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ist abgesehen worden. Der Gegensatz moderner und antiker
Kunstgeschichte als in Betreff der bei ihrer wissenschaftlichen
Betrachtung anzuwendenden Methode verschiedenartiger, erft zu
versöhnender Elemente, existirt für die k. Museen nicht. Der
gemeinsame praktische Betrieb in demselben Hause hat längst
klar werden lassen, daß die gesammte europäische Kunstproduktion,
von den ältesten Zeiten bis auf die heutige, nur ein einziges
Arbeitsfeld biete. Die vorliegende Abhandlung liefert recht den
Beweis, wie unmvglich es sei, einzelne Theile dieses großen Ge-
bietes für sich zu behandeln. Kein Phänomen ist scheinbar so
abgeschlossen als die Produktion italienischer Portraitbüsten des
Quattrocento, und doch bci ihrer Betrachtung kein Abschluß
möglich ohne die verschiedenen Epochen der Portraitproduktion
von den griechischen Zciten ab in Vergleich zu ziehen. Vom
griechischen zum etruskischen Bild übergehend, gelangt der Ver-
fasser der vorliegenden Abhandlung zum toscanischen. Wer
wollte den organischen Zusammenhang all der Werke läugnen,
die, in Origiualen und Nachbildungen von demselben Museum
umschlosscn, zum Herausspüren ihrer Verwandtschaft immer
von ncuem einladen? Die ältesten weisen zuweilen auf die
neuesten hin*).

War die Herausgabe der italienischen Portraitbüstcn des
Quattrocento **) also ein glücklicher Gedanke, so war er zugleich
ein nahe liegender, da der Besitz der k. Sammlung an ausge-
zeichneten Werken die hier in Betracht kommen konnten, längst
gemeinsame Publicirung und Bearbeitung forderte. vr. Fried-

*) Die ältesten Portraits die wir kennen, die ägyptischen aus den
ersten Dynastien, haben ein naturalistisches Element, das an unsere heutige
Auffassung erinnert.

**) Mir scheint die Bezeichnung „Quattrocento" vorzuziehen, da man
sie im Gespräche stets gebrancht und da die Bezeichnung „15. Jahrhundert"
doch immer die Verwechslung leicht macht, als sei vielmehr vom Cinque-
cento die Rede (für das ich in meinen Vorlesungen die Bezeichnung
„Zeitalter der Reformation" anwende).

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