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Universität Heidelberg [Editor]
Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg: Winter-Halbjahr 1908/1909 — 1908/​1909

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1908/09

Heidelberger Akademische Mitteilungen

Nr. 8

Hochschulnachrichten.
Heidelberg, 11. Dezember 1908.
Aus dem Lehrkörper. Der Grossherzog bat dem
Geheimen Rat Professor Dr. Richard Schroeder das Kom-
mandeurkreuz zweiter Klasse mit Eichenlaub, dem Geheimen
Hofrat Professor Dr. Eberhard Gothein das Ritterkreuz erster
Klasse mit Eichenlaub des Ordens vom Zähringer Löwen ver-
liehen und den ordentlichen Professor für klassische Philo-
logie, Dr. Franz Boll, zum ausserordentlichen Mitglied des
Oberschulrats auf die Dauer von drei Jahren ernannt.
Ehrendoktor. Die naturwissenschaftlich-mathematische
Fakultät hat den Schöpfer des Bunsen-Denkmals, Professor
Hermann Volz in Karlsruhe, zum Doctor honoris causa pro-
moviert.
Der Dank der Grossherzogin Luise.
An den Prorektor der Universität Heidelberg.
Baden-Baden, 5. 12.
Prorektor und Senat der Ruperto-Carola haben mir in
warmen Worten ihre Segenswünsche zu einer Jahreswende
ausgesprochen, welche reich an Dankbarkeit, aber auch von
tiefer Wehmut gewesen ist. Ich erwidere diese mir sehr
wertvolle Kundgebung mit dem aufrichtigsten Danke und
erinnere mich an der Schwelle meines 70. Jahres der vielen
unvergesslichen Anlässe, welche mir an der Seite meines
teuren, in Gott ruhenden Grossherzogs in einer langen Reihe
von Jahren Gelegenheit gab, die reichen Eindrücke zu sam-
meln, die stets die Universität Heidelberg uns in freigebigster
Weise darbot. Grossherzogin Luise.
Die Heidelberger Studentenschaft veranstaltet am
Montag, 14. Dezember, abends 8 h. c. t. im grossen Saale der
Stadthalle eine allgemeine Versammlung, in der die Heidelberger
Studentenschaft zu den Prager Vorgängen Stellung nehmen wird.
Schenkung. Kommerzienrat Dr. C. Glaser hat dem
Chemischen Institut der Universität Heidelberg in hoch-
herziger Weise 10 000 Mk. für die Herstellung von Ein-
richtungen, besonders für die Arbeiten bei hohen Tempera-
turen zur Verfügung gestellt.
Vom Universitätsfechtboden. Fechtlehrer Jakob
Unrath wurde stellvertretend mit den Funktionen als Uni-
versitätsfechtlehrer betraut. Herr R. Lorber wurde vom
Ministerium vorläufig seines Amtes enthoben.
W
Bücherschau.
Posener, Paul, Der junge Jurist. Eine Anleitung zu wissen-
schaftlichem Aiberten unter Erörterung der Grundlagen des
Vorbildungswesens, des Rechtsstudiums und der Prüfungsordnung.
Für angehende Juristen, deren Eltern und Berater. Zweite,
vermehrte Auflage. 281 S. Breslau II, J. U. Kern's Verlag
(Max Müller). Preis gebunden 4 Mark.
Der „JungeJurist" ist ein Führer und Berater für Abiturienten,
die dem Rechtsstudium sich zuwenden wollen, für ihre Eltern und
Freunde, für junge Studenten der Rechte. Er zeigt ihnen, was von
diesen verlangt wird, er zeigt aber auch einen Weg, wie sie ihr Ziel
erreichen können. Gerade die grosse Unklarheit und Gedankenlosig-
keit, der eine grosse Zahl von Studierenden die ersten und besten
Semester opfert, bekämpft der Verfasser: er zeigt die Anforderungen
eines gewissenhaften Studiums und gestattet so dem Leser einen
Schluss auf die Gestaltung der Arbeit im Einzelfalle. Er verhehlt
aber nicht die Gefahren, denen die Arbeitsfähigkeit der jungen Leute
ausgesetzt ist: schonungslos bespricht er alle Ursachen studentischer
Bummelei und akademischer Zügellosigkeit.
Leipziger Kalender. Illustriertes Jahrbuch undChronik.
Herausgegeben von Georg Merseburger. Jahrgang 1909
2 Mk. Leipzig, Georg Merseburger.
Der Leipziger Kalender bringt jährlich einen fast 300 Seiten
starken Band alles Wissens- und Sehenswerten dieser Stadt. Zu
seinen dauernden Mitarbeitern zählen die ersten Künstler, Schrift-
steller und Gelehrten Leipzigs. Der vorliegende neue Jahrgang dieses
beliebten Jahrbuches enthält im Hinblick auf das Universitätsjubi-
läum 1909 eine Anzahl auf die Hochschule und ihre Geschichte be-
züglicher Aufsätze und Bilder. Wir nennen: die Universität Leipzig
im 19. Jahrhundert von Prof. D. Dr. Georg Müller mit 6 Bildern.
— Bibliographisches zur Universitätsgeschichte von Leipzig. — Fünf
Jahrhunderte Leipziger Studentenlebens. Von Dr. W. Bruchmüller.
Mit 5 Bildern. — Die Jubelfeier der Leipziger Universität 1809.
Mitgeteilt von Prof, Dr. Gg. Holz. Mit 4 Bildern. — Die Leipziger
Universitätsbauten. Von Dr. Julius Zeitler. Mit 8 Bildern.

