Akademische Mitteilungen
FÜR DIE
STUDIERENDEN DER RUPRECHT-KARLS-UNIVERSITÄT HEIDELBERG.
HERAUSGEGEBEN VON J. HÖRNING, UNIVERSITÄTS-BUCHDRUCKEREI
Fernsprecher 119 HEIDELBERG Hauptstrasse 55 a.
Erscheint wöchentlich und wird unentgeltlich und frei allen Studierenden und Lehrern der Hochschule zugestellt.
Postzeitungs-Preisliste VIII. Nachtrag Nr. 49 a. Preis bei der Post vierteljährlich 75 Pfg. ausschliesslich Bestellgebühr.
Sommer-Halbjahr 1898. Nr. 13. Samstag, 23. Juli 1898.
Theologische Fakultät.
Diejenigen Studierenden der Theologie, die sich um das
theologische Staatsstipendium und um das Abegg-
sche Stipendium beworben haben, werden ersucht, die
oingereichten Zeugnisse auf dem Sekretariat zu erheben.
Heidelberg, 18. Juli 1898.
Der ztg. Dekan:
Leuune.
Promotionen
an do? Universität Heidelberg vom 7.—16. Juli 1898.
1. Juristische Fakultät.
12. Juli. Dimitr Nikolaus Dimitroff aus Widin.
12. „ Albert Samuel aus Varna.
13. „ Robert Fellner aus Boston.
13. „ Eugen Rademacher aus Regensburg.
13. „ Felix Graf Droste zu Vischering von Nesselrode-
Reichenstein aus Herten.
2. Philosophische Fakultät.
12. Juli. Georgiana L. Morrill aus Amerika.
- (Dissertation: „Speculum gy de Warewyke. Here for the first time
printed and first edited from the manuscripts".)
3. Medizinische Fakultät.
15. Juli. Dr. phil. Franz Müller aus Berlin.
/(Dissertation: „Die morphologischen Veränderungen der Blutkörperchen
und des Fibrins bei der vitalen extravasculären Gerinnung.“)
15. Juli. Jakob Naab aus Nierstein.
(Dissertation: „Die chirurgische Behandlung der Nasenrachenfibrome“.)
4. Naturwissenschaftlich-mathematische Fakultät.
7. Juli. Emil Amort aus Pelplin.
' (Dissertation: „Ueber die Einwirkung von Arsenwasserstoff auf Queck-
silberchlorid und über hexaalkylierte Diarsoniumverbiudungen“.)
7. Juli. Edmund Koelitz aus Ludwigshafen.
(Dissertation: „I. Ueber Halogenbestimmungen. II. Versuche zu einer
neuen quantitativen Phosphorsäurebestimmung. III. Kondensations-
versuche mit Kohlenoxysulfid und Darstellung von Dimethoxydiphenyl“.)
7. Juli. Theodor Schumacher aus Köln.
/(Dissertation: „Ueber die Einwirkung primärer, sekundärer und ter-
tiärer Basen auf o-Xylylenbromid“.)
13. Juli. Wilhelm Stoetzner aus Gera.
(Dissertation: „Ueber Kondensationen von Citral und Citronellaldehyd
mit Acetessigester“.)
14. Juli. Heinrich Kretzer aus Koblenz.
•''(Dissertation: „I. Ueber die Konstitution der ortlio-Jodosobenzoesäure.
II. Zur Kenntnis des Mesitylens und seiner Derivate“.)
16. Juli. Ferdinand Rapp aus Augsburg.
(Dissertation: „Ueber abnorme Nitroderivate von Phenolen und deren
Umwandlungsprodukte“.)
Der Auszug der Heidelberger Studenten
im Jalire 1848.
(Fortsetzung.)
Geheime Rat Dahmen benachrichtigte die Regierung sogleich
von dem stattgehabten Auszug und erhielt am nächsten Tage
folgende Weisung:
Ministerium des Innern.
Carlsruhe, den 18. Juli 1848.
Den demokratischen Studentenverein in Heidelberg betr.
Der Curator der Universität Heidelberg wird auf seine Vor-
lage vom Gestrigen Nr. 251 beauftragt, den gestern nach Neu-
stadt an der Hardt ausgezogenen Studenten in einer ihm geeig-
net scheinenden Weise eröffnen zu lassen, dass den Theilnehmern
am Auszuge, wenn sie nicht innerhalb einer Frist von drei
Tagen, vom Tage der Eröffnung an gerechnet, nach Heidelberg
zurückkehren und ihre Ankunft bei dem Universitätsamte an-
zeigen sollten, das akademische Bürgerrecht werde gekündigt
werden, und dass man sich nach Umständen gegen die Anstifter
der Sache und diejenigen, welche der Wiederherstellung des
geordneten Zustandes hinderlich in den Weg treten, schärferes
Einschreiten vorbehalte. Nebstdem ist den Inländern, welche
sich bei dem Auszug betheiligt haben, in Gemässheit höchster
Entschliessung aus Grossh. Staatsministerium vom Heutigen
Nr. 1703 zu bedeuten, dass im Falle ihrer Nichtzurückkehr das
gegenwärtige Semester bei der Bitte um Zulassung zur Staats-
prüfung ihnen nicht werde angerechnet werden, (gez.) Bekk.
