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VI.

Iacob Äsmus Carstens.

1866.

§)ie Natur scheint sich selbst zu widersprechen ostmals. -
Sie schafft das Schöne und läßt es untergehn. Dem Gemeinen
verleiht sie Stärke und Gedeihen, dem Edlen versagt sie die
Krast, nur fich aufrecht zu erhalten. Die Menschen läßt sie sich
zu einer, jede Rücksicht wo nur immer möglich befriedigenden
Organisation gestalten: diejenigen aber, denen wir am meisten
verdanken, läßt sie oft eintreten in diese Ordnung, daß Alles
was Andere fördert, sie gerade hemmt, ja bis zur Vernichtung
zu Boden drückt.

Kein schmerzlicherer Anblick als die Laufbahn eines solchen
Schicksals. Man möchte irre werden an der Vorsehung. Die
auf gegenseitiger, liebevoller Hülfe beruhende menschliche Gesell-
schast erscheint uns dann wie ein trübes Gewässer, in dessen
Tiefe ein Vogel hinabgerissen wurde. Das Element, das die
Fische und das Gewürm da unten belebt, nimmt ihm den Athem,
und bald liegt er todt auf dem Grunde, während die Fische
kalt und theilnahmlos wie zuvor durcheinander eilen und ihre
Nahrung suchen.

Allerdings, es hat Männer gegeben, auf die dieser Vergleich
nicht paßt; denen Alles zu Hülfe kam, wo sie sich zeigten. Tie,
wie Horaz singt, bei der Geburt die Muse mit freundlichem
 
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