Gassert, Heinrich Dr., O alte Burschenherrliehkeit!
Studentische und patriotische Lieder. Zweite, ver-
mehrte Auflage. 8°. VIII u. 80 S. Freiburg, Herdersche
Verlagsbuchhandlung. 80 Pfg.; geb. in Leinwand Mk. 1.20.
Die 2. Auflage dieser Lieder hat den Zweck, die im grossen C.V. der
deutschen katholischen Studentenverbindungen längst gesungenen
Lieder Gasserts in handlicherem Format und durch den Buchhandel
der gesamten deutschen Studentenschaft und namentlich auch den
Alten-Herren-Kreisen zugänglich zu machen; sie hat gegenüber der
ersten, im Selbstverlag des Verfassers erschienenen Ausgabe, einige
Veränderungen erfahren: einige wenige Lieder sind weggelassen, einige
neu hinzugekommen, manche erscheinen gekürzt oder sonst, wie uns
scheint, zu ihrem Vorteile verändert, einzelne sind „umgegossen" worden.
Meyers Kleines Konversations-Lexikon. Siebente, gänzlich
neubearbeitete und vermehrte Auflage. Mehr als 130,000 Artikel
und Nachweise auf über 6000 Seiten Text mit etwa 520 Illustrations-
tafeln (darunter 56 Farbendrucktafeln und 110 Karten und Pläne)
und etwa 100 Textbeilagen. G Bände in Halbleder gebunden zu
je 12 Mark. (Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig
und Wien.)
Der „Kleine Meyer" naht seiner Vollendung. Bis „Schönbein" führt
der soeben erschienene fünfte Band, der die Richtigkeit unsere lobenden
Urteils von neuem beweist. Alle Gebiete menschlichen Wissens finden
wir mit gleicher Sorgfalt, Klarheit und Knappheit behandelt. So führen
z. B. die Artikel „Politik", „Reichskanzler" und „Reichstag" mit wenigen
Worten sehr geschickt den wichtigen Gegensatz von Real- und Ideal-
politik vor Augen, umschreiben kurz und klar die eigenartige Stellung
des deutschen Reichskanzlers und unterrichten ausführlich über Wahl-
recht und Geschäftsordnung des Reichstags, sowie über seine neueste
Zusammensetzung nach dem Stand vom Oktober 1908. Ueberhaupt ist
„Modern sein" eins der Leitmotive dieses Werkes auf jedem Gebiet.
Bringt die Geschichte Russlands eine recht sorgfältige Betrachtung des
russisch-japanischen Krieges und der letzten Revolutionsjahre, so erfreut
ebenso die objektive Darstellung der Loslösung Norwegens von der Union
mit Schweden. Diese moderne Tendenz, dieses Einherschreiten auf der
Höhe der Zeit zeigt äusser tausend andern Themen z. B. der Artikel
„Panzerschiffe", der mit seinen beiden Tafeln alles bringt, was jedem
Deutschen zu wissen nötig und wünschenswert ist. Aber auch auf Ge-
bieten, wo reger Forschergeist stets neue Quellen erschliesst und die
Gesamtheit der oft parteiischen Beurteilungen über die Grösse und Be-
deutung eines grossen Deutschen zu genialer Darstellung eint, kann der
„Kleine Meyer" als Muster gelten. Das zeigt sich etwa bei dem Artikel,
der den grössten Dichternamen dieses Bandes behandelt, bei Schiller.
In nur vier Spalten finden wir volle Orientierung über Leben und Schaffen
dieses Grossen, nicht bloss biographische Daten, sondern auch alle
wichtigeren literaturwissenschaftlichen Tatsachen zur Entstehung der