Am selben Tage berief Vater Winter auf nachmittags 3 Uhr
den grossen Bürgerausschuss und beantragte eine Bittschrift
nach Karlsruhe, welche eine Rücknahme oder wenigstens doch
eine. Milderung des Verbotes erwirken sollte. Die Sitzung
des stark oppositionell angehauchten Ausschusses war sehr stür-
misch; so wurde z. B. durch Stimmenmehrheit dem Apotheker
Henking das Wort entzogen, weil derselbe, überzeugt von der
Aussichtslosigkeit eines solchen Verfahrens, in der Erörterung
gegen den Antrag sprach. Man kam zum Entschluss, eine An-
zahl Mitglieder des Gemeinderates, sowie des Bürgerausschusses
nach Karlsruhe mit der Erklärung zu senden: dass der demo-
kratische Studentenverein allerdings in Anbetracht seiner Zwecke
als staatsgefährlich betrachtet werden könne, dass aber der noch
in der Bildung begriffene Verein augenblicklich die Sicher-
heit des Staates nicht gefährde. Zudem sei es doch eine Zierde
des Rechtsstaates, dass sie alle Meinungen ihrer Staatsange-
hörigen gestatte, und nur deren ungesetzliche Handlungen
bestrafe. Die Bürger kamen jedoch mit der Entscheidung des
Staatsministeriums zurück, „dass von der Entschliessung vom
16. ds. Monats nicht abgegangen werden könne, indem, wenn
auch die Meinungen der Einzelnen frei sich geltend machen
könnten, doch nicht geduldet werden dürfe, dass durch die Kraft
der Assoziation die verfassungsmässig bestehende
Staatsordnung untergraben werde. Wollten die Studen-
ten einen anderen Verein gründen, so stehe ihnen, wie schon
gesagt, Nichts im Wege, vorausgesetzt, dass derselbe nicht gleich
dem aufgelösten sich wieder die Aufgabe stelle, für die Einfüh-
rung einer Republik Propaganda zu machen.“
Inzwischen zog unsere akademische Jugend, in ihrer Mitte
Professor Mörstadt, und andere akademische Lehrer in Neustadt
FÜR DIE
STUDIERENDEN DER RUPRECHT-KARLS-UNIVERSITÄT HEIDELBERG.
HERAUSGEGEBEN VON J. HÖRNING, UNIVERSITÄTS-BUCHDRUCKEREI
Fernsprecher 119 HEIDELBERG Hauptstrasse 55 a.
Erscheint wöchentlich und wird unentgeltlich und frei allen Studierenden und Lehrern der Hochschule zugestellt.
Postzeitungs-Preisliste VIII. Nachtrag Nr. 49 a. Preis bei der Post vierteljährlich 75 Pfg. ausschliesslich Bestellgebühr.
Sommer-Halbjahr 1898. Nr. 13. Samstag, 23. Juli 1898.
Theologische Fakultät.
Diejenigen Studierenden der Theologie, die sich um das
theologische Staatsstipendium und um das Abegg-
sche Stipendium beworben haben, werden ersucht, die
oingereichten Zeugnisse auf dem Sekretariat zu erheben.
Heidelberg, 18. Juli 1898.
Der ztg. Dekan:
Leuune.
Promotionen
an do? Universität Heidelberg vom 7.—16. Juli 1898.
1. Juristische Fakultät.
12. Juli. Dimitr Nikolaus Dimitroff aus Widin.
12. „ Albert Samuel aus Varna.
13. „ Robert Fellner aus Boston.
13. „ Eugen Rademacher aus Regensburg.
13. „ Felix Graf Droste zu Vischering von Nesselrode-
Reichenstein aus Herten.
2. Philosophische Fakultät.
12. Juli. Georgiana L. Morrill aus Amerika.
- (Dissertation: „Speculum gy de Warewyke. Here for the first time
printed and first edited from the manuscripts".)
3. Medizinische Fakultät.
15. Juli. Dr. phil. Franz Müller aus Berlin.
/(Dissertation: „Die morphologischen Veränderungen der Blutkörperchen
und des Fibrins bei der vitalen extravasculären Gerinnung.“)
15. Juli. Jakob Naab aus Nierstein.
(Dissertation: „Die chirurgische Behandlung der Nasenrachenfibrome“.)
4. Naturwissenschaftlich-mathematische Fakultät.
7. Juli. Emil Amort aus Pelplin.
' (Dissertation: „Ueber die Einwirkung von Arsenwasserstoff auf Queck-
silberchlorid und über hexaalkylierte Diarsoniumverbiudungen“.)
