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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — N.F. 3.1938

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Weixlgärtner, Arpad: Geringschätzung der Graphik (Wiener Randbemerkungen)
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https://doi.org/10.11588/diglit.6338#0043
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nicht abbrechen zu lassen, versucht man ernstlich die Pflege der Graphik aufrechtzuerhalten,
das Interesse an ihr, das Wissen um sie zu heben. Wir hoffen zuversichtlich, es werde sich
wieder die Einsicht Bahn brechen, daß es schade wäre, wenn dieser Ast am Baum der bildenden
Künste abdorrte. Wir wollen das Unsere tun, dies zu verhüten, — und möchten so gerne
ein Gleiches von Künstlern, Forschern und Kunstfreunden erwarten!

BUCHBESPRECHUNGEN

Kurt Steinbart, Das Holzschnittwerk des Jacob
Cornelisz von Amsterdam. Mit 60 Text- und
161 Tafel-Abbildungen. August Hopfer Verlag, Burg
b. M. (O. J.: 1937).

Die niederländische Graphik des 15. und der ersten
Hälfte des 16. Jahrhunderts ist bisher von der Kunst-
geschichtschreibung immer ein wenig stiefmütterlich
behandelt worden. Es hat dies seine Ursache wohl darin,
daß der Kupferstich und Holzschnitt in den südlichen
Niederlanden von den führenden Malern erst gegen
Ende dieser Periode und dann nur selten und gelegent-
lich als Mittel zur Festlegung ihrer Bildgedanken ver-
wendet wird und weit nicht nur hinter der Tafelmalerei,
sondern auch hinter der Glasmalerei und der Bild-
teppichkunst zurücksteht. Anders aber steht es um den
in so vielen Stilelementen der oberdeutschen Kunst
engverwandten holländischen Kunstzweig. In Holland
sehen wir schon im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts
interessante Kupferstecher, wie den Meister I. A. von
Zwolle und Allart du Hameel, das Schaffen der führen-
den Maler begleiten, hier entsteht gleichzeitig eine
sehr interessante und ausdrucksreiche Buchillustra-
tion, die die Geschichte der niederländischen Holz-
schneidekunst einleitet. Im 16. Jahrhundert gerät auch
die holländische Graphik schon im ersten Jahrzehnt
unter den überwältigenden Einfluß von Dürers graphi-
scher Produktion. Neben der überragenden Figur des
Lucas van Leyden, der den graphischen Bildstil Dürers
ins Niederländische überträgt und so zum Haupt-
propagator Dürerscher Ausdrucksweise und Komposi-
tionsgedanken in den Niederlanden wird, steht der
Amsterdamer Jacob Cornelisz, als phantasiebegabter,
die Macht der Linie durchaus beherrschender Zeichner
für den Holzschnitt. Gegenüber dem klaren „Benais-
sancemenschen" Lucas wählt der viel stärker tradi-
tionsgebundene Meister eine „spätgotische", dem Na-
turalismus ferner stehende, manchmal überladene Dar-
stellungsart, die sich aber zuweilen gleichfalls vor allem
in der Einzelfigur und in der Beiterdarstellung zu
monumentaler Grüße erhebt. Es ist bezeichnend, daß
er in seiner Haupttätigkeit als Tafelbildmaler niemals
die geschlossene und ausdrucksreiche Wirkung seiner
besten Holzschnitte oder die unmittelbare Eindring-
lichkeit seiner Passionsblätter erreicht.

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Es ist daher höchst begrüßenswert, daß der Spezial-
forscher für Jacob Cornelisz, Kurt Steinbart, seine
Forschungen über das Holzschnittwerk des Meisters
in einem handlichen mit vielen guten, nur leider häufig
stark verkleinerten Illustrationen versehenen Band
niedergelegt hat. Auf eine knappe „Würdigung", die
den Stil des Künstlers aber etwas schärfer umschreiben
könnte, folgt ein sehr ausführlicher, mustergültig gear-
beiteter Katalog, der reich ist an kunsthistorischen Ex-
kursen, die die Beziehungen zum gesamten niederländi-
schen Holzschnitt und zu Dürers Kunst umfassen. Im
Sinne der leichteren Benützbarkcit wäre im Katalog
ein Hinweis auf die teilweise in den Text gesetzten,
teilweise auf Tafeln vereinigten Abbildungen wün-
schenswert gewesen. Ludwig Baldass.

Horst Gerson, Philips Köninck. 191 SS. und
64 Lichtdrucktafeln. 8°. Berlin 1936, Verlag. Gebr.
Mann.

Es sei vorweggenommen, daß das Buch eine der
erfreulichsten und grundlegendsten Erweiterungen un-
serer Kenntnis vom malerischen Holland des XVII.
Jahrhunderts bedeutet. Der Verfasser hat es sich zur
Aufgabe gemacht, eine der fesselndsten Erscheinungen
des Hembrandtkreises im vollen Umfang ihres Werde-
gangs und Werks zu rekonstruieren und zugleich in
die großen Linien der Allgemeinentwicklung einzu-
bauen. Diese Aufgabe ist restlos gelöst durch Detail-
forschung von größter Sorgfalt und Akribie, die in
kritischen Katalogen das gesamte malerische und zeich-
nerische Werk des Künstlers aufbaut, durch kluge
Überschau und plastische Darstellung von Hollands
klassischem Zeitalter unter einem bestimmten Ge-
sichtswinkel. Die künstlerische Höhe des Meisters und
seines Heimatlandes fallen zusammen.

Philips Könincks Gestalt ist heute für die Mehrzahl
mit der Vorstellung seiner großartigen Landschafts-
kunst verknüpft, die vor allem den treuen Gefolgs-
mann und Freund Rembrandts erweist. Das Er-
lebnis dieser Kunst war der persönliche Antrieb des
Forschers zur Durchführung der Aufgabe. Köninck
war aber auch ein fruchtbarer Figurenmaler, eine
später in Vergessenheit geratene Tätigkeit, die aus den
literarischen Lobsprüchcn des XVII. und XVIII. Jahr-


 
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