Brüssel
von der Marek (f 1535) stammende Folge von „sept pieces de paysage en bois de
Soignes, ouvrees de Iiis d'or, d'argent et de soie, ayant chacune six aulnes de profon-
deur . . .a Sollte der Lütticher Bischof die Behänge, die aufs engste mit der Geschichte
des Hauses Habsburg verknüpft sind, haben wirken lassen? Die Inventarbezeichnung
ist farblos. „Landschaften aus dem Forst von Soignes", in dem auch die Maximilians-
jagden spielen, besagt wenig. Andererseits werden Verdürenfolgen nicht unter Ver-
wendung von Metallfäden ausgeführt, sofern es sich nicht gleichzeitig um Wappen-
wiedergaben handelt. Es liegt die starke Vermutung nahe, daß die Serie des ver-
storbenen Bischöfe eine Personen- und keine reine Landschaftsfolge war. Die Höhen-
angabe stimmt mit der der Maximiliansjagden — 6 Brabantische Ellen entsprechen
etwa 4,20 m — annähernd überein. Ein Zweifel bleibt, Ist die Marck'sche Folge
das Original oder eine Wiederholung? Für die erstere Annahme spricht die Ver-
wendung von Gold und Silber. Klarheit könnten uns die Halsbänder der Hunde
geben, die dem Zeitgebrauche entsprechend in üppigster Ausführung aus Leder mit
aufgesetztem Goldblech, das die Insignien des Herrn trug, gefertigt wurden. Das
Zeichen Kaiser Karls, die Säulen mit dem Spruchbande und die Embleme des Gol-
denen Vließes sind unschwer zu erkennen. Wem gehört die andere Marke, die den
Besitzer der Folge verrät, der Feuertopf, aus dem die Flammen schlagen, mit den
zwei Greifen zur Seite? Es handelt sich anscheinend nicht um das Hoheitszeichen eines
bestimmten Geschlechtes, sondern um ein rein persönliches Emblem. Beziehen sich
die emporlodernden Flammen auf die Ernennung Eberhards zum Großinquisitor des
christlichen Glaubens (1525)? Dem Gedankengange des 16. Jahrhunderts würde eine
derartige Symbolisierung durchaus entsprechen — wobei notabene nicht an Scheiter-
haufen zu denken ist.
Zunächst ist die Zuschreibung der Maximiliansfolge noch dunkel. Ob Jan Ghee-
teels, der 1544 als Doyen der Zunft fungiert, als Wirker anzusprechen ist, erscheint
ohne weitere Unterlagen ebenso zweifelhaft. Es handelt sich um einen Zeitgenossen,
um einen mit Wilhelm de Pannemaker in freundschaftlichen oder geschäftlichen Be-
ziehungen stehenden Wirker. Die Signierung der Maximiliansjagden ist genau die
gleiche wie auf dem einen Teppich der Apokalypse, die außer den beiden unsig-
nierten Behängen nur die Marke Wilhelms zeigt.
Authentische Arbeiten Geubels' sind die sieben prächtigen Tugendteppiche (Abb. 86)
ferner verschiedene Behänge der bekannten Romulus- und Remusfolge, die in zwei
Versionen — Serie VIH und XXI — in der Wiener Staatssammlung vertreten ist. Am
2. Juli 1891 brachte eine Pariser Auktion verschiedene Bildteppiche aus italienischem
Besitze, darunter auch einen hervorragenden Behang aus der Manufaktur des Franz
Geubels, den «Tod der Erstgeborenen in Ägypten". Die breite allegorische Bordüre
arbeitet mit reichen Portiken und Chimären, die durch Blumen und Früchte malerisch
gefaßt werden. Die Schrifttafel in der Mitte der oberen Rahmung erläutert die Dar-
stellung. Vereinzelte Teppiche mit der Geubelsschen Signatur besitzt das Bayerische
Nationalmuseum zu München: Episoden aus dem Alten Testamente, das trojanische Pferd.
Die dekorativ hervorragendste Leistung der Manufaktur stellen drei Behänge im
französischen Staatsschatze dar. Es handelt sich um die Triumphe der Götter. Ent-
wurf und Ausführung sind gleich vorzüglich, die Teppiche gehören zu den Glanzstücken
der Brüsseler Wirkerkunst, Die Folge war ursprünglich erheblich umfangreicher, gegen-
wärtig ist nur noch der Triumph der Minerva, der Venus und des Bachus vorhanden.
