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Bildung sind hier unaufhörlich im Umlauf! Was man bedarch
findet man auf dem kürzesten Wege und in bester Gestalt. Un-
aufhörlich strömen die bedeutendsten Kräfte des Landes hieher
zusammen, nm zu bleiben oder um wieder fortzugehen, man be-
gegnet ihnen sicherlich.

Begeisterung aber empfängt man hier nicht, und es scheint
als verstände sie Keiner. Dazu sind große Städte nicht da,
um sie zu erwecken oder nur zu nähreu. Große Städte sind
fressende Ungeheuer. Das öffentliche Leben in ihnen ist eine
ewige Schlacht, wo Jeder seine besten Kräfte zusetzt, und der
einzige Ersatz, der ihm wird, besteht nur in dem Reize, immer
mehr von seiner Stärke auszugeben. Für diejenigen aber, welche
diese Stärke besitzen, ist die Aufforderung, sie anzuweuden, mehr
werth als Rücksicht und Schonung. Denke Niemand, der hier
in die Bewegung der Menschen eintritt, liebevolle Augen folgten
seinen Schritten und umsichtige Freundschaft mahnte zu leisem,
bedächtigerem Fortschritte. Hier saugt das Leben Jeden aus:
wer wenig besitzt und seinen Vorrath nicht zu Rathe hält, steht
bald mit leeren Taschen scitwärts an der Straße, und seine
Verwünschungen, die er in das dickste Menschengewühl schleudert,
treffen Niemand, weil Niemand schuldig war. Der Besitzende
aber, dessen Unerschöpflichkeit Stand hält den unerschöpflichen
Ansprüchen des Lebens, steht bald in der ersten Reihe; aber ge-
rade der ist wieder so ganz beschäftigt mit der Sorge um sich
selber, daß er kaum einen Blick übrig hat für das was wir
bedürfen.

So erscheint mir denn das unbegreifliche nur allzu be-
greiflich: daß hier, wo Bildung und Geist in solcher Fülle ver-
einigt sind, dennoch das größte und erhabenste beinahe unbe-
achtet bleiben kann. Wie ist es möglich, daß in einer Stadt,
wo Beethoven so geliebt und verstanden wird, Cornelius, ich
will nicht sagen, unverstanden, aber übersehen bleibt? Wenn
man die rechten Leute fragt, geben sie wohl eine Antwort, welchc
 
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