7. Juli. Edmund Koelitz aus Ludwigshafen.
(Dissertation: „I. Ueber Halogenbestimmungen. II. Versuche zu einer
neuen quantitativen Phosphorsäurebestimmung. III. Kondensations-
versuche mit Kohlenoxysulfid und Darstellung von Dimethoxydiphenyl“.)
7. Juli. Theodor Schumacher aus Köln.
/(Dissertation: „Ueber die Einwirkung primärer, sekundärer und ter-
tiärer Basen auf o-Xylylenbromid“.)
13. Juli. Wilhelm Stoetzner aus Gera.
(Dissertation: „Ueber Kondensationen von Citral und Citronellaldehyd
mit Acetessigester“.)
14. Juli. Heinrich Kretzer aus Koblenz.
•''(Dissertation: „I. Ueber die Konstitution der ortlio-Jodosobenzoesäure.
II. Zur Kenntnis des Mesitylens und seiner Derivate“.)
16. Juli. Ferdinand Rapp aus Augsburg.
(Dissertation: „Ueber abnorme Nitroderivate von Phenolen und deren
Umwandlungsprodukte“.)
Der Auszug der Heidelberger Studenten
im Jalire 1848.
(Fortsetzung.)
Geheime Rat Dahmen benachrichtigte die Regierung sogleich
von dem stattgehabten Auszug und erhielt am nächsten Tage
folgende Weisung:
Ministerium des Innern.
Carlsruhe, den 18. Juli 1848.
Den demokratischen Studentenverein in Heidelberg betr.
Der Curator der Universität Heidelberg wird auf seine Vor-
lage vom Gestrigen Nr. 251 beauftragt, den gestern nach Neu-
stadt an der Hardt ausgezogenen Studenten in einer ihm geeig-
net scheinenden Weise eröffnen zu lassen, dass den Theilnehmern
am Auszuge, wenn sie nicht innerhalb einer Frist von drei
Tagen, vom Tage der Eröffnung an gerechnet, nach Heidelberg
zurückkehren und ihre Ankunft bei dem Universitätsamte an-
zeigen sollten, das akademische Bürgerrecht werde gekündigt
werden, und dass man sich nach Umständen gegen die Anstifter
der Sache und diejenigen, welche der Wiederherstellung des
geordneten Zustandes hinderlich in den Weg treten, schärferes
Einschreiten vorbehalte. Nebstdem ist den Inländern, welche
sich bei dem Auszug betheiligt haben, in Gemässheit höchster
Entschliessung aus Grossh. Staatsministerium vom Heutigen
Nr. 1703 zu bedeuten, dass im Falle ihrer Nichtzurückkehr das
gegenwärtige Semester bei der Bitte um Zulassung zur Staats-
prüfung ihnen nicht werde angerechnet werden, (gez.) Bekk.
Am selben Tage berief Vater Winter auf nachmittags 3 Uhr
den grossen Bürgerausschuss und beantragte eine Bittschrift
nach Karlsruhe, welche eine Rücknahme oder wenigstens doch
eine. Milderung des Verbotes erwirken sollte. Die Sitzung
des stark oppositionell angehauchten Ausschusses war sehr stür-
misch; so wurde z. B. durch Stimmenmehrheit dem Apotheker
Henking das Wort entzogen, weil derselbe, überzeugt von der
Aussichtslosigkeit eines solchen Verfahrens, in der Erörterung
gegen den Antrag sprach. Man kam zum Entschluss, eine An-
zahl Mitglieder des Gemeinderates, sowie des Bürgerausschusses
nach Karlsruhe mit der Erklärung zu senden: dass der demo-
kratische Studentenverein allerdings in Anbetracht seiner Zwecke
als staatsgefährlich betrachtet werden könne, dass aber der noch
in der Bildung begriffene Verein augenblicklich die Sicher-
heit des Staates nicht gefährde. Zudem sei es doch eine Zierde
des Rechtsstaates, dass sie alle Meinungen ihrer Staatsange-
hörigen gestatte, und nur deren ungesetzliche Handlungen
bestrafe. Die Bürger kamen jedoch mit der Entscheidung des
Staatsministeriums zurück, „dass von der Entschliessung vom
16. ds. Monats nicht abgegangen werden könne, indem, wenn
auch die Meinungen der Einzelnen frei sich geltend machen
könnten, doch nicht geduldet werden dürfe, dass durch die Kraft
der Assoziation die verfassungsmässig bestehende
Staatsordnung untergraben werde. Wollten die Studen-
ten einen anderen Verein gründen, so stehe ihnen, wie schon
gesagt, Nichts im Wege, vorausgesetzt, dass derselbe nicht gleich
dem aufgelösten sich wieder die Aufgabe stelle, für die Einfüh-
rung einer Republik Propaganda zu machen.“
Inzwischen zog unsere akademische Jugend, in ihrer Mitte
Professor Mörstadt, und andere akademische Lehrer in Neustadt