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dern dm wie in plötzliche Erstarrung gebrachten momentanen
Anschein bieten. Die Terraeotten gewähren Künstlern von
übrigens durchschnittlicher Begabung die Mvglichkeit, innerhalb
einer kurz bemesseuen Begegnung mit der Zlatur das ganze
Feuer ihrer Auffassungsgabe ausflammen zu lassen und das
Werk zu vollenden ehe die Flamme heruntergebrannt ist. Mit
wie lebensvollen Sculpturen würden unsere heutigen Ausstellun-
gen bevölkert sein, wenn man einem Bildhauer zuweilen das
was er bei der ersten Sitzung in den ersten drei oder vier
Stunden zusammengeknetet hat, nun aus den Händen reißen
dürfte! Denn nur Meister hohen Ranges wissen den Eindruck
des ersten schöpferischen Zusammentreffens mit der Natur im
Verlaufe der Arbeit immer von neuem wie beim erstenmale zu
empfangen und zu steigern. Von solchen Terraeotten des Quattro-
cento besitzt die Berliner Sammlung eine schöne Reihe, die
in besseren Räumen aufgestellt noch anders wirken würde.
Durchaus passend war es, diese Stücke in Radirungen zu re-
produciren. Keine der modernen künstlerischen Manieren steht
dem Modelliren von Thonbildnissen so nahe als die Radiruug.
Die Hand des schaffenden Künstlers, der auch bei der Radirung
das Werk gleich sv wie es bleiben wird, in Angriff nimmt,
tritt in ähnlicher Weise hervor. Jn jedem Striche wird vom
Radiren die flüchtige Laune einer glücklicheu Stunde im Verkehr
mit der Natur ausgenutzt. Mit der Besprechung der Terra-
cotten schließt die Abhandlung. Am Ende kommt der Ver-
fasser auf die Gesammtentwicklung des Portraits innerhalb der
europäischen Kunst, mit der begonnen worden war, uoch ein-
mal zurück.
Daß die Griechen, bei denen wir in den frühesten Zeiten
schon eine so große Fähigkeit bemerken, neben der Darstellung
des Jdealen auch das gemein sichtbare genremäßig nachzu-
bilden, nicht reale Portraits hätten schaffen können, die auf
gleicher Höhe mit ihren anderen plastischeu Schöpsungen standen^
H. Grimni, Zehn Eflays. 2. Aufl. Zg
dern dm wie in plötzliche Erstarrung gebrachten momentanen
Anschein bieten. Die Terraeotten gewähren Künstlern von
übrigens durchschnittlicher Begabung die Mvglichkeit, innerhalb
einer kurz bemesseuen Begegnung mit der Zlatur das ganze
Feuer ihrer Auffassungsgabe ausflammen zu lassen und das
Werk zu vollenden ehe die Flamme heruntergebrannt ist. Mit
wie lebensvollen Sculpturen würden unsere heutigen Ausstellun-
gen bevölkert sein, wenn man einem Bildhauer zuweilen das
was er bei der ersten Sitzung in den ersten drei oder vier
Stunden zusammengeknetet hat, nun aus den Händen reißen
dürfte! Denn nur Meister hohen Ranges wissen den Eindruck
des ersten schöpferischen Zusammentreffens mit der Natur im
Verlaufe der Arbeit immer von neuem wie beim erstenmale zu
empfangen und zu steigern. Von solchen Terraeotten des Quattro-
cento besitzt die Berliner Sammlung eine schöne Reihe, die
in besseren Räumen aufgestellt noch anders wirken würde.
Durchaus passend war es, diese Stücke in Radirungen zu re-
produciren. Keine der modernen künstlerischen Manieren steht
dem Modelliren von Thonbildnissen so nahe als die Radiruug.
Die Hand des schaffenden Künstlers, der auch bei der Radirung
das Werk gleich sv wie es bleiben wird, in Angriff nimmt,
tritt in ähnlicher Weise hervor. Jn jedem Striche wird vom
Radiren die flüchtige Laune einer glücklicheu Stunde im Verkehr
mit der Natur ausgenutzt. Mit der Besprechung der Terra-
cotten schließt die Abhandlung. Am Ende kommt der Ver-
fasser auf die Gesammtentwicklung des Portraits innerhalb der
europäischen Kunst, mit der begonnen worden war, uoch ein-
mal zurück.
Daß die Griechen, bei denen wir in den frühesten Zeiten
schon eine so große Fähigkeit bemerken, neben der Darstellung
des Jdealen auch das gemein sichtbare genremäßig nachzu-
bilden, nicht reale Portraits hätten schaffen können, die auf
gleicher Höhe mit ihren anderen plastischeu Schöpsungen standen^
H. Grimni, Zehn Eflays. 2. Aufl. Zg