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und sich 'zusammengesellen, wie in der Menschheit jung und
alt in Wonnegärten der Freude sich fröhlich tummelt! Ach,
zarter Gott — bist Du in Deiner Kreatur so miuniglich, wie
bist Du dann erst in Dir selbst so gar schön und wonniglich!"

MARIA IM HIMMELSGARTEN

Siehe, die wonnigliche Stadt glänzt weithin von durch-
schlagenem Golde, sie leuchtet weithin von edlen Perlen,
durchlegt mit edlem Gesteine, durchklärt wie Kristall,
widerscheinend von roten Rosen, weißen Lilien und vielerlei
lebendigen Blumen. Nun, schau selbst auf die schöne, himm-
lische Heide: hei, hier ganze Sommerwonne, hier des lichten
Maien Aue, hier der rechten Freuden Tal! Hier sieht man
fröhliche Blicke von Lieb zu Lieb gehen; hier harfen und
geigen, singen und springen, tanzen und reien und immer
ganzer Freude pflegen; hier ist grenzenlose Wunscherfüllung,
hier Lieb ohne Leid in immerwährender Sicherheit. Nun
schau um dich die unzählige Menge, wie sie aus dem leben-
digen hervorrauschenden Bronnen trinken nach aller ihrer
Herzbegierde! Schau, wie sie den lauteren, klaren Spiegel
der bloßen Gottheit unverwandt anblicken, in dem ihnen
alle Dinge kund und offenbar sind.

Komm heimlich noch fürbaß und schau, wie die süße
Königin des himmlischen Landes, die du so herzlich minnest,
mit Würdigkeit und Freuden schwebt ob allem himmlischen
Heere, zärtlich über ihren Geminnten geneigt, umgeben von
den Blüten der Rosen und den Lilien der Täler. Schau, wie
ihre wonnigliche Schönheit Wonne und Freude und bewun-
derndes Staunen gibt allem himmlischen Heere! Eja, nun
schau ein Gesicht, das dir Herz und Gemüt beglückt, und
sieh, wie die Mutter der Barmherzigkeit die Augen, die
milden, barmherzigen Augen so mildiglich nach dir und nach
allen Sündern gekehrt hat und wie gewaltiglich sie schirmt
und sühnt vor ihrem geminnten Kinde!

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