9
Lob, Ehre und Belohnung locken den Handwerker und be-
friedigen ihn, dem Künstler aber sind sie nur Symbole der Liebe
eines Volkes, dem er sich naher gerückt fühlt durch sie, und wo
er fühlt, daß sie ihn entfernen würden, verschmäht er sie. Ruhm
wollen sie beide erwerben, aber der Künstler verlangt nach ihm
nur als nach einer Tröstung/welche ihm lieblich zuflüstert, sein
Ringen sei nicht vergebens gewesen, die ihm sagt, daß aus seinen
Werken siegreich der Geist ausströme, den er hineinversenktc,
Dem Handwerker ist der Ruhm nur ein Vortheil, um seine Ar-
beiten immer theurer zu verkaufen und ihren Absatz zu ver-
größern; eine Täuschung, eine Betäubung, die ihm zu Hülfe
kommt, wenn er sich einredet, seine Sachen wären wie die Werke
des Künstlers, die er anfeindet und beneidet. Aber der Buch-
stabe ist todt und das Wort ist lebendig.
So verächtlich das Handwerk erscheint, welches Kunst sein
möchte, so ehrenvoll ist es, wenn es bei dem bleibt, was seinem
Kreise anheimfällt. Es wurzelt im Volke, es hat einen goldenen
Boden. Wir bedürfen seiner, es bedingt unsre Existenz, wir
wären körperlich nichts ohne es, wie wir nichts geistig wären
ohne die Kunst: und wie Körper und Geist sich nicht scheiden
lassen, so Kunst und Handwerk; sie gehen Arm in Arm, sie
brauchen einander, aber sie sind nicht dasselbe. Es giebt keine
Kunst, der nicht ein gleichnamiges Handwerk zur Seite gingc,
wie es kein Ding giebt, das nicht von zwei Seiten anzusehen
wäre: einmal auf seine irdische Entstehung hin, dann aber
auf seinen geistigen Rang unter den Erscheinungen, auf seine
Schönheit.
Die Schönheit hat keinen Zweck, sie ist da, sie begrenzt
sich selber, so das Werk des Künstlers; die Nützlichkeit muß
den Zweck außer sich sucheu und verdient ihr Lob erst wenn
sie ihn erreicht hat. Ein Künstler kann gedacht werden, der
einsam in einer Wüste arbeitend, eine Statue schafft von voll-
kommener Schönheit, ohne zu fragen, ob ein anderer als er und
Lob, Ehre und Belohnung locken den Handwerker und be-
friedigen ihn, dem Künstler aber sind sie nur Symbole der Liebe
eines Volkes, dem er sich naher gerückt fühlt durch sie, und wo
er fühlt, daß sie ihn entfernen würden, verschmäht er sie. Ruhm
wollen sie beide erwerben, aber der Künstler verlangt nach ihm
nur als nach einer Tröstung/welche ihm lieblich zuflüstert, sein
Ringen sei nicht vergebens gewesen, die ihm sagt, daß aus seinen
Werken siegreich der Geist ausströme, den er hineinversenktc,
Dem Handwerker ist der Ruhm nur ein Vortheil, um seine Ar-
beiten immer theurer zu verkaufen und ihren Absatz zu ver-
größern; eine Täuschung, eine Betäubung, die ihm zu Hülfe
kommt, wenn er sich einredet, seine Sachen wären wie die Werke
des Künstlers, die er anfeindet und beneidet. Aber der Buch-
stabe ist todt und das Wort ist lebendig.
So verächtlich das Handwerk erscheint, welches Kunst sein
möchte, so ehrenvoll ist es, wenn es bei dem bleibt, was seinem
Kreise anheimfällt. Es wurzelt im Volke, es hat einen goldenen
Boden. Wir bedürfen seiner, es bedingt unsre Existenz, wir
wären körperlich nichts ohne es, wie wir nichts geistig wären
ohne die Kunst: und wie Körper und Geist sich nicht scheiden
lassen, so Kunst und Handwerk; sie gehen Arm in Arm, sie
brauchen einander, aber sie sind nicht dasselbe. Es giebt keine
Kunst, der nicht ein gleichnamiges Handwerk zur Seite gingc,
wie es kein Ding giebt, das nicht von zwei Seiten anzusehen
wäre: einmal auf seine irdische Entstehung hin, dann aber
auf seinen geistigen Rang unter den Erscheinungen, auf seine
Schönheit.
Die Schönheit hat keinen Zweck, sie ist da, sie begrenzt
sich selber, so das Werk des Künstlers; die Nützlichkeit muß
den Zweck außer sich sucheu und verdient ihr Lob erst wenn
sie ihn erreicht hat. Ein Künstler kann gedacht werden, der
einsam in einer Wüste arbeitend, eine Statue schafft von voll-
kommener Schönheit, ohne zu fragen, ob ein anderer als er und