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in Erscheinung tritt.

Die irisch-angelsächsischen Hochkreuze müssen außerhalb unserer
Betrachtungen bleiben. Soweit auf ihnen Kreuzigungsdarstellungen
vorkommen, sind diese durch Verwitterung so undeutlich geworden,
daß man außer der Figurenanordnung nur noch wenig erkennen kann.
Gerade die Details, auf die es bei unserer typengeschichtlichen
Untersuchung ankommen muß, lassen sich nicht bestimmen. Außerdem
wäre eine Analyse ihrer Kreuzigungsdarstellungen nur sinnvoll im
Zusammenhang einer eigenen Studie über das Bildsystem dieser

Hochkreuze, eine Arbeit, die weit über den uns hier gesteckten
1)

Rahmen hinausginge .

Zunächst die deutschen Stücke. Kurt Holter hat ein Lindenholz-
relief (0,57 zu 0,365 m) im Oberösterreichischen Landesmuseum zu

Linz bekannt gemacht, das aus dem Dorfe Ried bei Kremsmünster

2)

stammt Ried, seit dem zehnten Jahrhundert bezeugt, gehort als
Pfarre zum Stift Kremsmünster, die Herkunft des Reliefs von dort-
her ist infolgedessen so gut wie sicher. Die ursprüngliche Ver-
wendung ist unklar, Holter sieht es als Teil eines Retabels an,
doch scheint es eher ein Teil einer Holztür wie der von St. Maria
im Kapitol zu Köln gewesen zu sein. Es ist oft übermalt worden,
viele Details sind deshalb nicht sicher zu erkennen. Zwischen und
vor zwei turmartigen Gebäuden, die das Bildfeld rechts und links
begrenzen, steht das Kreuz, links Maria, rechts Johannes. Ober-
halb des Kreuzquerbalkens sieht man in zwei Medaillons zwei Halb-
figuren, die ihr Antlitz trauernd verhüllen, es sind Sol und Luna.
Christus steht auf einer Schlange, die Arme nach oben gebogen,
die Daumen eingewinkelt. Der Körper ist nach links gedreht, die
Knie leicht angewinkelt. Der Lendenschurz wird oben von einem
Wulst abgeschlossen. Das Haupt neigt sich nach rechts. Ob die
Augen geschlossen sind, läßt sich bei der vielfältigen Überma-
lung richt feststellen. Es handelt sich um jenen schwingend be-
wegten Kruzifixtyp, bei dem der Körper zwischen Hängen und Ste-
hen ins Schweben gebracht wird und in schönlinigen Drehungen
differenziert ist. Auch das Unbestimmte der Modellierung paßt da-
zu. Alle diese Stilmerkmale lassen uns diese Kreuzigungsdarstel-
lung in das zweite Viertel des elften Jahrhunderts datieren, ei-
 
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