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Abb. g Böhmischer Meister. Altar von Mühlhausen. 1385
Stuttgart, Gemäldesammlung

besitzen ein anderes Maß von Rundung. Die Silhouetten der Körper schließen
sich, die Bewegungen werden stockend und gehalten. Nur selten darf ein Arm,
eine Hand den einfachen Umriß überschneiden. In kräftig summarischer Model-
lierung ist die Innenzeichnung angelegt. Nase, Mund, Augen sind plastisch
gebildet. Bart und Haupthaar wird zur Masse geschlossen, nicht mehr in ein-
zelne Strähnen aufgelöst. Im Vergleich mit dem alten Schema gotischer Zeich-
nung muten die Typen porträthaft an. Das Interesse sammelt sich nicht mehr
in dem linearen Rhythmus allein. Existierte der Kontur früher um seiner selbst
willen, so geht er nun auf in einer malerisch rundenden Modellierung. Die
anmutige Kurve der Gestalten ist verloren. Gerade und fast vierschrötig stehen
die Menschen. Die Gewänder umhüllen knapp die Figuren, die Falten legen
sich breit und schwer um die Körper. Ihr Eigenleben ist geschwunden, ihre
Linien bewegen sich nicht mehr frei in der Fläche.
Im Vergleich zu den schwingenden Kurven der vorangehenden Epoche ist
 
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