STIMMEN DER KRITIK
Wir hoffen, daß der zweite Band bald erfcheinen werde und find
gefpannt darauf. Möge der vorhandene nun von Vielen gelefen werden,
und zwar nicht nur von Philofophen und Theologen vom Fadi, fondem
auch von Medizinern, Jurillen, Lehrern aller Art, überhaupt von folchen,
die nach Klarheit und Einheitlichkeit des Geifteslebens ringen. Es fei
für viele von ihnen noch befonders bemerkt, daß der VerfalTer auch
eine gründliche naturwilTenfchafllidie Schulung befißt. — Idi hoffe, daß
von diefem Buche eine Kraft der Freiheit und des Lebens ausgehe.
• Aus einer eingehenden Befprechung von ProfelTor Ragaz in Zürich in „Neue
Wege“ November 1910.
„Es ift ein in erfier Linie perfönliches Problem des Verfaffers, welches
auf den folgenden Blättern zu löfen verfucht wird“ — lefen wir in der Vor-
rede. Nämlich „der Konflikt zwifchen der Sehnfucht nach umfaßender und
harmonifcher Weltanfchauung und dem Zweifel an deren Möglichkeit.“
Aus diefem Konflikt fucht der Verfafler einen Weg, und zwar indem
er zunächfl in dem vorliegenden erften Bande feiner Arbeit, die Eigen-
art und die Schranken des wiirenfchafilichen Erkennens aufweift. Es ift
etwas von dem, was Kant in feiner „Kritik der reinen Vernunft“ geteilte!
hat. Nur freilich bei Häberlin in mehr pfychologircher Ausführung und
in modernem Gewand, in einem prachtvoll flüffigen Stil, von leuchtender
Klarheit, durchfichtig in jedem Safe und doch fcharffinnig und tief. Man
fpürt es dem Buche auch an, daß fein Verfafler eine eminente päda-
gogifche Gabe befifcf, eine hervorragende Fähigkeit, die fchwierigflen
Probleme mit fpielender Leichtigkeit namentlich durch Anwendung vor-
züglich gewählter Beifpiele allgemein verftändlich und einleuchtend zu
gehalten, ohne daß fie deswegen irgendwie verflacht oder verwäflert
würden. — Daß er von allen gelehrten Anmerkungen und Verweifungen
Umgang nimmt, erhöht die Lesbarkeit des Buches. Dem Fachmann
wird es deswegen nicht entgehen, was für eine große gelehrte Arbeit
dahinter Redet, was für umfangreiche philofophifche Studien ihm zugrunde
liegen. (Wenn ich nicht irre, ifl der Verfafler befonders flark von Locke
und von Wundt beeinflußt). Und daß er ein perfönliches Problem
behandelt, verleiht der Darfiellung bei aller Ruhe eine eigentümliche
innere Wärme, übrigens iR auch die äußere AusRattung des Buches,
Druck, Papier, einfach muflergültig. Alfo eine in jeder Hinficht fehr
beachtenswerte Publikation. Beachtenswert für jeden, den die großen
Fragen der Weltanfchauung irgendwie bewegen und befchäfiigen; und
darum nicht zuleßt auch für Theologen.
Aus einer Kritik von Heinrich Müller in „Kirchenblatt f. d. reformierte
Schweiz* 1911 Nr. 3.
Wir hoffen, daß der zweite Band bald erfcheinen werde und find
gefpannt darauf. Möge der vorhandene nun von Vielen gelefen werden,
und zwar nicht nur von Philofophen und Theologen vom Fadi, fondem
auch von Medizinern, Jurillen, Lehrern aller Art, überhaupt von folchen,
die nach Klarheit und Einheitlichkeit des Geifteslebens ringen. Es fei
für viele von ihnen noch befonders bemerkt, daß der VerfalTer auch
eine gründliche naturwilTenfchafllidie Schulung befißt. — Idi hoffe, daß
von diefem Buche eine Kraft der Freiheit und des Lebens ausgehe.
• Aus einer eingehenden Befprechung von ProfelTor Ragaz in Zürich in „Neue
Wege“ November 1910.
„Es ift ein in erfier Linie perfönliches Problem des Verfaffers, welches
auf den folgenden Blättern zu löfen verfucht wird“ — lefen wir in der Vor-
rede. Nämlich „der Konflikt zwifchen der Sehnfucht nach umfaßender und
harmonifcher Weltanfchauung und dem Zweifel an deren Möglichkeit.“
Aus diefem Konflikt fucht der Verfafler einen Weg, und zwar indem
er zunächfl in dem vorliegenden erften Bande feiner Arbeit, die Eigen-
art und die Schranken des wiirenfchafilichen Erkennens aufweift. Es ift
etwas von dem, was Kant in feiner „Kritik der reinen Vernunft“ geteilte!
hat. Nur freilich bei Häberlin in mehr pfychologircher Ausführung und
in modernem Gewand, in einem prachtvoll flüffigen Stil, von leuchtender
Klarheit, durchfichtig in jedem Safe und doch fcharffinnig und tief. Man
fpürt es dem Buche auch an, daß fein Verfafler eine eminente päda-
gogifche Gabe befifcf, eine hervorragende Fähigkeit, die fchwierigflen
Probleme mit fpielender Leichtigkeit namentlich durch Anwendung vor-
züglich gewählter Beifpiele allgemein verftändlich und einleuchtend zu
gehalten, ohne daß fie deswegen irgendwie verflacht oder verwäflert
würden. — Daß er von allen gelehrten Anmerkungen und Verweifungen
Umgang nimmt, erhöht die Lesbarkeit des Buches. Dem Fachmann
wird es deswegen nicht entgehen, was für eine große gelehrte Arbeit
dahinter Redet, was für umfangreiche philofophifche Studien ihm zugrunde
liegen. (Wenn ich nicht irre, ifl der Verfafler befonders flark von Locke
und von Wundt beeinflußt). Und daß er ein perfönliches Problem
behandelt, verleiht der Darfiellung bei aller Ruhe eine eigentümliche
innere Wärme, übrigens iR auch die äußere AusRattung des Buches,
Druck, Papier, einfach muflergültig. Alfo eine in jeder Hinficht fehr
beachtenswerte Publikation. Beachtenswert für jeden, den die großen
Fragen der Weltanfchauung irgendwie bewegen und befchäfiigen; und
darum nicht zuleßt auch für Theologen.
Aus einer Kritik von Heinrich Müller in „Kirchenblatt f. d. reformierte
Schweiz* 1911 Nr. 3.