1908/09
Heidelberger Akademische Mitteilungen
Nr. 18
Deutsche von einem eisernen Panzer umgeben sein müssen, um dem
Ansturm von Osten und Westen zu wiederstehen, dass wir mächtig
sein müssen, dass wir nur als Nation freier und selbstbewusster
Männer unsere Kultur und unser staatliches Dasein zu erhalten ver-
mögen. Noch schlummert, so hoffen wir, in unserer Jugend der Geist,
der vor 100 Jahren erweckt wurde, als es galt, das Joch der Fremd-
herrschaft abzuschütteln, der als furor teutonicus aufflammte, unerhörte
Anstrengungen und gewaltige Taten vollbrachte. Aber heute fordert
das Vaterland die männliche Beharrlichkeit in der Arbeit des Friedens,
jener geistigen Arbeit, welche die Kräfte des Volkes vervielfältigt und
der Nation neue Werte schafft.
Kommilitonen! Seitdem unsere Hochschule den Namen der Ruperto-
Carola trägt, hat sie allezeit vorangestanden unter den geistigen Mächten,
welche den Weg für unsere Nation bahnten. Möge sie im 20. Jahrhundert
bleiben, was sie im 19. Jahrhundert war: Hüterin des Schatzes, den
die geistige Arbeit unserer Väter erworben hat, die Führerin zu neuen
Siegen des Geistes, des Kleinods des deutschen Volkes. Unsere Ruperto-
Carola, sie lebe hoch!
Der künftige Prorektor, Geh. Rat Windelband,
zu dessen Wohnung sich der Zug dann bewegte, dankte
auf die Begrüssungsansprache mit folgenden Worten:
Kommilitonen!
Ich danke Ihnen für die Freude, die Sie mit dem Glanz der Fackeln
in mein Haus und Herz bringen. Sie haben die liebenswürdige Ge-
wohnheit, diese höchste akademische Ehrung auch dem zukünftigen
Prorektor, der sein Amt erst antreten soll, anzutun: er empfäi gt sie
sozusagen auf Vorschuss, als das Zeichen eines Vertrauens, das er erst
erwerben und bewähren soll. So erwidere ich den Gruss der Heidel-
berger Studentenschaft mit dem herzlichen Wunsche, dass mir in meinem
Amte stets ein glückliches Einvernehm n mit Ihnen beschieden sein möge.
Ein solches einmütiges Zusammenwirken von Lehrenden und Lernenden
ist ja in unserer Zeit nötiger denn je für einen segensreichen Fortbestand
der Universitäten. Sie stehen als die Hochburgen deutscher Geistes-
kultur, umbrandet von der bewegten Flut des neuen Lebens. Leiden-
schaftlich drängt sich umwühlend, abbröckelnd an sie heran die ganze
Fülle neuer Interessen, neuer Begie den, neuer Aufgaben, die unser
Volk in der rapiden Aufwärtsbewegnng seiner äusseren Kultur ergriffen
haben. Da gilt es die Augen wach zu halten, mit offenem Verständnis
dem drängenden Bedürfnis sich anzupassen und dabei doch die alte,
in ehrwürdiger Arbeit der Jahrhunderte erstarkte Eigenart vollauf zu
bewahren. Schwere Aufgaben ergibt das für die Wandlungen des
Lehrens und Lernens, für den Ausbau der Einrichtungen, für die Ge-
staltung der studentischen Lebensformen. Beweglich und flüssig sollen
wir sein und doch zugleich fest und sicher. Das trifft vor allem für
unsere Ruperto-Carola zu, die, wenn sie die älteste ist unter den Hoch-
schulen des Reichs, doch auch den Ehrgeiz hat, in ihrem Wesen und
Wirken, an Lebenskr ft und Lebenslust immerdar zu den jüngsten zu
zählen. Dazu lassen sie uns zusammenstehen, Dozenten und Studenten.
Wir dürfen freudig ans Werk gehen in dem Bewusstsein, dass über
unserer Arbeit eine Regierung waltet, die ihren eigenen grossen Tra-
ditionen folgt, wenn sie dem wissenschaftlichen Lehren und Lernen so
sorgsam und förderlich als möglich die Wege bereitet. Deshalb, Kom-
militonen, mögen wir heute, wo Sie von einem Prorektor zum andern
ziehen, dankbar des Rektors gedenken, den beide zu vertreten berufen
sind, des erhabenen Landesherrn, zu dem wir mit Vertrauen und Ehr-
furcht aufblicken, und ich bitte Sie, mit mir in den Ruf einzustimmen:
Der Rector magnificentissimus der Ruperto-Carola, Seine Königliche
Hoheit der Grossherzog, lebe hoch! hoch! hoch!
