Text zu: Die Architektur der RenailTance in Toskana, Bd. V.
Monographie Leonardo da Vinci als Architekt, S. 20.
----- —.--Z 100 ■ ■ -
eine der großartigtlen und genialften Schöpfungen Leonardo
da Vincis hinweifen zu können. Sie war nur deshalb un-
beachtet geblieben, weil ihre Elemente an vielen Stellen
feiner Manufkripte zerftreut lagen und das Studium lefeterer
befonders fchwierig ift, da diefe Fragmente nur von einem
Architekten und Künftler verftanden werden konnten.
Ich fchrieb dort zuerft: Toutes ces series ne sont, chez
Leonard, que des exemples d’un meme principe, celui de sa
Methode experimentale, appliquee ä des domaines dif-
ferentes, mais toujours dans un meme but: remonter ä la
source meme des choses, afin d’y saisir les secrets des lois
vivantes et fondamenlales et par eile d’atteindre cette mae-
stria libre et süre que tous les grands hommes revent de
mehre ä la base de leurs travaux.
Dann konnte ich auch zweitens die Tragweite diefer
Schöpfung näher bezeichnen und ihr einen Namen geben:
Leonardo Itellte die Zeichnung in den Dienft der experimen-
tellen Methode. Mittels der methodifchen graphifchen Vari-
ationen eines Motivs erkennt er, wann das vollkommenfte
Gleichgewicht und fomif das Maximum der Schönheit und
deren Gefeb erreicht ift. Hiermit wurde Leonardo der Schöpfer
einer neuen künftlerifchen Macht, die ich GraphifcheAefthe-
tik glaube nennen zu muffen.
Wenn ein Architekt von etwa 35 —40 Jahren, von durch-
fchnitilicher Begabung und der Bildung eines Grand Prix de
Rome, mit Liebe und ohne Lebensforgen, zwanzig Jahre feines
’) Les Manuscrits de Leonard da Vinci, in Gazette des E>eaux-Arts October 1894
und Januar 1895 und in meinem Text zu: Die Architektur der RenailTance in Toskana, Bd. V.
Monographie Leonardo da Vinci als Architekt, S. 20.
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