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Brüssel

Die Marktszene und den Maientanz mit der Signierung P. VAN DEN HECKE birgt
das Schloß Pau(113).

Die weiteren Teppiche bringen einen Tanz, eine Weinernte, eine Ernte- und eine
Fischerszene, einen Hühnermarkt, eine weidende Hammelherde und schließlich ein
Winterbild.

Die Reihe wird in vier Höhen hergestellt, mit 4, 47a, 48/4 and 5 Ellen. Die Gesamt-
länge ist mit 52 Ellen für alle Ausführungen etwa die gleiche, die Abmessungen der
Einzelstücke wechseln natürlich entsprechend dem zur Verfügung stehenden Räume.

Schon die vierfache Höhe, die ein umfangreiches Lager an vorrätigen Patronen
bedingt, zeigt die außerordentliche Zugkraft, die diese Folge, wie überhaupt alle Teniers-
reihen, im 18. Jahrhundert ausübte. Das pathetische Moment tritt den Bauernhochzeiten
und den harmlosen ländlichen Idyllen gegenüber zurück. Der Grund liegt in den
veränderten Welt- und Kunstanschauungen und in der entsprechend eingestellten
Literatur (Abb. 311—315). Teppiche der van den Hecke'schen Teniersfolge kommen häufig
vor; es führt zu weit, die einzelnen Stücke, die auf Ausstellungen und Auktionen er-
schienen, namentlich aufzuführen.

Trotzdem üben noch lange gewisse heroische Teppichreihen beliebter Modemaler,
in erster Linie die Alexandergeschichte Le Brun's, ihre alte Wirkung. Peter van den
Hecke führt die Serie, die mit den Ruf des väterlichen Unternehmens begründete,
nicht auf seiner Liste. Daß er trotzdem die Reihe fertigte, zeigt die mit seinem Namen
P. VAN. DEN. HECKE, signierte «Schlacht von Arbela" in der Wiener Staatssammlung.
Wahrscheinlich stammt die Folge aus den letzten Jahren der väterlichen Manufaktur
oder aus dem eigenen, schon zu Lebzeiten des Jan Franz betriebenen Atelier. Die
Sammlung der Stadt Gent besitzt gleichfalls einen Behang der berühmten Reihe mit
dem Namen unseres Meisters.

Es versteht sich von selbst, daß Peter van den Hecke eine so beliebte Bildteppich-
folge, wie die Geschichte des grotesken Helden von der Mancha, des tapferen Ritters
Don Quijote, nicht außer Acht ließ. Die Reihe besteht aus acht Behängen, die bei
einer Höhe von A1/^ oder Ellen 513/4 Ellen der Gesamtlänge nach messen. Die
Teppiche sind selten. Um die Mitte des Jahres 1877 brachte eine Pariser Auktion
außer verschiedenen Stücken der bekannten „Tenture des Indes" fünf P. van den Hecke
signierte Brüsseler Teppiche, die für 12600 fr. einen Käufer fanden. Nach Wauters
handelt es sich um die Folge des Don Quijote, die aus dem Besitze der Tournaiser
Familie Dubus stammt. Ob die Entwürfe mit denen übereinstimmen, die Jan van
Orley und Augustin Coppens für die Reydams-Leyniers-Kompagnie entworfen haben,
steht zunächst dahin. Es ist mir trotz vielfachen Suchens nicht gelungen, einen Don
Quijoteteppich ausfindig zu machen, der unbedenklich dem van den Hecke'schen
Atelier zuzuschreiben wäre. Unsignierte Brüsseler Exemplare sind mehrfach anzutreffen.
Der Umstand fällt umso mehr auf, als Peter van den Hecke zumeist in der Bildfläche,
seltener in der Wirkkante zeichnet.

Die van den Hecke'sche Folge ist wesentlich umfangreicher wie die des Konzerns.
Die letztere zählt nur sechs Stück, die bei einer Höhe von 5 Ellen eine Länge von
etwa 39 Ellen aufweisen, die erstere umfaßt, wie erwähnt, deren acht. Mit den
Motiven der Leyniers-Reydams'schen Reihe decken sich nur zwei Episoden: Sancho
wird geprellt, Don Quijote wird zum Ritter geschlagen; die sechs übrigen Szenen
sind abweichend: Abreise Sanchos nach der Insel Barataria, Einzug Sanchos, Sanchos
Mahl mit Hindernissen, Ankunft der Schäfer zu Gamachios Hochzeit, die Gräfin und
ihre Damen warten Don Quijote auf, der Held von der Mancha wird in den Käfig
gesperrt. Eine nicht ganz vollständige Serie — sieben Behänge — nennt das Mobilien-
verzeichnis der französischen Krone (1775): «manufacture de Van den Heck, dans une
bordure couleur de bronze, ayant aux coins un petit cartouche fleuronne". Die gleiche
Bordüre besitzt eine Teniersfolge von acht Teppichen; „manufacture de Van den Heck,
reprösentant les quatre Saisons de l'annöe et divers sujets flamands ... contenant 28 aunes
XU de cours (Pariser Ellen!) sur 2 aunes 2/s de haut".

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