Der Zug begab sich dann nach dem Ludwigsplatz,
woselbst die Fackeln in der üblichen Weise zusammen-
geworfen wurden.
Chemisches Ferienpraktikum. Während der Oster-
ferien hält Professor Dr. Dittrich in seinem Laboratorium,
Brunnengasse 14, vom 8. März bis 2. April ein vierwöchent-
liches Chemisches Praktikum für Anfänger und Fort-
geschrittenere sowie für Studierende der Naturwissenschaften
und der Medizin ab. Ausführliche Prospekte und nähere
Auskunft im Laboratorium.
Von anderen Hochschulen.
Leipzig. Infolge innerer Zwistigkeiten hat sich der
Allgemeine Studentenausschuss an der Universität auf-
gelöst. Sein Vermögen in Höhe von 7000 Mk. ist dem
jubiläumsausschuss überwiesen worden.
Die Vor-
bereitungen für die 500jährige Jubelfeier der Univer-
sität im Sommer des Jahres kommen schon jetzt in Gang.
Besonders glanzvoll wird sich der studentische historische
Festzug gestalten, durch den ein Bild des alten Ruhms
und einer halbtausendjährigen Entwicklung der alma
mater Lipsiensis gegeben werden soll. Der Jubelfest-
Ausschuss der Studenten erlässt deshalb einen Aufruf
an die gesamte Studentenschaft der Universität und an
alle, die ihr angehört haben, sich an dem Festzug zu
beteiligen.
Cigarrenspecialbaus
hauptstr. 160 6. W. harter hauptstt. 160
Cigarren :: Cigaretten :: Tabake
in allen Preislagen und nur vorzüglichen Qualitäten
^ Vertag von J. Fjorning in Ijeidetberg. -@
Fjeidelbcrg und Umgebung
von Dr. Karl Pfaff, weil. Professor am Gymnasium zu Heidelberg.
K Zweite, bedeutend erweiterte Auflage. "TC
mit einer Gravüre, 118 Bildern, 3 Plänen und einer Karte.
Inhalt:
Einleitung. — Geschichte Heidelbergs und der Pfalz. — Die Stadt. — Hang durch die
Stadt. — Die Universität. — Das Schloss. — Die Umgebung. — Die geologischen Uer-
bältnisse Heidelbergs und seiner Umgebung (von A. Andreae). — Die Hora Heidelbergs
und seiner Umgebung (von % Heuberger). — Schluss. — Anmerkungen.
Preis gebunden mk. 4.80.
Bis reizendstes Geschenk und schönste Erinnerung an Heidelberg
bestens empfohlen.
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen
Heidelberger Akademische Mitteilungen
Nr. 18
Deutsche von einem eisernen Panzer umgeben sein müssen, um dem
Ansturm von Osten und Westen zu wiederstehen, dass wir mächtig
sein müssen, dass wir nur als Nation freier und selbstbewusster
Männer unsere Kultur und unser staatliches Dasein zu erhalten ver-
mögen. Noch schlummert, so hoffen wir, in unserer Jugend der Geist,
der vor 100 Jahren erweckt wurde, als es galt, das Joch der Fremd-
herrschaft abzuschütteln, der als furor teutonicus aufflammte, unerhörte
Anstrengungen und gewaltige Taten vollbrachte. Aber heute fordert
das Vaterland die männliche Beharrlichkeit in der Arbeit des Friedens,
jener geistigen Arbeit, welche die Kräfte des Volkes vervielfältigt und
der Nation neue Werte schafft.
Kommilitonen! Seitdem unsere Hochschule den Namen der Ruperto-
Carola trägt, hat sie allezeit vorangestanden unter den geistigen Mächten,
welche den Weg für unsere Nation bahnten. Möge sie im 20. Jahrhundert
bleiben, was sie im 19. Jahrhundert war: Hüterin des Schatzes, den
die geistige Arbeit unserer Väter erworben hat, die Führerin zu neuen
Siegen des Geistes, des Kleinods des deutschen Volkes. Unsere Ruperto-
Carola, sie lebe hoch!
