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Das Licht kann einen Teil eines Gebäudes fozufagen
verklären. Die Lichtkrone von Fenftern am Fu£e der Kuppel
der Sophienkirche ift es, welche dieTe einzigartige Wirkung der
Kuppel fchafft, fie wie höher fchweben lä^t, und die hohe
diaphane Atmolphäre erzeugt, die den Eindruck macht, als
gäbe es einen Himmel in der Kirche felbft.
In der Markuskirche zu Venedig find ähnliche Fenfier-
kränze, die nicht blenden, aber die Goldmofaiken der Kuppeln
mylteriös erleuchten. In den oberen und unteren Galerien
verlchieden verteilt, vertiefen fich die Durchblicke, hier im
myfieriöfen Halbdunkel dort in einer wie von einem unficht-
baren höheren Licht erfüllten Empore, viel belTer als in einem
durch Mauern mit Fenftern unmittelbar abgefchloffenen Raume.
Die Lichtfluten, die der Tambour in St. Peter in den
Kuppelraum ergießt, bezeichnen dielen als den Mittelpunkt,
als das Allerheiligfte des Gotteshaufes.
Das Licht, das nichts im Verborgenen läfet, verlangt eine
größere Vollkommenheit alles Sichtbaren. Noch mehr als
auf das Quantum kommt es auf die Verteilung des Lichtes
an. Zu viel gleich verteiltes Licht nimmt dem Innern die
Modellierung, die die Raumformen zur Geltung bringt, und
verliert fo die fiegreiche Macht, die es befiht wenn es zwifchen
richtig verteilten Gegenfähen hervorbricht.

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