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wiederholt: Neben dem Thron Christi stehen die kleinfigurigen Heiligen Gervasius und Protasius.
Engel nähern sich mit Märtyrerkronen. In zwei seitlich angeordneten Szenen ist die Vision des
hl. Ambrosius von den Exequien des hl. Martin von Tours47 dargestellt.
Das in Deutschland im Mittelalter seit dem 9. Jh.48 als Konchenbild übliche Thema der Majestas Domini49,
welche Christus thronend in der von den Evangelistensymbolen umgebenen Mandorla dar stellt,
begegnet, obwohl weniger häufig, auch in Italien. Abgesehen von dem Beispiel in S. Angelo in Formis,
das auf die Mandorla verzichtet50, finden wir die Majestas Domini auch in der Cittadinikapelle an
S. Lorenzo in Mailand (zweite Hälfte 12. Jh.)51, in S. Bassiano zu Lodi vecchio52 und in der Chiesa
rossa zu Mailand (13. Jh.)53.
Gegenüber der von Demus festgestellten Geschlossenheit der benediktinischen Apsidentradition wirkt
das allgemeine Bild der im 12. und 13. Jh. auftretenden und von verschiedenen Quellen gespeisten
Dekorationsformen des Hauptfeldes uneinheitlich.
In Fortsetzung der Tradition des frühchristlichen Gemmenkreuzes erscheint im Konchengewölbe der
Oberkirche von S. Clemente zu Rom eine Darstellung des gekreuzigten Heilandes mit Maria und Johannes,
die sich vor dem mit vegetabilischen Motiven verzierten Grunde abhebt54.
In dem für die griechische Liturgie geschaffenen, Maria geweihten Zentralbau der Martorana zu Palermo
(1143/44)55 ist, ebenso wie später in S. Marco zu Venedig56, die Himmelfahrt des Heilandes das Thema
des Zentralbildes, dessen Standort in der Vierungskuppel dem mittelbyzantinischen System entspricht,
auf das wir gleich zurückkommen werden. In Übereinstimmung mit diesem war höchstwahrscheinlich
in der Apsis die Muttergottes dargestellt, auf die durch die Verkündigungsszene am Triumphbogen
und durch die Weihe der Nebenkonchen an ihre Eltern Bezug genommen wird57.
Eine unter benediktinischem Einfluß entstandene Darstellung des Jüngsten Gerichts erblickt man
in der Konche von S. Maria Maggiore zu Pianella (Abruzzen, Anfang 12. Jh.)58. Mit nach unten gebrei-
teten Armen richtend, thront Christus in einem Kreuznimbus, der von zwei Engeln gehalten wird.
Darunter befindet sich das Kollegium der Apostel. Ein verwandtes, wieder benediktinisches Apsisfresko
begegnet in S. Trinitä zu Saccargia auf Sardinien (viertes Viertel 12. Jh.)59. Die Ähnlichkeit der Komposition
besteht in der Anordnung der hier von zwei fliegenden und zwei stehenden Engeln umgebenen Mandorla
über den thronenden Zwölfen. Das Zentrum dieses Streifens wird von der Madonna orans eingenommen.
Die untere Hälfte der Rückwand zeigt die Kreuzigung als Mittelstück von vier Passionsszenen (Abend-
mahl, Gefangennahme, Grablegung, Abstieg zur Vorhölle). Links kniet der Abt als Stifter vor einem
Benediktinerheiligen.
Auf dem Mosaik des 12. Jhs. in der am Anfang des Trecento mit dem Gebäude von S. Maria Maggiore
zum Dom vereinigten Kirche S. Giusto zu Triest60 ist der Heiland unter fast ausschließlicher Betonung
von Flächenwerten vor dem Goldgründe zwischen den Stadtheiligen S. Giusto und S. Servulo dar-
gestellt. Im Gegensatz hierzu erscheint er in S. Silvestro zu Tivoli61, wo an der Schwelle zum Dugento
die frühchristlich-römische Überlieferung in der Räumlichkeit der Apsis und der Gesamtdisposition des
Freskos noch immer lebendig ist, über den Wassern des Jordanflusses schwebend und von den das
Gesetz empfangenden Apostelfürsten flankiert, die am unteren Rande des Bildfeldes stehen. Wie in
SS. Cosma e Damiano, an dessen Apsismosaik man sich erinnert fühlt, trägt der Arco trionfale die
apokalyptische Vision mit den 24 Ältesten. Unterhalb des Streifens mit den Lämmern ist an der Kon-
chenwand die zwischen den beiden Heiligen Johannes und den Propheten thronende Muttergottes
angeordnet. Da diese Darstellung in geringer Höhe über dem Hochaltar sichtbar wird, kann sie —
isoliert betrachtet — in ihrer Wirkung schon beinahe mit einem Marienretabel verglichen werden.
In der untersten Zone wird durch die Szenen aus der Legende Konstantins und des hl. Silvester auf
den Patron des Gebäudes Bezug genommen.
Eine weitere im 12. Jh. als Hauptapsidendekoration auftretende Bildform ist die des halbfigurigen
Pantokrators. In der Kathedrale von Cefalü (1148; Abb. 5), der Cappella Palatina zu Palermo (v. 1143)
und im Dom von Monreale (viertes Viertel 12. Jh.) nimmt er die ganze Breite des Gewölbes ein. Diese Über-
dimensionierung eines Halbfigurenbildes erklärt sich durch die Übertragung des Themas aus dem
Kuppelzentrum in die Apsiswölbung, die in Cefalü und Monreale wegen der dort nicht vorhandenen
Vierungskuppeln deren Funktion als Standort der Hauptdarstellung hat übernehmen müssen62.
In Mittelitalien begegnet der Pantokrator als Gegenstand des Konchengewölbes seit dem 8. Jh. mehrfach
in den im folgenden Kapitel zu behandelnden Kapellen und Oratorien (Abb. 9, 10, 11).

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