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XIV.

Der Geburtstag Naphaet's.

1883.

(§s liegt uns ein chronologischer Ordnungstrieb im Blute,
daß wir die Kenntniß des Geburts- und Todestages eines großen
Mannes sür unentbehrlich halten. Vielleicht auch weil in un-
seren zahlreichen Examen gern nach beiden Daten gefragt mird,
glaubt man.in ihnen den kürzesten und exaktesten Lebensabriß
zu besitzen. Wie unwichtig sie seien, geht schon daraus hervor,
daß bei Mitlebenden nur selten gewußt wird, auf welchen Tag
ihr Geburtstag falle oder gar, wie alt sie sind. Als Raphael
starb, meinten einige, er sei 33 Jahre alt, andere nennen 34,
was eben so unrichtig war, doch finden wir auch die richtige
Zahl 37 angegeben. Bei einem historisch wichtigen Manne,
wenn man sein Leben mit Zeitbestimmungen abthun will, han-
delt es sich um die des ersten Eintretens mit einer großen
Leistung und die des Verschwindens. Raphael's Geburtstag in
diesem Sinne wäre 1504, als er das Sposalizio malte. Wissen
wir dann außerdem noch, daß er damals wenig mehr als
zwanzig Jahre zählte, so genügte das, und ob er am 28. März
oder 6. April 1483 zur Welt kam, wäre gleichgiltig. Wollen
wir im laufenden Jahre 1883 nun aber den 400 jährigen Ge-
burtstag feiern, so muß das doch an einem festen Tage ge-
schehen und deßhalb kommt es darauf an, bei den sich wider-
 
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