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verstehn oder nur zu ahnen. Und dann endlich liegt Alles zer-
schlagen oder tief in der Erde begraben. Und nach Jahr-
hunderten des Schweigens beginnen die Schriften der antiken
Autoren, erst nur in einzelnen Lauten, die wie durch die Nacht
klingen, wieder zu reden. Jmmer heller wird der Ruf, und
aufsteigend aus seinen Gräbern was an heilen oder verstümmelten
Resten noch übrig ist, geben diese elenden und dennoch in gött-
lichem Lichte strahlenden Ueberbleibsel der Epoche die sich zuerst
wieder ihrer bemächtigt, den Namen Renaissance, Wiedergeburt.
Alles erneut sich, erfrischt sich durch das Alterthum. Dies, in
großen Schritten, der Gang der Ereignisse. Die Päpste, deren
frühere Vorgänger die heftigsten Verfolger der „sürmlaera äas-
nronnrn" und der „iäola xuAanorrnn" gewesen, maßen sich jetzt
den Titel ihrer eingeborenen gelehrten Beschützer und Jnterpreten
an. Dicht neben der Peterskirche erhebt sich der Palast, der in
unabsehbaren Reihen die Götter der alten Heiden beherbergt: es
wird ein Monopol des päpstlichen Roms, Centrum der auf das
Alterthmn gerichteten Studien zu sein.

Die Ausführung, wie diese in Rom centralisirte, die ge-
lehrte und künstlerische Ausbeutung der antiken Welt beherrschende
Macht durch die Ausgrabungen im wirklichen Bereiche der alten
griechischen Cultur gebrochen ward, ist eine der interessantesten
Stellen des Vortrages. Rom und Jtalien werden umgangen:
Griechenland selbst und Kleinasien liefern den Franzosen und
Engländern werthvollere und reichlichere Beute. Weder die
Elgin Marbles noch die Venus von Milo würde auf italischem
Boden sich haben gewinnen lassen. London und Paris, die aus
erster Quelle schöpsen, nehmcn Rom den Vorrang, mit dessen
Verluste die italienische Wissenschaft überhaupt ihre Blüthe
verliert. Hier nun findet Curtius den Uebergang zu Deutschland.

Da neben den Sammlungen von Originalen, dennoch, was
wissenschaftliche Ausnutzung anlangt, richtig componirte Zu-
fammenhüufung von Abgüssen in mancher Hinsicht den Preis
 
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