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XV.

Naphac! und das Ueue Lestament.

Zum 6. April 1883.

Frühling, dem wir entgegengehen, bringt den vier-
hundertjährigen Geburtstag Raphaels. Jch wüßte nicht, daß er
früher geseiert worden sei, aber der Ruhm Raphael's war auch
ftüher nicht so tief eingedrungen wie heute. Kupferstich, Pho-
tographie und Erinnerung derer, die feine Werke selbst vor
Augen hatten, verbreiten seine Gestalten heute über die bewohnte
Erde und geben seiner Persönlichkeit eine Leuchtkraft, die kein
anderer bildender Künstler neben ihm hat, während auch kein
Dichter oder Tonsetzer ihn überstrahlte. Man möchte nicht blos
an den Tag einfach erinnern, sondern als jemand, dessen Hand-
werkszeug die Feder und dessen Ausgabe es ist, die Werke der
Künstler zu erklären, ein Stück literarischer Produktion, so gut
man sie eben zu leisten vermag, zu Raphaels Füßen niederlegen.
Am natürlichsten schien mir, an Werke anzuknüpfen, die wir
selbst von Raphael in Berlin besitzen.

An anderer Stelle bereits*) ist darüber berichtet worden,
wie entscheidend Raphaels „Teppiche" für seine historische Stellung
geworden sind. Jhr Wiederaufleben durch Dorigny's Kupfer-
stiche gab Raphael einen anderen Werth in der Kunstgeschichte.

*) L. Raph. 1, XXIX.
 
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