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In fast idealer Form zeigt diese Synthese die Pala Simone Martinis in Neapel mit dem thronenden Bischof
von Toulouse, dem hl. Ludwig. Die Legendenszenen, die sonst neben der Figur des Heiligen die
Geschlossenheit der Wirkung beeinträchtigen, schmücken nun die aus der Retabelfunktion entwickelte,
zwischen Altarblatt und Auflage eingeschobene Sockelzone. Hiermit ist bald nach 1317 eine Lösung
gefunden worden, die bis zum Ende des Quattrocento und zum Teil sogar noch darüberhinaus ihre
Gültigkeit behält.
Die Einzelszene eines Heiligen, die schon auf dem Stigmatisationstäfelchen des hl. Franz Gegenstand
einer isolierten Darstellung gewesen ist (Abb. 140), erobert sich erst hundert Jahre später die Fläche des
Retabels. Es ist wiederum das Hauptereignis aus dem Leben des hl. Franz, das auf der für die Kirche
S. Francesco zu Pisa von der Giotto-Werkstatt um 1335 gefertigten Pala wiederkehrt (jetzt Louvre;
3,14 x 1,62 m; Abb. 141)98. Weitere Szenen der Vita des seraphischen Heiligen zieren die im Unterschied
zu Simones Retabel nur aus einer bloßen Sockelzone bestehende Predella. Bevor wir die Linie weiter
verfolgen können, die vom Vita-Retabel zum Hochaltarbild führt, müssen wir uns noch der Hauptgruppe
der Antependientradition zuwenden, um den Anteil zu untersuchen, der vom herkömmlichen Tafelbild
des Hochaltars für den Aufsatz des altare principale geleistet wird.

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