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schränkt ira Gegensatz zu Radbert die Wirksamkeit der Trinität in
der Eucharistie auf die Konsekration ein, sie wird "vom heilwir-
kenden Prinzip des Sakramentes schlechthin verengt zum Vergegen-
wärtigungsprinzip der sakramentalen caro des Menschgewordenen".

Der Leib Christi im Sakrament ist der in den Tod hingegebene und
am Kreuze geopferte. es handelt sich um das singulare corpus des
Menschgewordenen^ . Damit rückt der am Kreuze Gestorbene in den
Mittelpunkt der eucharistischen Frömmigkeit.

Der Kreuzestod als die Heilstat schlechthin steht im Zentrum der
Erlösungslehre, die Anselm von Canterbury (1o33/34~11o9) in dem

1098 vollendeten Dialog Cur Deus homo als Satisfaktionslehre ent-
-5-55)

wickelt hat'^-' . "Zur Wiederherstellung der durch die Sünde ver-
letzten Ehre Gottes bedarf es einer Genugtuung, die ihm ein Mensch
über das pflichtmäßig Geschuldete hinaus darzubringen hat. Ein
solches Werk kann aber nur der Gottmensch und er nur durch seinen
freiwilligen Tod für Gott leisten; denn wegen seiner Sündlosig-
keit ist er allein den Tod nicht schuldig, und wegen der Würde
seiner gottmenschlichen Person hat eine solche Tat für den Vater
unendlichen Wert. Diese Theorie steht im Gegensatz zu den in der
alten Kirche herrschenden Versöhnungsvorstellungen. Nach diesen
hat der in Jesus wirkende Gott Tod, Teufel und Sünde besiegt. Bei
Anselm dagegen ist die Inkarnation nur noch Voraussetzung für
die durch den menschlichen Willen Christi vollbrachte Erlösungs-
tat, insofern diese wegen der Verbundenheit Jesu mit dem Logos

unendlichen Wert hat."^^ Die Auferstehung als Heilstat tritt
-5Z7)

m den Hintergrund . Die alte Theorie des Loskaufes vom Teu-
fel wird damit endgültig überwunden, an Stelle der dämonozentri-
schen Erlösungslehre, die den Sieg des Herren am Kreuz über den
Teufel feierte, tritt ein rein theozentrisches Bild der Erlö-

sung5»>.

Bernhard von Clairvaux (1090-1153) stellt den Menschen Jesus
in die Mitte der Frömmigkeit. Hur durch die Niedrigkeit des Men-
schen Jesuswird seine Gottheit offenbar. Das führt zu einer Ver-
senkung in die Einzelheiten von Jesu Leiden und Tod, die bis da-
hin unerhört war. Christus ist der Erniedrigte, was der frommen
Seele besonders an Krippe und Kreuz deutlich wird. Der Mann der
 
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