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Görling, Adolph; Woltmann, Alfred [Bearb.]; Meyer, Bruno [Bearb.]
Deutschlands Kunstschätze: eine Sammlung der hervorragendsten Bilder der Berliner, Dresdner, Münchner, Wiener, Casseler und Braunschweiger Galerien : eine Reihe von Porträts der bedeutendsten Meister (Band 3) — Leipzig: Verlag von A.H. Payne, 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.62336#0260
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Hans Holbein. 23
Bad, Turnier und Jagd ziehen sich am Rande entlang. — Eine ähnliche Handwerksarbeit, die
aber der junge Maler gleichfalls mit flotter Laune bewältigte, war das 1516 gefertigte Schild
eines Schulmeisters, jetzt auf dem Baseler Museum. So erscheinen diese ersten Baseler Arbeiten
schon durch das Stoffgebiet, auf dem sie sich bewegen, interessant. In ihnen athmet derselbe Geist,
welcher damals die ganze Volksliteratur durchdringt, ein kecker, oft derber Humor, und diese Litera-
tur hat gerade in den Gegenden des Oberrheins, wo kurz vorher Sebastian Brandt's Narren-
schiff erschienen war, wo der Mönch Pauli seine Schwänke „Schimpf und Ernst" sammelte, einen
Hauptsitz. Dabei kommt Holbein auch mit der humanistischen Richtung in Zusammenhang, mit
Erasmus, der in Basel bald bleibend seinen Wohnsitz ausschlug. Ja, der ganze Charakter der
Stadt, die damals, kurz nach ihrer Aufnahme in die Eidgenossenschaft, so gefestet und mannhaft
dastand, der entschlossene, auf das Wirkliche gerichtete Sinn, die kühne Freiheit des Wesens, wie sie
hier zu Hause sind, haben Einfluß auf Holbein's Darstellungsweise, welche zunächst eine ausschließ-
lich realistische, ja auf das Derbe gerichtete ist und vorläufig jene Züge der Eleganz und der weichern
Empfindung, die im Sebastiansaltar des Vaters so anmuthig hervortraten, vermissen läßt.
Eine ganz andere künstlerische Vollendung tritt uns aber schon in einigen Bildnissen aus die-
ser Zeit entgegen. Das war ja derjenige Kunstzweig, welcher damals überhaupt am besten geschätzt
und belohnt wurde. Nirgends kommt der jüngere Holbein seinem Vater so nahe wie in diesen
frühen Porträten. Zur selben Zeit, wo er jene handwerksmäßigen Arbeiten, Tisch und Aushänge-
schild, gemalt, wird ihm der Auftrag, den damaligen Bürgermeister von Basel, Jacob Meher
zum Hasen, mit seiner Ehefrau in zwei kleinen Bildern mit gemeinschaftlichem Rahmen — jetzt
im Baseler Museum — darzustellen. Entschlossene Manneskraft ist hier ebenso charakterisirt wie
bescheidene, milde Weiblichkeit, alle Einzelheiten von Schmuck und Anzug sind mit feinster Vollen-
dung wiedergegeben. Aus dem Jahr 1516, wie diese Bilder, rührt auch das lebendige Brustbild
des Malers Hans Herbster, mit großem Bart und rother Kappe, bei Mr. Baring in London her.
Dann scheint der Künstler sich noch an anderen Orten der Schweiz aufgehalten zu haben;
zu Luzern ist sein Aufenthalt im Jahre 1517 urkundlich beglaubigt. Hier schmückte er ein leider
in diesem Jahrhundert abgetragenes Haus, das des Schultheißen Jacob von Hertenstein, mit.
Wandmalereien, innen mit religiösen und mit humoristischen Scenen, unter denen auch die Darstel-
lung des Jungbrunnens vorkam, außen mit sagenhaften Schilderungen, mit Bildern aus der alten
griechischen und römischen Geschichte, mit einem antiken Triumphzuge, dessen Motive denjenigen
Episoden von Mantegna's Triumphzug des Cäsar entlehnt sind, die der Meister selbst in Kupfer
gestochen. Ob vielleicht Holbein um diese Zeit selbst einen Besuch in Oberitalien gemacht, ist nicht
festzustellen, obwohl man dies wegen immer stärkerer Hinneigung zu der italiänischen Renaissance
in den Arbeiten der folgenden Jahre wahrscheinlich finden möchte.
Im Herbst 1519 finden wir ihn wieder in Basel. Hier vollendete er im October das
! meisterhafte Bildniß des jungen Gelehrten Bonifacius Amerbach, jetzt eine Hauptzierde des
Baseler Museums, das seine Holbeinschätze wesentlich dem Amerbach'schen Nachlaß verdankt. Um
dieselbe Zeit wurde er Bürger und Zunftgenosse und wohl bald darauf verheiratete er sich mit
einer Wittwe, Elsbeth Schmidt. Damals mochte seine Erscheinung die sein, wie unser Holz-
schnitt sie zeigt, der nach der farbigen Zeichnung mit dem rothen Hut in der Baseler Sammlung
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