Die Wehgeschichte für Gebildete von Poeliz 615
auch lichte Ueberblicke , um die Wirkungen der Begebenhei-
ten und die Gründe, warum sie solche Wirkungen hervorbrin-
gen mussten , schätzen zu lehren. Eine eigentümliche Em-
pfehlung des Werks aber ist, dass es, gerade je näher es der
neueren und neuesten Zeit kommt, desto vollständiger wird.
Eine charakteristische Unterscheidung dieser von denen Ar-
beiten, die mehr das Gelehrte zum Zweck haben. Die For-
schung beschäftigt sich gerne länger mitSicherung derGrundlage,
auf welcher alles spätere ruht. VVer in dem Gebäude woh-
nen will, sieht sich nach der nächsten Einrichtung um, in
welche die Zeit so eben auch ihn selbst als JVsitgenossen oder
Mitleidenden einfugt. Der 111. und IV. Band, weiche uns
von der Reformationszeit bis auf 1823 leiten, haben sich
deswegen weit mehr Raum zugeeignet, als die zwei Bände
über die altern Zeiten. Der vierte, ungeaclstet er nur die
letzten 34 Jahre utnfasst, ist doppelt so stark als der dritte.
Ohne Zweifel wird durch diese reiche Ergänzungen auch die
Speculation des früheren Nachdrucks gestört. Wegen det
Darstellungsart erklärt sich der Vf. wiederholt für Neutralität,
aber in dem Sinn, wie Johannes Müller (Werke Th. 5- S. 222)
sie auch zusagte. Auch Hr. B. setzt das partheilose Nentral-
seyn des Wahrheitfreundes ,,nicht in ängstliches Zurück-
halten eines männlichen, bestimmten Urtheiis über Personen
und Begebenheiten, oder gar in die Verschweigung, künst-
liche Deutelei und Verdiehung der im Weltlause kündbaren
Thatsachen. Der Mann von Charakter trägt das Bewusstsein
in sich, keiner Farthei, aber der geschichtlichen Wahrheit
anzugehören. — Deswegen führt er nach allen Seiten
das Geschehene hervor, unbekümmert, ob es dem Han-
delnden zum Ruhme oder zum Tadel gereiche. Wen er
so eben noch so gern gefobt hat, dessen Schwächen und
Fehler kann er, wo sie geschichtlich eintreten, doch auf dem
nächsten Blatte weder verhehlen noch bemänteln wollen.
Der Vf. beruft sich darauf, dass er in der Auflage des IV. Ban-
des erst noch im J. 1812 Manchem in seiner Sprache gegen
Napoleons Machtschläge zu kühn geschienen habe. Soll die
Menschheit sich selbst so leichtsinnig und verächtlich machen,
dass eilf flüchtige Zwischenjahre sie von dem Einem Aeusser-
sten auf das andere hinüber zu werfen vermögen ? Allerdings
mögen die, welche die Pflicht zu handeln und den Wechsel
der Würklichkeiten zu ordnen auf sich haben, sich von Theo-
rien und Ideologien der Gelehrten unabhängig erklären. Sie
wollen denn doch gewiss auch für das Concretum prüfen, was
Andere im Abstracten überdacht haben; nur aber wollen sie.
auch lichte Ueberblicke , um die Wirkungen der Begebenhei-
ten und die Gründe, warum sie solche Wirkungen hervorbrin-
gen mussten , schätzen zu lehren. Eine eigentümliche Em-
pfehlung des Werks aber ist, dass es, gerade je näher es der
neueren und neuesten Zeit kommt, desto vollständiger wird.
Eine charakteristische Unterscheidung dieser von denen Ar-
beiten, die mehr das Gelehrte zum Zweck haben. Die For-
schung beschäftigt sich gerne länger mitSicherung derGrundlage,
auf welcher alles spätere ruht. VVer in dem Gebäude woh-
nen will, sieht sich nach der nächsten Einrichtung um, in
welche die Zeit so eben auch ihn selbst als JVsitgenossen oder
Mitleidenden einfugt. Der 111. und IV. Band, weiche uns
von der Reformationszeit bis auf 1823 leiten, haben sich
deswegen weit mehr Raum zugeeignet, als die zwei Bände
über die altern Zeiten. Der vierte, ungeaclstet er nur die
letzten 34 Jahre utnfasst, ist doppelt so stark als der dritte.
Ohne Zweifel wird durch diese reiche Ergänzungen auch die
Speculation des früheren Nachdrucks gestört. Wegen det
Darstellungsart erklärt sich der Vf. wiederholt für Neutralität,
aber in dem Sinn, wie Johannes Müller (Werke Th. 5- S. 222)
sie auch zusagte. Auch Hr. B. setzt das partheilose Nentral-
seyn des Wahrheitfreundes ,,nicht in ängstliches Zurück-
halten eines männlichen, bestimmten Urtheiis über Personen
und Begebenheiten, oder gar in die Verschweigung, künst-
liche Deutelei und Verdiehung der im Weltlause kündbaren
Thatsachen. Der Mann von Charakter trägt das Bewusstsein
in sich, keiner Farthei, aber der geschichtlichen Wahrheit
anzugehören. — Deswegen führt er nach allen Seiten
das Geschehene hervor, unbekümmert, ob es dem Han-
delnden zum Ruhme oder zum Tadel gereiche. Wen er
so eben noch so gern gefobt hat, dessen Schwächen und
Fehler kann er, wo sie geschichtlich eintreten, doch auf dem
nächsten Blatte weder verhehlen noch bemänteln wollen.
Der Vf. beruft sich darauf, dass er in der Auflage des IV. Ban-
des erst noch im J. 1812 Manchem in seiner Sprache gegen
Napoleons Machtschläge zu kühn geschienen habe. Soll die
Menschheit sich selbst so leichtsinnig und verächtlich machen,
dass eilf flüchtige Zwischenjahre sie von dem Einem Aeusser-
sten auf das andere hinüber zu werfen vermögen ? Allerdings
mögen die, welche die Pflicht zu handeln und den Wechsel
der Würklichkeiten zu ordnen auf sich haben, sich von Theo-
rien und Ideologien der Gelehrten unabhängig erklären. Sie
wollen denn doch gewiss auch für das Concretum prüfen, was
Andere im Abstracten überdacht haben; nur aber wollen sie.