Die Idee hat mit den Triumphen in der Art Giulio Romanos nichts gemein. Minerva
blickt von hohem Sockel, der sich malerisch gegen die durch Pilaster geteilte Rotunde
abhebt, mit ruhigem Ernst auf die am Fuße der Treppe herumtollenden Putten. Der
Teppich ist horizontal und vertikal in je drei Abschnitte gegliedert. Die Mittelpartie
umfaßt den Rundbau, rechts und links rollen sich verschiedene Episoden aus dem
Sagenkreise der Göttin ab: Perseus tötet die Medusa, der Held befreit Andromeda
und anderes mehr. Groteske Figuren und Rankenwerk decken den blauen oder roten
Grund. Der Entwurf zeigt starke italienische Einflüsse; der Patronenmaler dürfte
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von der Marek (f 1535) stammende Folge von „sept pieces de paysage en bois de
Soignes, ouvrees de Iiis d'or, d'argent et de soie, ayant chacune six aulnes de profon-
deur . . .a Sollte der Lütticher Bischof die Behänge, die aufs engste mit der Geschichte
des Hauses Habsburg verknüpft sind, haben wirken lassen? Die Inventarbezeichnung
ist farblos. „Landschaften aus dem Forst von Soignes", in dem auch die Maximilians-
jagden spielen, besagt wenig. Andererseits werden Verdürenfolgen nicht unter Ver-
wendung von Metallfäden ausgeführt, sofern es sich nicht gleichzeitig um Wappen-
wiedergaben handelt. Es liegt die starke Vermutung nahe, daß die Serie des ver-
storbenen Bischöfe eine Personen- und keine reine Landschaftsfolge war. Die Höhen-
angabe stimmt mit der der Maximiliansjagden — 6 Brabantische Ellen entsprechen
etwa 4,20 m — annähernd überein. Ein Zweifel bleibt, Ist die Marck'sche Folge
das Original oder eine Wiederholung? Für die erstere Annahme spricht die Ver-
wendung von Gold und Silber. Klarheit könnten uns die Halsbänder der Hunde
geben, die dem Zeitgebrauche entsprechend in üppigster Ausführung aus Leder mit
aufgesetztem Goldblech, das die Insignien des Herrn trug, gefertigt wurden. Das
Zeichen Kaiser Karls, die Säulen mit dem Spruchbande und die Embleme des Gol-
denen Vließes sind unschwer zu erkennen. Wem gehört die andere Marke, die den
Besitzer der Folge verrät, der Feuertopf, aus dem die Flammen schlagen, mit den
zwei Greifen zur Seite? Es handelt sich anscheinend nicht um das Hoheitszeichen eines
bestimmten Geschlechtes, sondern um ein rein persönliches Emblem. Beziehen sich
die emporlodernden Flammen auf die Ernennung Eberhards zum Großinquisitor des
christlichen Glaubens (1525)? Dem Gedankengange des 16. Jahrhunderts würde eine
derartige Symbolisierung durchaus entsprechen — wobei notabene nicht an Scheiter-
haufen zu denken ist.
Zunächst ist die Zuschreibung der Maximiliansfolge noch dunkel. Ob Jan Ghee-
teels, der 1544 als Doyen der Zunft fungiert, als Wirker anzusprechen ist, erscheint
ohne weitere Unterlagen ebenso zweifelhaft. Es handelt sich um einen Zeitgenossen,
um einen mit Wilhelm de Pannemaker in freundschaftlichen oder geschäftlichen Be-
ziehungen stehenden Wirker. Die Signierung der Maximiliansjagden ist genau die
gleiche wie auf dem einen Teppich der Apokalypse, die außer den beiden unsig-
nierten Behängen nur die Marke Wilhelms zeigt.
Authentische Arbeiten Geubels' sind die sieben prächtigen Tugendteppiche (Abb. 86)
ferner verschiedene Behänge der bekannten Romulus- und Remusfolge, die in zwei
Versionen — Serie VIH und XXI — in der Wiener Staatssammlung vertreten ist. Am
2. Juli 1891 brachte eine Pariser Auktion verschiedene Bildteppiche aus italienischem
Besitze, darunter auch einen hervorragenden Behang aus der Manufaktur des Franz
Geubels, den «Tod der Erstgeborenen in Ägypten". Die breite allegorische Bordüre
arbeitet mit reichen Portiken und Chimären, die durch Blumen und Früchte malerisch
gefaßt werden. Die Schrifttafel in der Mitte der oberen Rahmung erläutert die Dar-
stellung. Vereinzelte Teppiche mit der Geubelsschen Signatur besitzt das Bayerische
Nationalmuseum zu München: Episoden aus dem Alten Testamente, das trojanische Pferd.
Die dekorativ hervorragendste Leistung der Manufaktur stellen drei Behänge im
französischen Staatsschatze dar. Es handelt sich um die Triumphe der Götter. Ent-
wurf und Ausführung sind gleich vorzüglich, die Teppiche gehören zu den Glanzstücken
der Brüsseler Wirkerkunst, Die Folge war ursprünglich erheblich umfangreicher, gegen-
wärtig ist nur noch der Triumph der Minerva, der Venus und des Bachus vorhanden.
Die Idee hat mit den Triumphen in der Art Giulio Romanos nichts gemein. Minerva
blickt von hohem Sockel, der sich malerisch gegen die durch Pilaster geteilte Rotunde
abhebt, mit ruhigem Ernst auf die am Fuße der Treppe herumtollenden Putten. Der
Teppich ist horizontal und vertikal in je drei Abschnitte gegliedert. Die Mittelpartie
umfaßt den Rundbau, rechts und links rollen sich verschiedene Episoden aus dem
Sagenkreise der Göttin ab: Perseus tötet die Medusa, der Held befreit Andromeda
und anderes mehr. Groteske Figuren und Rankenwerk decken den blauen oder roten
Grund. Der Entwurf zeigt starke italienische Einflüsse; der Patronenmaler dürfte
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