einzelnen Werke. Als Beispiel auf musikalischem 'Gebiet, wo Klarheit
und Fasslichkeit besonders angenehm berühren, sei der Artikel „Oper"
genannt oder über Noten die ausführliche mittelalterliche und moderne
Notierung klar veranschaulichende Tafel „Entwickelung der Notenschrift".
Städte wie „Rom" und „Paris" enthalten nicht nur die zuverlässigsten
Angaben über Lage, Anlage, Bauwerke, Bevölkerung, Erwerbszweige,
Umgebung, Verfassung, Geschichte usw., sondern lassen auch mit ihren
exakten Plänen keine Frage über das Geographische offen. Von dem
bei flüchtigem Nachschlagen Ueberblickten erschienen uns ferner die
Artikel „Phantasie", „Psychologie", „Schauspielkunst" besonders gut
angefasst und lobenswert behandelt. Ganz besonders sind endlich die
prächtigen Illustrationen des Bandes hervorzuheben, z. B. die Farben-
drucke „Ornamente" (vier Tafeln), „Obstsorten", „Pflanzenkrankheiten",
„Pilze", „Raubvögel", „Rinderrassen", „Schlangen", „Schmetterlinge",
oder „Papierfabrikation", „Schnellpressen", „Radiotelegraphie" usw.,
die alle aufs neue die Sorgfalt zeigen, die der Verlag diesem wichtigen
Teile des Werkes angedeihen lässt.
Der bahnbrechende Einfluss, den „Brehms Tierleben" unverkenn-
bar auf die Popularisierung der Tierkunde ausgeübt hat, ist wesentlich
erhöht worden durch die aus dem klassischen Hauptwerk hervor-
gegangene wohlfeile Volks- und Schulausgabe unter dem Titel:
Brehms Tierleben. Kleine Ausgabe für Volk und Schule.
Zweite Auflage. Mit 1179 Abbildungen, 1 Karte und 19 Farbendruck-
tafeln. 3 Bände in Halbleder gebunden zu je 10 Mark. (Verlag
des Bibliographischen Instituts in Leipzig und Wien) Die selbstän-
dige Bearbeitung des „Kleinen Brehm" darf in allen Einzelheiten als
mustergültig bezeichnet werden. Soweit es der Umfang des Werkes
in drei Bänden (I. Band: Säugetiere, II. Band: Vögel, III. Band:
Kriechtiere, Lurche, Fische, Insekten, Niedere Tiere) erlaubt, bringt
es eine Charakterisierung aller bekanntern und wichtigem Tiere und
berücksichtigt wie das Hauptwerk stets die neuesten Erfahrungen.
Nur seltener vorkommende Tierformen sind übergangen worden;
ebenso haben alle für den Gebrauch an Schulen und am Familientisch
nicht geeigneten Einzelheiten eine angemessene Kürzung erfahren oder
sind ganz in Wegfall gekommen. Nicht durch trockene Systematik,
nicht in pedantischem, dozierendem Vortrag, sondern frisch, anschau-
lich und fliessend unterhält der „Kleine Brehm" den Naturfreund von
dem Leben und Treiben der gesamten Tierwelt. Das Werk ist in
seiner gegenwärtigen Gestalt vollkommen dazu angetan, die Liebe zur
Tierwelt in die weitesten Kreise zu tragen. Der billige Preis der
einzeln käuflichen Bände ermöglicht es, dass sich dieser gesunden, dem
Alter wie der Jugend gleich gut bekömmlichen Geisteskost auch der
weniger Bemittelte erfreuen kann. Möge das schöne Werk, dessen
innere und äussere Ausstattung über jedes Lob erhaben ist, in allen
Schichten des Volks weiteste Verbreitung finden.
 
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