DER TRAUM VOM PARADIESE
Der Augenschein.
Das Gemälde, dem dieser Kunstbrief gewidmet ist, Werk
eines unbekannten deutschen Meisters aus dem Anfang des
15. Jahrhunderts und wohl oberrheinischen Ursprungs, gehört
trotz seiner Kleinheit — die bemalte Holztafel mißt nur
26,3X33,4 cm •— zu den Kostbarkeiten des Kunstbesitzes
von Frankfurt (Abb. 1 bis 6). Es befindet sich schon lange
in dieser Stadt. Ein kunstliebender Bürger, Johann Valentin
Prehn, Zeitgenosse Goethes, Zuckerbäcker seines Standes,
hat das Werk für seine Sammlung erworben. Seine be-
sondere Liebhaberei galt dem Kleinbilde. Vielleicht hat er sich
nur aus diesem Grunde auch für unser Täfelchen interessiert,
denn das Mittelalterliche, wie es die Romantiker entdeckten
und wie es zum Beispiel die Brüder Boisseree in Heidelberg in
ihrer Sammeltätigkeit bestimmte, das Kindliche und Alter-
tümliche lag seinem Geschmack wohl noch fern; er hat sonst
meist nur Arbeiten des 17. und 18. Jahrhunderts, vor allem
einheimische Meister, zusammengebracht.
Prehns Nachkomme vermachte das ganze Bilderkabinett
dem Frankfurter Stadtgeschichtlichen Museum. Aus diesem
ist unsere Tafel neuerdings in das StäJelsche Museum über-
nommen worden.
Viele Federn haben sich zum Preise des kleinen Kunstjuwels
in Bewegung gesetzt. Sie haben sich begeistert an dem, was
wir als die fromme, holdselige Kindlichkeit und naive Poesie
der Darstellung empfinden, haben immer wieder versucht,
diese jubilierende Fülle eines irdisch-überirdischen Lebens in
Worte zu fassen, das hier auf so engem-Räume zusammen-
gedrängt worden ist. Keine ganz leichte Aufgabe, da auf
dem Bilde alles gleich wichtig genommen erscheint — Mensch,
Tier, Pflanze und tote Dinge nebeneinandergereiht—,so daß
man nicht recht weiß, womit in der Beschreibung beginnen.
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Der Augenschein.
Das Gemälde, dem dieser Kunstbrief gewidmet ist, Werk
eines unbekannten deutschen Meisters aus dem Anfang des
15. Jahrhunderts und wohl oberrheinischen Ursprungs, gehört
trotz seiner Kleinheit — die bemalte Holztafel mißt nur
26,3X33,4 cm •— zu den Kostbarkeiten des Kunstbesitzes
von Frankfurt (Abb. 1 bis 6). Es befindet sich schon lange
in dieser Stadt. Ein kunstliebender Bürger, Johann Valentin
Prehn, Zeitgenosse Goethes, Zuckerbäcker seines Standes,
hat das Werk für seine Sammlung erworben. Seine be-
sondere Liebhaberei galt dem Kleinbilde. Vielleicht hat er sich
nur aus diesem Grunde auch für unser Täfelchen interessiert,
denn das Mittelalterliche, wie es die Romantiker entdeckten
und wie es zum Beispiel die Brüder Boisseree in Heidelberg in
ihrer Sammeltätigkeit bestimmte, das Kindliche und Alter-
tümliche lag seinem Geschmack wohl noch fern; er hat sonst
meist nur Arbeiten des 17. und 18. Jahrhunderts, vor allem
einheimische Meister, zusammengebracht.
Prehns Nachkomme vermachte das ganze Bilderkabinett
dem Frankfurter Stadtgeschichtlichen Museum. Aus diesem
ist unsere Tafel neuerdings in das StäJelsche Museum über-
nommen worden.
Viele Federn haben sich zum Preise des kleinen Kunstjuwels
in Bewegung gesetzt. Sie haben sich begeistert an dem, was
wir als die fromme, holdselige Kindlichkeit und naive Poesie
der Darstellung empfinden, haben immer wieder versucht,
diese jubilierende Fülle eines irdisch-überirdischen Lebens in
Worte zu fassen, das hier auf so engem-Räume zusammen-
gedrängt worden ist. Keine ganz leichte Aufgabe, da auf
dem Bilde alles gleich wichtig genommen erscheint — Mensch,
Tier, Pflanze und tote Dinge nebeneinandergereiht—,so daß
man nicht recht weiß, womit in der Beschreibung beginnen.
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