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Fünftes Kapitel

KLEINE GESCHICHTE DES GEMALTEN SPIEGELBILDES

In dem Buche über den Spiegel, von dessen Möglichkeit wir in unserem
Vorwort gesprochen haben, könnte die hier folgende Untersuchung fehlen;
wenigstens wird sie uns über das Gerät selber nichts aussagen. Für den Ge^
Schichtsschreiber der Kunst dagegen ist die Frage nach dem gemalten Spie
gelbild nicht unwesentlich. Zu welchen Zeiten der Kunstgeschichte und
weiter: bei welchen Gelegenheiten haben die Künstler es dargestellt 2 Warum
haben sie es getan und wie ist es ihnen jeweils gelungen 2
Die erste Frage wird unsere Darstellung ausführlich zu beantworten haben.
Sie wird dabei in gewissen Epochen der antiken und der neuzeitlichen
Kunst länger verweilen, während das Mittelalter ganz wegfällt.
Was weiter die Frage nach den Gelegenheiten betrifft, so sei vorab festgestellt,
daß es natürlich oft die gleichen gewesen sind, bei denen die Maler nur den
Spiegel für sich zeigten — sei es den natürlichen, sei es den künstlichen. Wir
haben einige im vorigen Abschnitt angeführt. In keinem der dort erwähn'
ten Zusammenhänge mußte unbedingt ein Spiegelbild erscheinen. Der
„Mensch vor dem Spiegel", seine Charakteristik als solche und die bloße
Anwesenheit des Gerätes, genügte zur Kennzeichnung. Wenn nun die
Maler ein übriges taten und gerade das Spiegelbild sichtbar machten, so taten
sie es oft nur, um immerhin daran zu erinnern, daß die dargestellte Person im
Spiegel etwas Bestimmtes wahrnimmt: etwa sich selbst. Diese Zutat ist in
solchem Fall oft auf flüchtige Andeutung beschränkt, nur der Vollständig'
keit halber weiter ausgeführt. Solche Fälle sind künstlerisch uninteressant.
Nicht selten haben die Maler jedoch die Spiegelung besonders hervor'
gehoben. Diese Zutaten sind künstlerisch und kunstgeschichtlich von Be
lang.

Wir brauchen nicht alle überlieferten, den Spiegel enthaltenden Bildstoffe,
weil sie auch mit dem Spiegelbild ausgestattet werden konnten, noch ein'
mal anzuführen. Doch es kommen noch einige hinzu, solche, die das Spie
 
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