Der künftige Prorektor, Geh. Rat Windelband,
zu dessen Wohnung sich der Zug dann bewegte, dankte
auf die Begrüssungsansprache mit folgenden Worten:
Kommilitonen!
Ich danke Ihnen für die Freude, die Sie mit dem Glanz der Fackeln
in mein Haus und Herz bringen. Sie haben die liebenswürdige Ge-
wohnheit, diese höchste akademische Ehrung auch dem zukünftigen
Prorektor, der sein Amt erst antreten soll, anzutun: er empfäi gt sie
sozusagen auf Vorschuss, als das Zeichen eines Vertrauens, das er erst
erwerben und bewähren soll. So erwidere ich den Gruss der Heidel-
berger Studentenschaft mit dem herzlichen Wunsche, dass mir in meinem
Amte stets ein glückliches Einvernehm n mit Ihnen beschieden sein möge.
Ein solches einmütiges Zusammenwirken von Lehrenden und Lernenden
ist ja in unserer Zeit nötiger denn je für einen segensreichen Fortbestand
der Universitäten. Sie stehen als die Hochburgen deutscher Geistes-
kultur, umbrandet von der bewegten Flut des neuen Lebens. Leiden-
schaftlich drängt sich umwühlend, abbröckelnd an sie heran die ganze
Fülle neuer Interessen, neuer Begie den, neuer Aufgaben, die unser
Volk in der rapiden Aufwärtsbewegnng seiner äusseren Kultur ergriffen
haben. Da gilt es die Augen wach zu halten, mit offenem Verständnis
dem drängenden Bedürfnis sich anzupassen und dabei doch die alte,
in ehrwürdiger Arbeit der Jahrhunderte erstarkte Eigenart vollauf zu
bewahren. Schwere Aufgaben ergibt das für die Wandlungen des
Lehrens und Lernens, für den Ausbau der Einrichtungen, für die Ge-
staltung der studentischen Lebensformen. Beweglich und flüssig sollen
wir sein und doch zugleich fest und sicher. Das trifft vor allem für
unsere Ruperto-Carola zu, die, wenn sie die älteste ist unter den Hoch-
schulen des Reichs, doch auch den Ehrgeiz hat, in ihrem Wesen und
Wirken, an Lebenskr ft und Lebenslust immerdar zu den jüngsten zu
zählen. Dazu lassen sie uns zusammenstehen, Dozenten und Studenten.
Wir dürfen freudig ans Werk gehen in dem Bewusstsein, dass über
unserer Arbeit eine Regierung waltet, die ihren eigenen grossen Tra-
ditionen folgt, wenn sie dem wissenschaftlichen Lehren und Lernen so
sorgsam und förderlich als möglich die Wege bereitet. Deshalb, Kom-
militonen, mögen wir heute, wo Sie von einem Prorektor zum andern
ziehen, dankbar des Rektors gedenken, den beide zu vertreten berufen
sind, des erhabenen Landesherrn, zu dem wir mit Vertrauen und Ehr-
furcht aufblicken, und ich bitte Sie, mit mir in den Ruf einzustimmen:
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Hoheit der Grossherzog, lebe hoch! hoch! hoch!
Der Zug begab sich dann nach dem Ludwigsplatz,
woselbst die Fackeln in der üblichen Weise zusammen-
geworfen wurden.
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Brunnengasse 14, vom 8. März bis 2. April ein vierwöchent-
liches Chemisches Praktikum für Anfänger und Fort-
geschrittenere sowie für Studierende der Naturwissenschaften
und der Medizin ab. Ausführliche Prospekte und nähere
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gelöst. Sein Vermögen in Höhe von 7000 Mk. ist dem
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sität im Sommer des Jahres kommen schon jetzt in Gang.
Besonders glanzvoll wird sich der studentische historische
Festzug gestalten, durch den ein Bild des alten Ruhms
und einer halbtausendjährigen Entwicklung der alma
mater Lipsiensis gegeben werden soll. Der Jubelfest-
Ausschuss der Studenten erlässt deshalb einen Aufruf
an die gesamte Studentenschaft der Universität und an
alle, die ihr angehört haben, sich an dem Festzug zu
beteiligen.
Cigarrenspecialbaus
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